Recherchen 104
Theater im arabischen Sprachraum
Theatre in the Arab World
Herausgegeben von Rolf C. Hemke
Paperback mit 256 Seiten, Format: 140 x 240 mm
ISBN 978-3-943881-28-8
Kaum eine Weltregion ist in unseren Medien derzeit so präsent wie der arabische Sprachraum mit seinen Revolutionen, Revolten, Kriegen. Und selten wurde mit einer solch eigenartigen Mischung aus Sympathie, Befremden und Unverständnis über welthistorische Ereignisse berichtet wie über das, was seit dem Dezember 2010 in Tunesien und Ägypten, Libyen und Syrien passiert.
Das Buch „Theater im arabischen Sprachraum" wurde vor dem Hintergrund dieser Umwälzungen und im Bewusstsein verfasst, dass das Theater oft die politischste und spontanste aller Kunstformen sein kann. Es ist eine Bestandsaufnahme der theaterpraktischen Arbeit im arabischen Sprachraum in einer turbulenten, widersprüchlichen Zeit.
Renommierte Journalisten und Theaterwissenschaftler, Kuratoren und Regisseure haben eine Zusammenschau erstellt, die Selbstzeugnisse und Porträts von Theatermachern ebenso wie von Theaterszenen der Metropolen Kairo, Tunis, Rabat und Casablanca enthält. Ergänzt wird der Band um ein kommentiertes Verzeichnis von wichtigen Bühnen und Theaterinstitutionen in der Region. Das Buch erscheint in deutscher und englischer Sprache und parallel im Verlag Sud Edition in Tunis in arabischer und französischer Sprache.
Ägypten, Algerien, Irak, Jordanien, Kuwait, Libanon, Marokko, Palästina, Syrien, Tunesien
Rolf C. Hemke ist freier Autor und arbeitet als Dramaturg für Öffentlichkeitsarbeit und Marketing des Theater an der Ruhr/ Mülheim a. d. Ruhr. Seit 2007 kuratiert er das Mülheimer Festival „Theaterlandschaft", derzeit mit dem Schwerpunkt arabisches Theater. Von 1992 bis 2002 war er freier Kulturjournalist u. a. für die Frankfurter Rundschau, die Süddeutsche Zeitung, den Wiener Standard und den öffentlich-rechtlichen Hörfunk.
„Nichts Absurderes als einen Kriegsalltag“ gibt es, so sagt der libanesische Theatermacher Issam Bou Khaled, dessen Heimatstadt Beirut sich vierzig Jahre lang im ununterbrochenen Ausnahmezustand befand, „alles was surreal ist, wird im Laufe der Zeit tatsächlich zu einer Art Normalität“. Jahrzehntelang mussten die in diesem Buch porträtierten Theatermacherinnen und Theatermacher Grausamkeit, Unterdrückung und Willkür erleiden. Unter diesen Umständen konnte sich kein Leben und kein Werk in den Elfenbeinturm zurückziehen und von den Bränden der Gegenwart abkapseln. Diese Unentrinnbarkeit verleiht dem Theaterschaffen in den arabischen Ländern eine ungeheure Aktualität und Brisanz. Im besten aufklärerischen Sinne erklärt und interpretiert es, wo tagesaktuelle Nachrichtenmedien bestenfalls informieren, es erkundet unauslöschliche Widersprüche und öffnet den Raum für das Unaussprechliche.
Jetzt liegt erstmals ein umfassendes Kompendium des heutigen arabischen Theaters vor. Wir danken dem Theater an der Ruhr, dessen Festival Theaterlandschaft Neues Arabien im Herbst 2012 und 2013 den Rahmen für die Zusammenstellung dieses Recherchen-Bandes bildet. Wir danken den Verlagen Theater der Zeit, Berlin, und Sud Editions, Tunis, die das Wagnis einer jeweils zweisprachigen Veröffentlichung des Buches in deutscher/ englischer und französischer/arabischer Sprache auf sich nehmen. Vor allem aber danken wir dem Herausgeber und Kurator des Festivals, dem Mülheimer Dramaturgen Rolf C. Hemke, für seine mutige und beharrliche Recherche zu einer in Europa viel zu wenig bekannten Theaterszene, die sich im arabischen Raum mit Geschick und Können auf vielfach vermintem Gelände behauptet.
Hortensia Völckers
Vorstand/Künstlerische Direktorin Kulturstiftung des Bundes
Alexander Farenholtz
Vorstand/Verwaltungsdirektor Kulturstiftung des Bundes
“There is nothing more absurd than everyday life during war,” according to the Lebanese theater director Isaam Bou Khaled, whose hometown of Beirut has found itself in an unbroken state of emergency for the past forty years, “Everything that is surreal becomes, over the course of time, a sort of normality.” For decades, the theatre producers portrayed in this book have suffered from cruelty, oppression, and despotism. Under these circumstances they could not simply withdraw themselves to work and live in ivory towers, to shut themselves away from the flames of today’s world. This inevitability bestows an immense timeliness and explosiveness on theatrical work in the Arab countries. In the best sense of enlightenment, theatre explains and interprets where daily news, at best, only informs; it explores insurmountable contradictions, and opens up a space for the inexpressible.
