Lektionen 5
Theaterpädagogik
Herausgegeben von Christoph Nix, Dietmar Sachser und Marianne Streisand
Taschenbuch mit 316 Seiten, Format: 135 x 205 mm
ISBN 978-3-942449-39-7
- Basiswissen
- Unentbehrlich für Studium und Beruf
Ein Handbuch für angehende und professionelle Theaterpädagogen
Die Theaterpädagogik im deutschsprachigen Raum hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten sprunghaft entwickelt und nimmt heute einen festen Platz in künstlerischen Betrieben, kulturellen und sozialen Einrichtungen, Bildungsinstitutionen, Hochschulen und in der kulturellen Öffentlichkeit ein.
In diesem Band kommen renommierte Vertreter des Fachs aus Theorie und Praxis zu Wort. Sie erläutern die historischen Ursprünge und Entwicklungslinien, beschreiben das Verhältnis von Kunst und Pädagogik, verhandeln emanzipatorisch-politische Theateransätze und thematisieren das Konzept ästhetischer Bildung. Praktiker finden zahlreiche Anregungen in Beiträgen zur Theaterpädagogik u. a. am Theater, in sozialen Feldern, in therapeutischen Kontexten, im Gefängnis, in der Kirche, im Unterricht, mit alten Menschen oder in Unternehmen.
Eine Übersicht zu Ausbildungsmöglichkeiten im Hochschulbereich und bei freien Trägern rundet diese bisher einmalige Zusammenschau zur Theaterpädagogik ab.
Die Theaterpädagogik im deutschsprachigen Raum hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten geradezu sprunghaft entwickelt. Als eigenständige Disziplin nimmt sie heute einen festen Platz in künstlerischen Betrieben, kulturellen und sozialen Einrichtungen, Bildungsinstitutionen, Hochschulen und in der kulturellen Öffentlichkeit ein. Das ist nicht selbstverständlich. Noch vor zwanzig Jahren haben beispielsweise zahlreiche Theaterleiter Junges Theater und Theaterpädagogik für überflüssig gehalten, ja sie haben sie sogar abgelehnt, kleingemacht und erst anerkannt, als es dafür öffentliche Mittel gab. Heute gibt es kaum noch ein Stadt- und Staatstheater, das ohne Theaterpädagogen arbeitet, tatsächlich gibt es sogar neu geschaffene Stellen dafür. Jugendclubs an Theatern sind inzwischen eine Selbstverständlichkeit.
Hatten Unterrichtsstunden im Fach Theaterpädagogik seinerzeit an Hochschulen und Universitäten eher den Anstrich eines freiwilligen Zusatzangebots und wurden ihre Dozenten von den Kollegen aus den etablierten Wissenschaftsgebieten mehr oder weniger scheel angesehen, gibt es heute zahlreiche deutschsprachige Hochschulen, die dieses Fach mit dem staatlich anerkannten Abschluss Bachelor oder Master of Arts anbieten und Professuren mit der entsprechenden Denomination ausschreiben. Theaterpädagogik ist ein Lehrfach geworden – eines, für das die Freude an schöpferischen Gestaltungsprozessen eine der zentralen Triebfedern sein kann und sein soll.
Am Ende des ersten Jahrzehnts des neuen Jahrtausends kann man feststellen, dass inzwischen eine Generation von Theaterpädagogen (1) herangewachsen ist, die eine solide Ausbildung genossen hat und sich nun selbstbewusst und selbstsicher mit der Berufsbezeichnung „Theaterpädagoge“ vorstellt. Das ist neu. In der ersten Generation von Theaterpädagogen – überwiegend um das Jahr 1940 geboren und auf theaterpädagogischem Gebiet seit dem Ende der 1960er Jahre tätig – war der Begriff nicht gern gebraucht, eher erlitten oder auch ertragen.
