Sollten wir bei einer Betrachtung der neuesten Dramatik gleich als erstes auf die Geburtsjahrgänge schauen und daraus schon Schlussfolgerungen ziehen? Eher nicht. Und doch gibt es natürlich den Blick auf eine neue Generation, ohne dass man einschätzen könnte, was sie jenseits der meist in den 1990er Jahren liegenden Geburtsangabe verbindet. Was Soziologen zu den so genannten Millennials sagen, ist bislang kaum auf die Betrachtung von Literatur übertragen worden, auf neue Stücke schon gar nicht. Und doch ist klar, da gibt es zumindest in den Themen und Absichten einige Gemeinsamkeiten, die natürlich mit den Konflikten in der Gesellschaft zusammenhängen und auch damit, wie sich das Theater dafür interessiert. Der Schwerpunkt in diesem Heft besteht diesmal aus zwei Teilen: In einem Überblick stellt Iven Yorick Fenker einige Autor:innen dieser jungen Generation vor neben einem Gespräch mit Elisabeth Pape, die gerade den Kleist-Förderpreis erhielt. Am Theater Oberhausen soll, wie unser NRW-Redakteur Stefan Keim berichtet, der Spielplan aus möglichst vielen Uraufführungen bestehen, freilich nicht nur aus den Werken der Jüngsten, sondern zum Beispiel auch mit dem neuesten Stück John von Düffels, der in der damaligen Theaterwelt der gerade genannten Geburtsjahrgänge zum Pool der Hoffnungsträger für neue Dramatik gehörte. (S. 10–22) Außerdem gibt es gleich vier neue Texte aus dem Stück Labor Basel. (S. 40–74) Sie würden vollständig abgedruckt den Umfang des Heftes sprengen, so dass die jeweils ersten Stückteile im Heft per QR-Code als Download weitergelesen werden können. Eine Premiere! Und irgendwie passt das ja auch zu diesen neuen Autor:innen, oder?
Monica Bonvicini, in Berlin lebende Künstlerin aus Italien, wird im Kunstinsert mit ihrer großen Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie vorgestellt. (S.30) Sie möchte damit direkt „zur Stadt sprechen“. Das hat uns sehr gefallen, denn das ist, was ja auch die Theater wollen. Und in Zürich gerade nach den heißen Diskussionen um Nicolas Stemann und Benjamin von Blomberg für ihre Leitung des Schauspielhauses keine Fortsetzung haben soll. (S. 90)
Der Bühnenbildner Sebastian Hannak ist lange Zeit schon ein Meister der großen Raumbühnen, im Schauspiel wie im Musiktheater. Deren Idee diskutiert er gern mit der historischen Entstehung der Visionen von Walter Gropius. Baden-Württemberg-Redakteurin Elisabeth Maier hat ihn für ein ausführliches Porträt getroffen und dazu befragt. (S. 24)
Dossiers zur neuen Dramatik und zum Stück Labor finden Sie auf tdz.de/dramatik.
