Heiner Müller – Anekdoten
Gesammelt und herausgegeben von Thomas Irmer
von Heiner Müller
Herausgegeben von Thomas Irmer
Broschur mit 112 Seiten, Format: 107 x 176 mm
ISBN 978-3-95749-121-3
- 87 freche und anspielungsreiche Anekdoten
- inkl. Heiner-Müller-Daumenkino
- Kennen Sie auch eine Anekdote? #mülleranekdoten
Der Dramatiker Heiner Müller (1929–1995) war auch ein Meister des Bonmots und der überraschenden, oft listigen Erwiderung – das ist vor allem aus seinen Interviews bekannt. Der Band zeigt Müller nun erstmals als lebendiges Gedankenbild. In der Rückschau von Zeitgenossen und in immer wieder oft und gern kolportierten Anekdoten, die bereits in der kollektiven Erinnerung weitererzählt werden. Miniaturen zu einem Porträt des Künstlers mit Hintersinn.
Mit großem Dank an
Knut-Ove Arntzen, Tone Avenstroup, David Bathrick, Volker Braun, Margarita Broich, Frank Castorf, Gautam Dasgupta, Friedrich Christian Delius, Adolf Endler, Durs Grünbein, Hansgünther Heyme, Wladimir Koljasin, Mark Lammert, Katja Lange-Müller, Grischa Meyer, Thomas Oberender, Emine Sevgi Özdamar, Wolfgang Rindfleisch, Ljubiša Ristic, Christoph Rüter, Helmut Schödel, Bernd Stegemann, Wolfgang Storch, Stephan Suschke, Holger Teschke, Matthias Thalheim, B. K. Tragelehn, Lothar Trolle, Robert Wilson, Andrzej Wirth, Renate Ziemer – und Brigitte Maria Mayer.
Die digitale Ausgabe im Original-Layout:
Wendefragen
Eine TV-Talkshow. Frage: „Nach der Wende gab es doch viele Probleme. Leute verloren ihre Arbeit. Manche haben sich sogar umgebracht.“
HM: „Ja, aber es gab auch negative Entwicklungen.“
Die Postkarte
Mitte der siebziger Jahre war HM für einige Zeit nach Hamburg gefahren und wurde an seinem Theater, dem Berliner Ensemble, mit Bangen zurückerwartet. Schließlich erreichte eine Postkarte die Kollegen: „Habe mich nun endgültig für den besseren deutschen Staat entschieden.“ Ein paar Tage später tauchte er im Theater auf – zum Erstaunen aller und insbesondere der guten Genossen, die ihn schon als DDR-Flüchtling abgeschrieben hatten.
HM: „Wieso denn? Auf der Karte stand doch alles.“
Die Gefahr
Lothar Trolle, dessen dramatische Arbeiten lange Zeit nur ausnahmsweise im Theater gespielt und noch seltener gedruckt wurden, erhielt von HM den Hinweis: „Nichts ist gefährlicher als der frühe Erfolg.“
Mit „Heiner Müller – Anekdoten“ legen wir eine offene Sammlung vor, zu der jeder und jede Berufene noch das Eine oder Andere ergänzen möge, privat ganz für sich oder wünschenswerter Weise in künftig erweiterten Auflagen dieses Büchleins. Dazu passend: Heiner, warum sprichst du immer so leise? – Damit ich jedem etwas anderes erzählen kann. So dürfte es noch unendlich viel mehr geben.
Schreiben Sie uns Ihre Anekdote:
– auf Twitter unter der Verwendung des Hashtags #mülleranekdoten
– oder in unsere Facebookgruppe
– oder per E-Mail an lektorat@theaterderzeit.de
– oder per Brief an: Theater der Zeit, Stichwort: Müller Anekdoten, Winsstraße 72, 10405 Berlin.
