FREISTIL
Die Fidena und ihre Künstler
Herausgegeben von Petra Biederbeck und Annette Dabs
Broschur mit 144 Seiten, Format: 230 x 270 mm
ISBN 978-3-943881-78-3
- Eine eindrucksvolle Bilddokumentation des wichtigsten Figurentheater-Festivals Deutschlands
Das Figurentheater der Nationen (Fidena) in Bochum ist eines der wichtigsten Festivals des visuellen Theaters. Seit über einem halben Jahrhundert finden hier die bedeutendsten Künstler einer speziellen Theaterkunst ihre Plattform: internationale Stars wie Neville Tranter ebenso wie Ilka Schönbein, Frank Soehnle, Suse Wächter oder Gisèle Vienne. Durch die Verbindung von bildender und darstellender Kunst zählen auch Stelarc, Robert Lepage und Andrij Zholdak zur Festivalgeschichte. Im Mittelpunkt steht die Begegnung der Künste und der Künstler.
FIDENA klingt in den Ohren des weltweit anreisenden Publikums nach künstlerischem Abenteuer und ästhetischer Provokation, nach subversiver Tradition und intelligentem Vergnügen. „Freistil“ fokussiert dieses impulsive Schaffen in einer eindrucksvollen Bilddokumentation, mit Originalbeiträgen der Protagonisten sowie aktuellen Statements von Persönlichkeiten aus Kunst, Politik und Wissenschaft. Es ist eine Hommage an herausragende Künstler und ein Plädoyer für die Freiheit der Kunst.
Grusswort:
„Die Marionetten kosten weniger als die Schauspieler und verursachen weniger Probleme als die Schauspieler“, soll vor gut dreihundert Jahren Kardinal Enrico de Noris einmal bemerkt haben. Noch mehr als für seine Liebe zum Theater ist er für seine Verteidigung des heiligen Augustinus bekannt gewesen. Danach hatte Heinrich von Kleist, einer der großen deutschen Dichter, eine aufregende Idee davon, was sich aus dem Marionettentheater entwickelt, wenn sich die Kunst seiner annimmt: „Ebenmaß, Beweglichkeit, Leichtigkeit – nur Alles in einem höheren Grade“, das war vor rund zweihundert Jahren. Beide aber hätten sich bei aller Verschiedenheit nicht träumen lassen, was Künstler heute aus dem Marionetten- und Puppentheater zu formen vermocht haben: das moderne Figuren- und Objekttheater, eine der faszinierendsten Ausdrucksformen der darstellenden Kunst – kreativ, spektakulär, skurril, schräg, fantastisch, verblüffend, anregend, beeindruckend. Nicht zuletzt auch deshalb, weil hier oftmals unter schwierigen räumlichen und finanziellen Bedingungen mit wenig Mitteln und viel Fantasie große Wirkung erzielt wird.
Das Festival mit dem gewiss nicht übertreibenden Titel „Figurentheater der Nationen“ – Fidena – in Bochum ist eines der wichtigsten seiner Art in Deutschland und Europa, das die aktuellen und oftmals wegweisenden neuen Produktionen aus diesem Bereich vorstellt. Seit 1998 liegt die künstlerische Leitung (und die Geschäftsführung) in den Händen von Annette Dabs. Sie und ihre Mitstreiter leisten mit diesem erstaunlichen Festival einen wertvollen Beitrag, das kulturelle Leben in Bochum und in der Metropolregion Ruhr zu bereichern sowie den Ruf der Stadt als ein Zentrum dieser faszinierenden Kunstform international zu festigen. Dass nun mit diesem Buch ein umfassendes Porträt des Festivals und seiner einzigartigen Kunstsparte vorgelegt wird, hat meine große Sympathie. Und diese gilt natürlich ebenso seinen bemerkenswerten Künstlerinnen und Künstlern: Sie erst geben dem Festival den Inhalt und schenken uns – ihrem Publikum –, mindestens für die Dauer einer Aufführung, manchmal nachdenkliche, vielfach glückliche Mienen und immer eine faszinierende Zeit.
Prof. Dr. Norbert Lammert
Präsident des Deutschen Bundestages
Zum Geleit:
1989 gründete Johannes Rau, damals Ministerpräsident des Landes Nordrhein- Westfalen, mit großem kulturpolitischem Weitblick die Kunststiftung NRW – zunächst noch als „Stiftung Kunst und Kultur des Landes Nordrhein-Westfalen“. Die Förderung der Stiftung hat wesentlich dazu beigetragen, dass das Land Nordrhein-Westfalen heute als kulturell vielfältigste Region Europas gilt.