Theaterpädagogik hat sich etabliert, sei es als kollektiver Prozess, als Aufarbeitungsmöglichkeit der eigenen und anderen Biografien oder als Teil von Friedensforschung. Auf sozialem Gebiet ist die theaterpädagogische Arbeit ein inzwischen überaus geschätzter Faktor von Teilhabe, Emanzipation und Identitätsfindung, sie ist eingebunden in Heilungsprozesse wie in Rechercheverfahren von realen Konflikten in Institutionen, Unternehmen und Systemen. In kirchlichen und schulischen Kontexten war Theaterarbeit seit eh und je ein gepflegter und gefragter Partner, in der Lehrlingsausbildung wird sie gerade wieder frisch entdeckt. Ob Gefängnis, Psychiatrie, Fremdsprachenunterricht, Schule, Seniorenheim, Jugendfreizeitstätte oder Kunstschule – kaum ein Gebiet, auf dem mit Theatermitteln und Theatermethoden nicht gearbeitet wird bzw. zumindest werden könnte. Entsprechend heterogen und vielfältig sind auch ihre Methoden und theoretischen Ansätze. Die Überschneidungen mit Methoden und Praktiken des professionellen Theaters sind ohnehin evident.
Das macht die Spannbreite für die Konzeption eines solchen Bandes wie dem hier vorliegenden aus. Alle Tätigkeitsfelder, Projekte und Diskurse der gegenwärtigen Theaterpädagogik sind nicht abzubilden und eingehend zu behandeln. Die Herausgeber haben sich darum entschlossen, die relevanten Themenbereiche in drei große Abschnitte zu gliedern. Der erste Teil untersucht Theorie, Geschichte und Konzepte der Theaterpädagogik. In einem zweiten Abschnitt werden Fachpraxis und Methoden des Fachs beschrieben. Der dritte Teil beschreibt die Arbeitsfelder, in denen Theaterpädagogen zu finden sind. Es ist uns gelungen, als Autoren für die Beiträge zahlreiche der namhaftesten Vertreter des Fachs zu gewinnen. Wir bedanken uns auf diesem Wege für ihre Mitarbeit. Für wichtig hielten wir es außerdem, Hinweise auf die Ausbildungsmöglichkeiten zu geben. Ein Anhang, wo dies im Hochschulbereich und bei freien Trägern beispielhaft aufgelistet wird, rundet die Zusammenschau ab.
Dieses Buch soll nicht nur in die wichtigsten Themenfelder der Theaterpädagogik einführen, sondern zeigen, was den Theaterpädagogen auszeichnet: behilflich zu sein, zu motivieren, selbstkritisch auf der Suche, wie wir uns und anderen das Spielen lehren.
Drei Herausgeber sind aufgebrochen und haben keine gemeinsame Fröhliche Wissenschaft gefunden. Die unterschiedliche Musik in den Texten dieses Buches und seiner Akteure kann die Zirkuskuppel öffnen, in der Manege einer Theaterpädagogik, in der jeder einen Platz zu haben scheint, wie in Kafkas Zirkus von Oklahoma: Es lebe der Irrsinn und der ständige Versuch.
Christoph Nix, Dietmar Sachser, Marianne Streisand im Juni 2012
1 Um die hier versammelten Texte leicht lesbar zu gestalten, wird auf eine sprachliche Differenzierung zwischen weiblichen und männlichen Personen verzichtet und die männliche grammatische Form verwendet. Falls nicht anders angegeben, sind jeweils alle Personen gemeint.
Kapitel | Seite |
---|---|
Kapitel | Seite |
I. Theorie, Geschichte und Konzepte | |
Geschichte der Theaterpädagogik im 20. und 21. Jahrhundertvon Marianne Streisand | Seite 14 |
Skizze einer Vorgeschichte der Theaterpädagogik vom 10. Jahrhundert bis zum Ende des 19. Jahrhundertsvon Manfred Jahnke | Seite 36 |
Theaterpädagogik oder müssen wir nicht erst einmal die herrschende Pädagogik infrage stellen?von Christoph Nix | Seite 45 |
Theater ± PädagogikKorrespondenzen von Theater und (Theater-)Pädagogikvon Florian Vaßen | Seite 53 |
Theaterspielen als ästhetische Bildungvon Ulrike Hentschel | Seite 64 |
Transformationen des AlltagsMaterialbasierte Theaterproduktionen in der Theaterpädagogikvon Ute Pinkert | Seite 72 |