Now, for the first time, a comprehensive compendium of contemporary Arab theatre is available. We would like to thank the Theater an der Ruhr, whose festival Theatre Landscapes of the New Arabia in the autumn of 2012 and 2013 provides the framework for the compilation of this research volume. We would like to thank the publishers Theater der Zeit, Berlin, and Sud Editions, Tunisia, for taking on the risk of a bilingual publication of the book in German / English, and French / Arabic. Above all, we would like to thank the editor and curator of the festival, the Mülheim dramaturg Rolf C. Hemke, for his courageous and tenacious research into a theatre scene too little known in Europe, but one which, with skill and aptitude, is asserting itself on the perilous terrains of the Arab world.
Hortensia Völckers
Board/Artistic Director Kulturstiftung des Bundes
Alexander Farenholtz
Board/Director of Operations Kulturstiftung des Bundes
Translation from German: Andrea L. Schmidt
Kaum eine Region in der Welt steht so unter politischen Spannungen wie der arabische Kulturraum. Der Nahostkonflikt, als eine Folge des zweiten Weltkrieges, ist seit Jahrzehnten so sehr Alltag geworden, dass er uns in den friedensverwöhnten europäischen Ländern nur noch schlaglichtartig zu einem Bild aus den Nachrichten gerinnt. Nachdem vor über zwei Jahren der arabische Frühling in dieses Spannungsfeld hinein zündete, liegen heute Hoffnungen auf neue, gerechtere gesellschaftliche Strukturen mit den verschiedensten Beharrungskräften im blutigen Kampf. Keine Zeit für Kunst, möchte man meinen? Falsch: Künstler und Intellektuelle waren treibende Kräfte der Identitätsfindung und Mobilisierung der Reformbewegung. Das Theater vermochte den Sehnsüchten und Hoffnungen Ausdruck zu geben und stellte sich kompromisslos an die Seite derer, die sich empörten. Das Interesse an diesen gesellschaftlichen Umbruchsprozessen ist hierzulande groß, das Wissen um das Theater und seine Akteure eher gering. In diesem Buch kommen die Theaterleute zu Wort, schreiben über ihre Sicht auf die Welt und auf ihr Land und erklären, was sie antreibt Theater zu machen, leidenschaftlich, besessen, unter Einsatz ihres Lebens. Wir wünschen diesen Menschen aktive Partner hierzulande. Dieses Buch soll dabei helfen.
Thomas Engel, Direktor, ITI Deutschland
There is hardly any other region in the world that is subject to so much political tension as the Arab cultural arena. Over the decades, the Middle East conflict resulting from the Second World War has become so mundane that for us, in peace-privileged Europe, it has been reduced to mere images on the news. It is over two years since the Arab Spring ignited in this field of tension; hope for new and more just social structures now lies with the various insistent forces in the bloody battle. No time for art, maybe? Wrong: artists and intellectuals have been driving forces in the search for identity and mobilisation of the reform movement. Theatre gave a means of expression to longing and hope, and stood uncompromisingly on the side of those who rebelled. In Germany the interest in this social transition process is great, but there is an overarching lack of knowledge of the theatre and its stakeholders. In this book, theatre people have a chance to speak, to write down their thoughts about the world and their country, and explain what drives them to create theatre, so passionately and obsessively, whilst gambling with their lives. We would like to find active partners for these people over here. This book aims to serve that purpose.