2014 feiert die Kunststiftung NRW ihr 25-jähriges Jubiläum. In den 25 Jahren ihres Bestehens sind in Nordrhein-Westfalen zahlreiche herausragende Projekte und Experimente in Visueller Kunst, Literatur, Musik, Theater und Tanz entstanden, die sich an alle Generationen richten. Für ihr Jubiläumsjahr hat die Stiftung zusammen mit Künstlerinnen und Künstlern und Institutionen Projekte entwickelt, in denen sich ihr Fördergedanke auf ideale Weise manifestiert. In besonderem Maße widmet sie sich der Förderung spartenübergreifender Projekte, mit dem Ziel, Synergien zu schaffen und in Kooperationen künstlerische Ideen auf idealtypische Weise Wirklichkeit werden zu lassen.
Seit 1999 fördert die Kunststiftung die Fidena in Bochum. Als langjährige Partnerin begleitet sie damit eines der wichtigsten und zugleich experimentierfreudigsten Festivals im Bereich Figurentheater, das weit über die Landesgrenzen einen herausragenden Ruf genießt. Vor allem aufgrund des vielseitigen künstlerischen Angebots im Erwachsenenund Kinderprogramm und aufgrund der Künstlerauswahl, die immer auch Newcomer des Figurentheaters präsentiert, bietet die Fidena einen faszinierenden Überblick über die zeitgenössischen Szenen.
Der künstlerischen Leiterin Annette Dabs ist es in den vergangenen Jahren gelungen, die Fidena mit kluger Programmierung in der internationalen Festivallandschaft zu verankern. Zum Entwicklungspotenzial „ihrer“ Fidena kommentierte sie 2008 in einem Interview mit der Kunststiftung NRW: „Ich habe keine Sorge um die Zukunft: Zum einen besitzen ‚sprechende‘ Materialien internationales Verständigungspotenzial, und außerdem können Puppen fliegen, da müssen die Gedanken nur gut im Training bleiben, um hinterherzukommen.“
In diesem Sinne sagen wir als Vorstand der Kunststiftung NRW der Fidena herzlichen Dank für die großartige bisherige Arbeit – verbunden mit den besten Wünschen für die kommenden Ausgaben des Festivals. Anlässlich ihres 25-jährigen Jubiläums verbindet sich die Kunststiftung NRW auf besondere Weise mit der Fidena: Sie schenkt dem Festival die nun vorliegende Publikation – mit der Gewissheit, dass sie nicht nur Dokumentation und Bestandsaufnahme ist, sondern in gleichem Maße auch Impulsgeber für Zukünftiges.
Wir wünschen „FREISTIL. Die Fidena und ihre Künstler“ eine große und neugierige Leserschaft.
Dr. Ursula Sinnreich,
Dr. Fritz Behrens
Generalsekretärin und Präsident der Kunststiftung NRW
Freistil. Eine Vorbemerkung:
„Mut zur Subjektivität“ propagierte Prof. Dr. Hans-Thies Lehmann in einem Gespräch, das das künstlerische Potenzial der Fidena von wissenschaftlicher Seite beleuchten sollte. Überraschend wurde „Instinkt“ das Thema der Runde und vehement forderte einer der renommiertesten Theaterwissenschaftler Freiräume für den Umgang mit zeitgenössischer Kunst. Gleichermaßen anregend war der Austausch mit Dr. Thomas Oberender, dem Intendanten der Berliner Festspiele. Die Verantwortung eines Festivalchefs für Künstler wurde hier ebenso erörtert wie die Fragen, warum Kunstwerke „soziale Schulen“ sind und wieso ausgerechnet das Figurentheater „Räume öffnen“ kann.
Beide Interviews bilden den Prolog für den Hauptteil von FREISTIL: die Künstler der Fidena. In diesem ersten großen Porträt des ‚Figurentheaters der Nationen‘ kommen ausgewählte Protagonisten des visuellen Theaters zu Wort, von AKHE bis Zholdak. Künstler, die sowohl die internationale Szene als auch das Bild des Festivals in den letzten Jahren entscheidend geprägt haben.
Mit Stelarcs Maschinentanz machte Annette Dabs 1999 den Auftakt zu ihrer ersten Fidena. Eine zweifellos subjektive und mutige, zugleich aber auch programmatische Entscheidung. „Ich wollte die Grenzen dessen, was damals allgemein unter Figurentheater und Animation verstanden wurde, weiter stecken auch in Richtung bildende Kunst, wollte die Diskussion eröffnen und neue Impulse setzen“, schreibt Annette Dabs jetzt über den australischen Aktionskünstler. Warum dieser und andere Künstler einen Platz in diesem Buch ‚verdient‘ haben, formuliert sie in Statements unter dem Titel ‚Deshalb‘.
