Heft 05/2010
IXYPSILONZETT 02/2010
Sichtweisen auf einen persischen Mythos
Rückstichheftung mit 32 Seiten, Format: 210 x 280 mm
„Il Ponte – Die Brücke“ hieß ein Projekt, dessen künstlerische Ergebnisse im letzten Monat im österreichischen Villach zu sehen waren. Das „Toihaus“ aus Salzburg und „La Baracca“ aus Bologna haben daran ebenso mitgewirkt wie das britische Netzwerk für Kinderkultur „ISAACS UK“ und die Fachhochschule Potsdam mit ihrem Studiengang „Bildung in der frühen Kindheit“. Es ging um Kunsterziehung mit den Mitteln des Theaters, es ging um das Recht der Kinder auf ein Theater von Anfang an und es ging um den Austausch von Theatermachern. „Building Bridges, Crossing Borders“ ist das Motto des nächstjährigen Weltkongresses der ASSITEJ in Kopenhagen und Malmö. Und auch das Rahmenprogramm des 11. Deutschen Kinder- und Jugendtheater-Treffens 2011 in Berlin will sich dem Brückenbau der dramatischen Künste widmen. Eingeladen werden internationale Koproduktionen des deutschen Kinder- und Jugendtheaters. Die häufen sich erfreulicherweise. Sind zum Teil Bestandteil des künstlerischen Programms. Und verstehen sich weit mehr als die klassischen Festivalgastspiele als Dialog der Kulturen.
Es gibt noch reichlich Bedarfe am Brückenbau: Zum Überwinden von Grenzen, zum Überschreiten von Trennendem, zum Übersetzen auf neues Terrain. Die Brücke als Symbol von internationaler Theaterarbeit. Von zwei Seiten aufeinander zugehen, sich in der Mitte begegnen, zurückschauen, nach vorne blicken. Von zwei Seiten denken, Unterschiedlichkeiten wahrnehmen, gemeinsames Handeln ermöglichen, getrennte Wege weitergehen – aber in Kenntnis von einander. Kenntnisse erlangen von der Sprache, der Gesprochenen, der Gedachten und der Imaginierten. Kenntnisse von den Kulturen, dem kulturellen Erbe und der künstlerischen Avantgarde. Auf der Brücke ist immer dazwischen – auch das ist ein schönes Bild: Interkultur will gelebt werden, Interkultur ist ein Programm, Interkultur braucht Kulturpolitik. Denn es gilt: Nicht nur Reisen bildet, Reisen prägt und Reisen kostet. Und dafür müssen Ressourcen aufgebracht werden – Zeit und Geld. Die Herausforderungen in der globalisierten Kulturlandschaft bedürfen der Förderung. Und das muss auch in Zeiten knapper Kassen gesagt werden dürfen. Zumal der Profit ein großer sein kann. Die Ökonomie würde von einer Win-win-Situation sprechen. Denn nachhaltig sind die Erfahrungen, sie wirken sich im besten Falle auf die weiteren künstlerischen Prozesse aus, sie können Inhalte und Ästhetik beeinflussen, sie werden vielleicht sogar verinnerlicht, um immer wieder einmal auf der Bühne veräußert zu werden.
Von solchen guten Beispielen soll in dieser Ausgabe unserer Zeitschrift die Rede sein. Von einer ganz besonderen Zusammenarbeit in Teheran und Freiburg, von einem deutsch-iranischen Theaterdialog und einem Theatersolo, das als interkulturelles Modell Migration in unserem Lande Transparenz geben kann. Zwischen der Islamischen Republik Iran und der Bundesrepublik Deutschland gibt es derzeit nur bedingt freundschaftliche Beziehungen. Es sind die Künstler beider Länder, die sich auf Augenhöhe begegnen, auf der Suche nach dem Vertrauten im Fremden und nach dem Fremden im Vertrauten. Das ist eine Form zivilgesellschaftlicher auswärtiger Kulturpolitik, artifiziell statt offiziell. So entstehen in der Kunst Brücken zum Aufeinander zu gehen, während in der Politik ansonsten eher Hürden aufgebaut werden. Wider die Einbahnstraßen von oben entstehen Verbindungen von unten.
PS: Einen Austausch über den Austausch organisiert die ASSITEJ zusammen mit dem Jungen Ensemble Stuttgart beim Internationalen Festival „Schöne Aussicht“. Künstler, Förderer und Netzwerker werden am runden Tisch sitzen. Ein zweitägiges Symposium erörtert die Interessen, Bedarfe und Erfahrungen und fragt nach dem Kooperieren und Koproduzieren sowie nach den Perspektiven des Austauschs der Kinder- und Jugendtheater.
Wolfgang Schneider
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Sichtweisen auf einen persisichen Mythos. Interview zur deutsch-iranischen Koproduktion „Simurghs letzte Feder“mit den Schauspielern Negar Abedi (Teheran), Ashkan Khatibi (Teheran) und Daniela Mohr (Freiburg), sowie dem Regisseur Stephan Weiland (Freiburg)von Stephan Weiland, Eckhard Mittelstädt, Petra Fischer, Negar Abedi, Ashkan Khatibi und Daniela Mohr | Seite 4 |
Suche nach dem Vertrauten im Fremden – dem Fremden im VertrautenSimurghs letzte Feder – ein iranisch-deutsches Theaterprojektvon Christel Hoffmann | Seite 6 |
Wertvoll und wichtig – über die Theaterarbeit hinausEin deutsch-iranischer Theaterdialog zwischen Ludwigshafen und Teheranvon Anne Richter | Seite 10 |
Das verlorene Paradies HeimatDie Junge Bühne im Alten Theater Ulm zeigt die Uraufführung „Stuttgart – Teheran“von Christian Schönfelder | Seite 11 |
Beiträge | |
Hart am Wind und auf der Suche nach anderen Spielansätzen2. Norddeutsches Kinder- und Jugendtheatertreffen in Hannovervon Manfred Jahnke | Seite 12 |
Die Frische und das Gefühl der Einmaligkeit herstellenMarie Ruback, Schauspielerin an der Schauburg Münchenvon Manfred Jahnke | Seite 16 |
„Eine gut erzählte Geschichte lässt Dinge nie so, wie sie sind“Panoptikum 2010 stellt die Geschichten in den Mittelpunktvon Ilona Sauer | Seite 18 |
Wechselspiele zwischen Bühne und ZuschauerraumEin Symposion des Helios Theater in Hammvon Eckhard Mittelstädt | Seite 20 |
„Das kann mit Tanz anfangen und woanders enden“Hip Hop ist wichtige Schnittstelle für den Tanz im Kinder- und Jugendtheater gewordenvon Hans-Christoph Zimmermann | Seite 22 |
Dokumente | Seite 26 |
Traumstelle GripsEin Glückwunsch zum 40. Geburtstagvon Stefan Fischer-Fels | |
Zwischenruf | Seite 28 |
Jetzt wird es sich erweisen…von Olaf Zimmermann | |
Rezension | Seite 30 |
Was (w)sollen Schüler lesen? Abithemen und Theater – was hat das miteinander zu tun?Gabriela Paule: Kultur des Zuschauens. Beiträge zur Forschung, Band 6, München (kopaed) 2009, 380 S. ISBN 978-3-86736-059-3, 22,80 EUR.von Henning Fangauf | |
Termine | Seite 31 |
Impressum | Seite 31 |
Theatertreffen | Seite 32 |
Ankündigung:Theatertreffen der Freien Kinder- und Jugendtheater (12. - 16. Juni 2010) in Nürnberg |
Negar Abedi
Henning Fangauf
Petra Fischer
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