Einen Anekdotenschatz zu hinterlassen, das ist ein Merkmal großer Persönlichkeiten. Die Anekdoten setzen im besten Fall ein Lebensbild zusammen, das die klassische Biografie ergänzt und mit ihr auf verschiedenen Ebenen korrespondiert. Nietzsche meinte sogar: „Aus drei Anekdoten ist es möglich, das Bild eines Menschen zu geben.“
Im Fall Heiner Müllers waren schon zu Lebzeiten zahlreiche Anekdoten im Umlauf. Wahrscheinlich deshalb, weil der Dichter zeitweise aus der Öffentlichkeit vertrieben wurde und damit selbst wie die Anekdote in ihren spätantiken Anfängen zu einer Art „geheimen Geschichte“ wurde. Und ganz bestimmt auch deshalb, weil Müller immer für eine originelle Erwiderung bekannt war, die es lohnte, weitererzählt zu werden. Ohnehin ist ja das Theatermilieu ein Tummelplatz des mündlichen Austauschs, die Kantine praktisch der Humus, auf dem Klatsch unter Umständen zu höherer Bedeutung gedeiht. Einiges wurde auch schon früh von Autorenkollegen aufgeschrieben, die damit Müller mit kurzem Strich zu porträtieren suchten. Anderes schwirrte gleichsam autorlos und nur mündlich tradiert über die Tische. Alles in allem ein reicher Schatz, zusammengesetzt aus vielen kleinen Stücken, deren vollständige Zahl – das gehört zum Wesen der Sache – sich nicht annähernd bestimmen lässt. Zumal der Dichter in seiner zweiten Lebenshälfte viel durch die Welt streifte und allerorten Anlässe für anekdotisches Material bot, auf dessen Erkundung hier einige Mühe verwendet wurde. Wir legen damit eine offene Sammlung vor, zu der jeder und jede Berufene noch das Eine oder Andere ergänzen möge, privat ganz für sich oder wünschenswerter Weise in künftig erweiterten Auflagen dieses Büchleins. Dazu passend: Heiner, warum sprichst du immer so leise? – Damit ich jedem etwas anderes erzählen kann. So dürfte es noch unendlich viel mehr geben.
Müller selbst war eine Quelle von Anekdoten, die er aus Lektüre und Gesprächen fischte und zu der ihm gemäßen pointierten Kurzerzählung formte, die dann – daran erkennt man die bewusste Formung – bei verschiedenen Gelegenheiten wiederholt zum Einsatz kommt. Dies ging einher mit seiner Vorliebe für Witze, von denen hier einige Lieblingsstücke aufgenommen wurden, da sie als Anekdoten anderer Art das Bild durchaus vervollständigen. Ein Fragment-Bild freilich, das aber bekanntlich mit der Poetik wie auch dem 7 Selbstverständnis Heiner Müllers einiges zu tun hat. Viel Vergnügen!
Thomas Irmer
Berlin, Juni 2018
Anmerkung: Der Name Heiner Müller wird im folgenden mit dem Kürzel HM angegeben, auch weil ihm dies als Initial-Code für „Die Hamletmaschine“ sehr gefiel.
Mit großem Dank an
Knut-Ove Arntzen, Tone Avenstroup, David Bathrick, Volker Braun, Margarita Broich, Frank Castorf, Gautam Dasgupta, Friedrich Christian Delius, Adolf Endler, Durs Grünbein, Hansgünther Heyme, Wladimir Koljasin, Mark Lammert, Katja Lange-Müller, Grischa Meyer, Thomas Oberender, Emine Sevgi Özdamar, Wolfgang Rindfleisch, Ljubiša Ristic, Christoph Rüter, Helmut Schödel, Bernd Stegemann, Wolfgang Storch, Stephan Suschke, Holger Teschke, Matthias Thalheim, B. K. Tragelehn, Lothar Trolle, Robert Wilson, Andrzej Wirth, Renate Ziemer – und Brigitte Maria Mayer.
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Heiner Müller – Anekdotenvon Thomas Irmer | Seite 5 |
87 Anekdoten | Seite 9 |
Besuch bei Heinervon Lothar Trolle | Seite 99 |
Die Ente in der Flaschevon Katja Lange-Müller | Seite 103 |
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Zum Herausgeber
Thomas Irmer
Weitere Beiträge von Thomas Irmer
Bücher
Jan-christoph Hauschild: Heiner Müller oder Das Prinzip Zweifel. Aufbau Verlag Berlin, 619
Immer zusammen mit der Inszenierung
Der Musiker und Komponist Bert Wrede im Gespräch mit Thomas Irmer
Im dritten Jahr des Aufbruchs
Danke schön!
Christoph Schlingensief Edition (2015)
"Schauspielerei ist Denken und Energie!"
Ulrich Mühe im Gespräch mit Thomas Irmer
Bibliographie
Beiträge von Thomas Irmer finden Sie in folgenden Publikationen:
Heft 03/2023
Neue Dramatik
Heft 02/2023
Tarife & Theater
Warum wir das Theater brauchen
Heft 01/2023
Bühne & Film
Superstar aus Neustrelitz
Jeden Monat die wichtigsten Themen bei Theater der Zeit
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