FREISTIL genügt sich nicht in einer Rückschau. In Originalbeiträgen der Akteure verdichten sich Vielfalt und Verfassung einer unerschrockenen Kunstsparte am Beginn des 21. Jahrhunderts. Die hier versammelten Stimmen lassen aufhorchen. Einhelliger Tenor ist, dass Kreativität nur jenseits von Effizienzgedanken wachsen kann, unbeirrt von aktuellen Bestrebungen, Kunst als ökonomisches oder bildungspolitisches Gut zu vereinnahmen.
Den Rahmen dieser Publikation stecken enge Wegbegleiter der Fidena: der Präsident des Deutschen Bundestages und Bochumer Bürger Prof. Dr. Norbert Lammert sowie der Gründungsintendant der Ruhrtriennale Gerard Mortier, für den die Fidena „eines der wichtigsten Festivals im deutschen Bereich“ ist. Der Schlusspunkt gehört wiederum einer Künstlerin: Stefanie Oberhoff.
All die unterschiedlichen Positionen machen deutlich: Künstlerische Freiräume sind kostbar. Sie zu erhalten und zu verteidigen ist unerlässlich. Wozu? Roland Shön bringt das auf den Punkt: „Die Kunst ist vollkommen nutzlos, aber unbedingt lebensnotwendig, so wie das Spiel für ein Kind. Sie befreit nicht von der Last der Welt, aber sie vermag es, ein Kilo Blei in ein Kilo Federn zu verwandeln.“
Petra Biederbeck
Theaterwissenschaftlerin und Dramaturgin
Kapitel | Seite |
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Kapitel | Seite |
Grußwortvon Norbert Lammert | Seite 7 |
Zum Geleitvon Ursula Sinnreich und Fritz Behrens | Seite 8 |
Freistil. Eine Vorbemerkungvon Petra Biederbeck | Seite 9 |
Mut zur SubjektivitätEin Gespräch mit Prof. Dr. Hans-Thies Lehmannvon Hans-Thies Lehmann, Annette Dabs und Petra Biederbeck | Seite 10 |
Räume öffnenEin Gespräch mit Dr. Thomas Oberendervon Thomas Oberender und Annette Dabs | Seite 17 |
Deshalb. Ein Statementvon Annette Dabs | Seite 25 |
AKHE Engineering Theatrevon AKHE Engineering Theatre | Seite 26 |
Compagnie Luc Amorosvon Luc Amoros | Seite 30 |
Théâtre de la Mezzaninevon Denis Chabroullet | Seite 34 |
Numen Companyvon | Seite 38 |
Hotel modernvon - Hotel Modern | Seite 42 |
La pension du gai hasardJoanne Foley und Philippe Rodriguez-Jordavon - La Pension du Gai Hasard | Seite 46 |
Les Ateliers du Spectaclevon Jean-Pierre Larroche | Seite 50 |
Needcompanyvon Jan Lauwers | Seite 54 |
Ex Machinavon Robert Lepage | Seite 56 |
Là Où – marionnette contemporainevon Julika Mayer | Seite 60 |
Meinhardt Krauss Feiglvon Iris Meinhardt | Seite 64 |
La Belle Meunièrevon Pierre Meunier | Seite 66 |
Gyula Molnàrvon Gyula Molnàr | Seite 70 |
Compagnie Mossoux-Bontévon Nicole Mossoux | Seite 74 |
Michael Kempchen und Frank Bernhardtvon Puppentheater Magdeburg | Seite 78 |
Ensemble Materialtheatervon Annette Scheibler | Seite 82 |
Theater Meschuggevon Ilka Schönbein | Seite 86 |
Schweigman&von Boukje Schweigman | Seite 90 |
ThéÂtreNCieLvon Roland Shön | Seite 94 |
figuren theater tübingenvon Frank Soehnle | Seite 98 |
Stelarcvon Stelarc | Seite 102 |
Joachim Torbahn und Tristan Vogtvon - Thalias Kompagnons | Seite 104 |
Stuffed Puppet Theatrevon Neville Tranter | Seite 108 |
Gisèle Viennevon Gisèle Vienne | Seite 112 |
Puppentheater Hallevon Christoph Werner | Seite 116 |
Charlotte Wilde und Michael Vogelvon Figurentheater Wilde & Vogel | Seite 120 |
Andriy Zholdakvon Andriy Zholdak | Seite 124 |
Biographische Notizen und Informationen der Künstler | Seite 128 |
Die FidenaProgrammübersicht 1999 bis 2012 | Seite 136 |
ImpressumBildnachweis, Übersetzungen, Dank | Seite 143 |
Schlusspunktvon Stefanie Oberhoff und Gerard Mortier | Seite 144 |
„Beim Figurentheater-Festival Fidena in Bochum triumphieren die kleine Form, die Ironie und die lustvollen Plünderer der Tradition.“Süddeutsche Zeitung
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