Nathalie Eckstein Thomas Irmer
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Magazin | |
Lichtwarktheater: Ein Haus für alleDas neue Theater in Hamburg-Bergedorfvon Peter Helling | Seite 4 |
Radialsystem Berlin: „Let’s create this ocean together“Von Venus, Octavia, Ada und ihren nicht-menschlichen Gefährt:innenvon Theresa Schütz | Seite 5 |
Gesammelte Kurzkritiken: Gnadenlose Unruhe„Pirsch“ von Ivana Sokola (UA) – Regie Christina Gegenbauer, Bühne, Kostüme und Video Frank Albert, Musik Nikolaj Efendivon Lina Wölfel | Seite 6 |
Gesammelte Kurzkritiken: Schuss / Gegenschussvon Christoph Leibold | Seite 6 |
Parabel auf die Pervertierung einer Idee„Wolokolamsker Chaussee I-V“ von Heiner Müller – Regie Josua Rösing, Bühne und Kostüme, Ariella Karatolou, Video Jens Bluhmvon Michael Bartsch | Seite 7 |
Das bessere Theatervon Kathrin Röggla | Seite 8 |
Thema | |
Neue Dramatik, alte Geschichten, neue WeltenNeue Texte im Verhältnis zu einer neuen Realitätvon Iven Yorick Fenker | Seite 12 |
Die eigene DringlichkeitDie Dramatikerin Elisabeth Pape über Schreiben als Freiheit, Geduld in der Überarbeitung und die Auszeichnung mit dem Kleist-Förderpreis im Gespräch mit Nathalie Ecksteinvon Nathalie Eckstein und Elisabeth Pape | Seite 16 |
Leidenschaftlich zeitgenössischDas Theater Oberhausen setzt fast ausschließlich auf neue Dramatikvon Stefan Keim | Seite 20 |
Akteure | |
Ganz nah dran am „Gefühlskraftwerk Oper“Mit seinen Raumbühnen öffnet der Szenograf Sebastian Hannak Horizonte für ein demokratisches Theater. Mit technischen Konstruktionen und digitaler Technik schafft er dem Publikum Erlebnissevon Elisabeth Maier | Seite 24 |
I do you!Die Künstlerin Monica Bonvicini verwandelt die Neue Nationalgalerie in einen Ort der Reflexionen über Architektur und Macht, Begehren und Sublimation – als Dialog mit Berlin Im Gespräch mit Heimo Lattvon Heimo Lattner und Monica Bonvicini | Seite 30 |
Ein Vorkämpfer der „Freien Szene“Ludger Schnieder, Theater im Pumpenhaus in Münstervon Henning Fülle | Seite 38 |
Impulsgeber in der FankurveEin Nachruf auf den Regisseur und Vielfachintendanten Jürgen Flimmvon Thomas Wördehoff | Seite 39 |
Stück | |
Stück Labor 2021/22Neue Schweizer Dramatik | Seite 40 |
„Hänsel & Greta & The Big Bad Witch.“(Auszug)von Kim de l’Horizon | Seite 42 |
„La Felicità“(Auszug)von Pablo Jakob Montefusco | Seite 50 |
„Weint nicht über mich (Weint über euch und eure Kinder)“(Auszug)von Michelle Steinbeck | Seite 58 |
„Die Entfremdeten“(Auszug)von Alexander Stutz | Seite 66 |
Diskurs & Analyse | Seite 76 |
Serie: Warum wir das Theater brauchen #02Das nicht Bereinigtevon Anne Lenk | |
Report | |
Die wirkende ErinnerungDas Festival Teatro a Mil in Santiago de Chile zieht einen roten Faden des Putsches vor 50 Jahren durch sein Jubiläumsprogrammvon Thomas Irmer | Seite 80 |
Körper auf der BühneDer Performance-Showcase in Ljubljana zeigt verschiedene Varianten eines Begriffsvon Nathalie Eckstein | Seite 84 |
Magazin | |
Gestörtes VertrauensverhältnisZum Ende der Intendanz von Nikolas Stemann und Benjamin von Blomberg in Zürichvon Martin Wigger | Seite 90 |
Den Prozess lesenWie sich Regie in der Dokumentation zeigen lässtvon Thomas Wieck | Seite 92 |
Mehr als nur ein DokumentDie Oper „Lanzelot“ von Paul Dessau und Heiner Müller erstmals in einer CD-Editionvon Thomas Irmer | Seite 93 |
Popanz der MachtIn seinem Endspielfilm „Seneca“ spekuliert Robert Schwentke lustvoll über die letzten Stunden des römischen Philosophen und Tyrannenerziehersvon Claus Löser | Seite 94 |
Impressum / Autorinnen / Autoren 3/2023 | |
Magazin | Seite 96 |
Was macht das Theater, Bernhard Stengele?Im Gespräch mit Michael Helbingvon Michael Helbing und Bernhard Stengele |
Michael Bartsch
Monica Bonvicini
Kim de l’Horizon
Nathalie Eckstein
Iven Yorick Fenker
Henning Fülle
Michael Helbing
Peter Helling
Thomas Irmer
Stefan Keim
Heimo Lattner
Christoph Leibold
Anne Lenk
Claus Löser
Elisabeth Maier
Pablo Jakob Montefusco
Elisabeth Pape
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