Thomas Engel, Director, ITI Germany
Translation from German: Andrea L. Schmidt
Kapitel | Seite |
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Kapitel | Seite |
Editorialvon Rolf C. Hemke | Seite 11 |
Ägypten/Egypt | |
In der Schwebe hängen: Ägyptisches Theater nach dem 25. Januarvon Sarah Enany | Seite 18 |
Hanging in the Balance: Egyptian Theatre post January 25von Sarah Enany | Seite 24 |
Kreative Dringlichkeit – das Theater von Laila Solimanvon Nedjma Hadj | Seite 29 |
Creative Urgency – The Theatre of Laila Solimanvon Nedjma Hadj | Seite 33 |
Algerien/Algeria | |
Kheireddine Lardjam, Wanderer zwischen zwei Ufernvon Marina Da Silva | Seite 36 |
Kheireddine Lardjam, Traveller between Two Shoresvon Marina Da Silva | Seite 42 |
Irak/Iraq | |
Ein theatrales Vagabundenleben – der irakische Regisseur und Schauspieler Monadhil Daoodvon Arifa Akbar | Seite 46 |
The Life of a Theatrical Vagabond – Iraqi Director and Performer Monadhil Daoodvon Arifa Akbar | Seite 53 |
Das Alltagstheater des Muhaned Al Hadivon Rolf C. Hemke, Ahmed Sharghi Al Zaydi und Muhaned Al Hadi | Seite 59 |
The Theatre of Everyday Events: Muhaned Al Hadi’s Theatrevon Rolf C. Hemke, Ahmed Sharghi Al Zaydi und Muhaned Al Hadi | Seite 64 |
Kuwait/Kuwait | |
Sulayman Al Bassam – Portrait eines zeitgenössischen arabischen Theatersvon Graham Holderness | Seite 68 |
Sulayman Al Bassam – Portrait of a Contemporary Arab Theatrevon Graham Holderness | Seite 75 |
Libanon/Lebanon | |
Brückenkopf zur Freiheit – Theater in Beirutvon Rolf C. Hemke | Seite 80 |
A Bridgehead to Freedom – Theatre in Beirutvon Rolf C. Hemke | Seite 85 |
Issam Bou Khaled – Kampf gegen die Absurdität der eigenen Existenzvon Rolf C. Hemke | Seite 89 |
Issam Bou Khaled – A Fight against the Absurdity of his own Existencevon Rolf C. Hemke | Seite 93 |
Maya Zbib – Unabhängiges Theater als politische Positionvon Anna Furse | Seite 97 |
Maya Zbib – Independent Theatre as a Political Positionvon Anna Furse | Seite 103 |
Vielfalt und Demokratie – eine Hommage auf Zoukakvon Peter Sellars | Seite 107 |
Diversity and Democracy – A Tribute to Zoukakvon Peter Sellars | Seite 110 |
Marokko/Morocco | |
Das junge Theater in Marokkovon Ahmed Massaia | Seite 112 |
Young Theatre in Moroccovon Ahmed Massaia | Seite 117 |
Naima Zitane – Das Theater als Waffevon Rajae Rouijel | Seite 122 |
Naima Zitane – Theatre as a Weaponvon Rajae Rouijel | Seite 127 |
Palästina/Palestine | |
Ramallah, Amman, Haifa – Die palästinensische Theaterszene in der West Bank und der Diasporavon Rolf C. Hemke | Seite 131 |
Ramallah, Amman, Haifa – The Palestinian Theatre Scene in the West Bank and Diasporavon Rolf C. Hemke | Seite 137 |
Ein Fingerbreit Freiheit – das Theater von Amir Nizar Zuabivon Ala Hlehel | Seite 141 |
An Inch of Freedom – The Theatre of Amir Nizar Zuabivon Ala Hlehel | Seite 145 |
Syrien/Syria | |
Wo das Theater versagt – die Syrer Omar Abusaada und Mohammad Al Attarvon Rolf C. Hemke | Seite 149 |
Where Theatre Has Failed – The Syrians Omar Abusaada and Mohammad Al Attarvon Rolf C. Hemke | Seite 154 |
Das Schicksal der syrischen Jugend – das Theater der Raghda Al Sharanivon Mudar Al Haggi | Seite 158 |
The Destiny of Syrian Youth – The Theatre of Ragdha Al Sharanivon Mudar Al Haggi | Seite 162 |
Die innere Emigration des Oussama Ghanamvon Abdullah Al Kafri | Seite 166 |
The Inner Emigration of Oussama Ghanamvon Abdullah Al Kafri | Seite 171 |
Tunesien/Tunisia | |
Das tunesische Theater: Vom Widerstreit zur Revolutionvon Moez Mrabet | Seite 175 |
Tunisian Theatre: From Opposition to Revolutionvon Moez Mrabet | Seite 180 |
Lotfi Achour – Auf dem Weg zu einem dramatischen und dokumentarischen Theatervon Valérie Baran | Seite 185 |
Lotfi Achour – Towards Dramatic and Documentary Theatrevon Valérie Baran | Seite 190 |
Meriam Bousselmi – Der Charme der Provokationvon Rolf C. Hemke | Seite 195 |
Meriam Bousselmi – The Charm of Provocationvon Rolf C. Hemke | Seite 199 |
Eine Träumerei vom Chaos – das Theater von Fadhel Jaïbivon Mohamed Moumen | Seite 203 |
Dreaming of Chaos – The Theatre of Fadhel Jaïbivon Mohamed Moumen | Seite 208 |
Taoufik Jebali – Im Trüben schwimmenvon Thameur Mekki | Seite 212 |
Taoufik Jebali – Swimming in Troubled Watersvon Thameur Mekki | Seite 217 |
Die Autoren des Buches | Seite 221 |
Authors | Seite 225 |
Adressenverzeichnis | Seite 228 |
Directory | Seite 241 |
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Zum Herausgeber
Rolf C. Hemke
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Devid Striesow spielt den Prinzen von Homburg in Düsseldorf
Bibliographie
Beiträge von Rolf C. Hemke finden Sie in folgenden Publikationen:
Recherchen 104
Theater im arabischen Sprachraum
Theatre in the Arab World
Heft 03/2012
David Marton und Sebastian Baumgarten
Die andere Oper
Recherchen 77
Theater südlich der Sahara
Theatre in Sub-Saharan Africa
Jeden Monat die wichtigsten Themen bei Theater der Zeit
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