Lessing-Museum in Kamenz präsentiert neue Dauerausstellung
Erstmals wird Haarlocke des Dichters öffentlich gezeigt
Im sächsischen Kamenz (Landkreis Bautzen) öffnet ab dem 1. Februar eine neue Dauerausstellung über Gotthold Ephraim Lessing.
Wie der Sprecher des Lessing-Museums, Matthias Hanke, der Nachrichtenagentur dapd sagte, wurde die bisherige Schau in den vergangenen Monaten völlig umgestaltet. Besucher erhalten demnach einen Einblick in die wichtigsten Werke des berühmten Dichters. Zudem lädt eine "Bibliothek der schwebenden Bücher" zur reizvollen Entdeckungsreise in Lessings Leben ein. Originale aus der Museumssammlung veranschaulichen zudem die Zeit des 18. Jahrhunderts.
Hanke sagte, in der neuen Dauerausstellung, die am Dienstag (1.2.) wieder Besucher empfängt, seien neueste Forschungsergebnisse berücksichtigt worden. Seit 1984, als die bisherige Schau eingerichtet wurde, habe sich auch der Forschungsstand verändert. Auf 300 Quadratmeter Ausstellungsfläche im Lessinghaus wird erstmals auch eine Haarlocke des Dichters der Öffentlichkeit gezeigt.
Lessing, Dichter der deutschen Aufklärung (1729-1781, wurde als Pfarrerssohn in Kamenz geboren. Zu seinen bekanntesten Werken gehört das Drama "Nathan der Weise". Bisher haben jährlich 10.000 bis 15.000 Gäste die Kamenzer Einrichtung besucht, davon mehr als die Hälfte Schulkinder.
Die Ausstellung zeichnet den Angaben zufolge die Lebensstationen Lessings nach und gibt Einblick in seine Werke, die von Fabeln über Dramen bis zu Theoretischen Schriften reichen. Seine Kindheit und Jugend verbrachte Lessing in Kamenz, wo er eine protestantische Lateinschule besuchte. Später wechselte er an die Fürstenschule nach Meißen. In Leipzig und Wittenberg studierte der junge Lessing Theologie, Medizin und Philosophie. Sein späterer Lebensweg führte ihn über Berlin, Breslau und Hamburg schließlich nach Wolfenbüttel, wo er 1770 Bibliothekar in der Herzogischen Bibliothek wurde. Nach längerer Krankheit starb der Aufklärer 1781 in Braunschweig.
Zwar könne ein Museum allein die Aktualität eines Schriftstellers nicht bewahren, wohl aber die Erinnerung an sein Werk lebendig halten, sagte der Geschäftsführer der Lessing-Akademie Wolfenbüttel, Helmut Berthold der Nachrichtenagentur dapd. Lessing als einer der drei Klassiker neben Goethe und Schiller sei noch immer präsent.
Renaissance nach Terroranschlägen
Von seinen Werken liegen den Angaben zufolge Übersetzungen in mehr als 30 Sprachen vor. "Nathan der Weise", "Minna von Barnhelm" und "Emilia Galotti" gehörten zu den meistgespielten Bühnenklassikern, sagte Berthold. Noch immer sei der Aufklärer auch fester Bestandteil des Lehrplans an Schulen. Berthold plädiert dafür, Lessings Texte in der Rechtschreibung der damalige Zeit zu behandeln. Diese gewisse "Fremdheit" der Sprache sähen viele Schüler als besonderen Reiz und Herausforderung. Seinem aufklärerischen Prinzip folgend fordere Lessing seine Leser oder das Publikum seiner Theaterstücke stets auf, selbst zu denken, betonte der Lessing-Forscher. Das stoße bei den jungen Leuten noch immer auf Interesse.
Insbesondere nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 habe Lessing eine Renaissance erlebt. So hätten beispielsweise palästinensisch-israelische Aufführungen seines Dramas "Nathan der Weise" mit den Themenschwerpunkten Humanismus und Toleranz für weltweite Beachtung gesorgt.
Für Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) war Lessing "der höchste Verstand" und für die Menschen im 19. Jahrhundert "Deutschlands Stolz", so das Museum. Mehr als 1.200 Straßen, Plätze sowie Gassen trügen heute Lessings Namen. Während in Kamenz Lessing klassisch museal aufgearbeitet und präsentiert wird, widmet sich die Lessing-Akademie des Lessing-Hauses Wolfenbüttel der wissenschaftlichen Dokumentation des Aufklärers. An der letzten Wirkungsstätte Lessings in Niedersachsen finden regelmäßig Lesungen, szenische Darbietungen und Filmvorführungen statt.
Die Lessing-Akademie (Wolfenbüttel)
Lessing-Museum (Kamenz)
Öffnungszeiten Lessing-Museum (ab 1. Februar):
Dienstag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr,
Wochenende und an Feiertagen von 13 bis 17 Uhr.
Eintritt: Erwachsene 3 Euro, ermäßigt 1,50 Euro, Rabatte für Schülergruppen.
Quelle: Nils-Eric Schumann für dapd