II. Fachpraxis und Methoden | |
TheaterspielflowFlow als ein künstlerischer Gestaltungsmodus an der Nahtstelle von Theoriebildung und Praxis der Theaterpädagogikvon Dietmar Sachser | Seite 82 |
Theater in sozialen Feldernvon Gerd Koch und Joachim Wondrak | Seite 93 |
Der kollektive Prozess der Theaterpädagogikvon Hajo Kurzenberger | Seite 99 |
Didaktische RadialeReflexionswege für die Theaterpädagogikvon Mira Sack | Seite 105 |
Lehrstückspiel als Gegenstand der Friedensforschungvon Reiner Steinweg | Seite 111 |
Erzählenvon Kristin Wardetzky | Seite 117 |
Biographisches Theatervon Norma Köhler | Seite 123 |
Performance zwischen Aufführungskunst und kommunikativer Praxisvon Marie-Luise Lange | Seite 131 |
III. Arbeitsfelder | |
Jugendtheater und Jugendkulturvon Gerd Taube | Seite 140 |
Es kann nie nur um Inhalt gehen, Inhalt existiert nicht purUta Plate im Gespräch mit Judith Griese über ihre Workshops an der Schaubühne Berlinvon Uta Plate und Judith Griese | Seite 146 |
Kommunale Theaterpädagogik – zwischen Jugendhilfe und KunstAm Beispiel des jungen theaters konstanzvon Sarit Streicher und Kerstin Daiber | Seite 152 |
Interest me!Theaterpädagogische Projektarbeit und die „interessierte Öffentlichkeit“von Thomas Lang | Seite 158 |
Theaterpädagogik in der Schulevon Ole Hruschka | Seite 166 |
Theater in der Fremdsprachenvermittlungvon Maik Walter | Seite 182 |
Interkulturelles Theatervon Wolfgang Sting | Seite 189 |
Versteck dich nicht!Royston Maldoom im Gespräch mit Dietmar Sachservon Dietmar Sachser und Royston Maldoom | Seite 197 |
Theaterpädagogik in Organisationen zwischen Unternehmenstheater und ästhetisch reflexiver Bildungvon Eva Renvert | Seite 205 |
Lehrlingstheatervon Katharina Kolar | Seite 210 |
Theater mit alten Menschenvon Ute Karl | Seite 216 |
Kirche und Theatervon Maren Schmidt | Seite 222 |
Die Gedanken sind freiTheater mit Strafgefangenenvon Sandra Anklam | Seite 229 |
Auch das Theater kann zum Gefängnis werdenArmando Punzo im Gespräch mit Nicole Gronemeyervon Nicole Gronemeyer und Armando Punzo | Seite 235 |
Theater – Therapievon Dieter Kraft | Seite 241 |
Theaterpädagogik in der Psychiatrievon Norbert Knitsch | Seite 248 |
Spielen um zu leben – Leben, um zu spielenEin Gespräch mit Gisela Höhne, Mitbegründerin und künstlerische Leiterin des „total verrückten Theaters Ramba Zamba“von Marianne Streisand, Gisela Höhne und Dietmar Sachser | Seite 254 |
Weiterführende Literatur | Seite 262 |
IV. Ausbildungsstätten im deutschsprachigen Raum | |
BerlinUniversität der Künste | Seite 276 |
BerlinEvangelische Hochschule Berlin | Seite 278 |
BraunschweigHochschule für Bildende Künste | Seite 280 |
Erlangen-NürnbergFriedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg | Seite 282 |
HamburgUniversität Hamburg | Seite 286 |
HannoverLeibniz Universität Hannover | Seite 288 |
HeidelbergPädagogische Hochschule Heidelberg | Seite 290 |
HildesheimUniversität Hildesheim | Seite 292 |
LudwigsburgPädagogische Hochschule Ludwigsburg | Seite 296 |
Osnabrück / LingenHochschule Osnabrück | Seite 297 |
OttersbergFachhochschule Ottersberg | Seite 299 |
RostockHochschule für Musik und Theater Rostock | Seite 301 |
ZürichZürcher Hochschule der Künste | Seite 303 |
ZürichPädagogische Hochschule Zürich | Seite 305 |
Staatlich anerkannte Ausbildung für Theaterpädagogen | Seite 306 |
Deutsches Archiv für Theaterpädagogik (DATP) | Seite 310 |
Versandfertig in 1 - 3 Werktagen. Kostenfreier Standardversand innerhalb Deutschlands, zzgl. Versandkosten ins Ausland. Alle Preisangaben inkl. MwSt.
Zu den HerausgeberInnen
Christoph Nix
Dietmar Sachser
Marianne Streisand
Jeden Monat die wichtigsten Themen bei Theater der Zeit
Newsletter abonnieren