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Heft 12/2008
IXYPSILONZETT 03/2008
Autorenförderung
Rückstichheftung mit 32 Seiten, Format: 210 x 280 mm
„Die Autoren des Kindertheaters in der Bundesrepublik heißen Grimm, Hauff, Kipling, Andersen und Bassewitz. Nachzulesen in der Werkstatistik des Deutschen Bühnenvereins für die Spielzeit 1988/89. Die Autoren der Freien Gruppen sind die Freien Gruppen selbst. Mehr als dreiviertel der Stücke, die von den Kindertheatern ohne städtische oder staatliche Anbindung an ein großes Haus gezeigt werden, sind auch von diesen entwickelt worden. Die Stadt- und Landestheater spielen - sofern sie nicht Grimm, Hauff und andere (siehe oben) geben - Stücke von Autoren aus den Niederlanden und Schweden. Soweit das kleine Horrorgemälde für den bundesdeutschen Autor. Es scheint ihn nicht zu geben."
Auf dem ersten Frankfurter Autorenforum für Kinder- und Jugendtheater, in dessen Rahmen im Dezember 1989 das Kinder- und Jugendtheaterzentrum in der Bundesrepublik Deutschland eröffnet wurde, sprach es einer der profiliertesten deutschsprachigen Theaterautoren, der Theaterleiter Volker Ludwig, aus: „Wir suchen dringend Kinder- und Jugendtheaterautoren- und das seit mehr als fünfzehn Jahren". Anlässlich einer Podiumsdiskussion diskutierten Autoren und Lektoren über die Misere der Kinder- und Jugendtheaterautoren in der Bundesrepublik Deutschland: „Vierter Rang - letzte Reihe". Damals beklagte die Jugendbuchautorin Margret Steenfatt ihre erste Theatererfahrung, bei der sie insgesamt viermal ihr eigenes Buch „Nele ein Mädchen ist nicht zu gebrauchen" dramatisieren musste. „Ich denke, ich bin auch wohl ziemlich naiv das erste Mal rangegangen, weil ich eben wenig Er fahrung hatte." Zur Premiere ist sie gar nicht erst erschienen, da das Theater ihre Konzeption des Stückes nicht akzeptieren konnte. Marion Victor, vom Verlag der Autoren aus Frankfurt am Main, bestätigte diese Erfahrung. „Ich denke schon, dass dieser nicht ein malige Vorgang ein allgemeines Klima kennzeichnet, von dem Umgang mit Autoren und Texten. Und das fängt schon auf der Probe an, bei der Aneignung des Textes, beim schlampigen Sprechen, bei Ungenauigkeit der Wiedergabe von Texten." Für ihre Begriffe reproduzieren diese Theatermacher eigentlich nur die gesellschaftliche Missachtung, die das Kindertheater hat. Ein anderer Fall, der danach verhandelt wurde: Rudolf Herfurtner. Der Münchner Autor hatte unter der Intendanz Jürgen Flügges ein paar Mal am Theater der Jugend als Autor Stücke entwickelt, die dort selbst zur Uraufführung kamen. Nun wagte er es, ein Stück am Schreibtisch zu schreiben. „Die Nachtvögel" hatten am Kinder- und Jugendtheater Osnabrück Premiere. Doch zwei Jahre lang wurde das Stück nicht nachgespielt. Das liegt sicher nicht an Herfurtners Stücken, es ist die allgemeine Regel im deutschen Kinder- und Jugendtheater. Denn wer von der Presse wahrgenommen werden will, muss mit einer Uraufführung, mindestens aber mit einer deutschen Erstaufführung locken. Ansonsten kommt nur der Fotoreporter und es wird wieder einmal über die glänzenden Kinderaugen berichtet. So gibt es wohl kaum eine Sparte im Theater, die dermaßen viele Ur- und Erstaufführungen zeigt wie das Kinder- und Jugendtheater.
Und zwanzig Autorenforen später? Noch immer scheint es Gründe genug zu geben, den ‚Markt‘ zu regulieren. Obwohl sich viel getan hat! Der Deutsche Kindertheaterpreis und der Deutsche Jugendtheaterpreis wurden ins Leben gerufen und sorgen ebenso für eine Qualitätsdebatte wie andere Preise und Wettbewerbe im Kinder- und Jugendtheater. Es gibt eine Nachwuchsförderung - dem Zentrum sei Dank. Und es gibt Stücktexte, die auch in Buchform bestehen müssen. Die Stückentwicklung am Theater ist aber noch immer eine Luxusangelegenheit, wie uns Stefan Fischer-Fels eindrucksvoll in dieser Ausgabe Bericht erstattet. Der Autor im Theater für ein junges Publikum - mittlerweile ein bekanntes Wesen. Aber ob er davon leben kann, ob die Förderinstrumentarien funktionieren und ob das Theater die dramatische Literatur noch oder wieder zu würdigen weiß, das bedarf der Überprüfung! Wir bleiben dran!! Denn wie hieß es in Grimm & Grips Nummer 4: „Es wird noch lange dauern, bis die Autoren des Kinder- und Jugendtheaters von der letzten Reihe des vierten Rang in das Parkett aufrücken dürfen. Es wird so lange dauern, bis dass die Lobbyisten des Kinder- und Jugendtheaters endlich gemeinsam Front machen gegen die, die glauben, da Theater nur für Kinder und Jugendliche gemacht wird, hier sparen zu können. Kultur für Kinder und Jugendliche darf aber nicht länger im Abseits stehen. Die Produzenten dieser Kultur, die Literaten und Dramatiker dürfen nicht weiter als Kulturproduzenten zweiter Klasse behandelt werden."
Und das gilt allemal noch!!!
Von Wolfgang Schneider
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