Arbeitsbuch 18
Welten Wenden
Herausgegeben von Thomas Flierl und Frank M. Raddatz
Paperback mit 204 Seiten, Format: 215 x 285 mm
ISBN 978-3-940737-49-6
"Sternstunde ... Jetzt kann man mehr erfahren. Manfred Giesler hat seine Erinnerungen an das Gipfeltreffen der Extremisten aufgeschrieben"
Süddeutsche Zeitung (über den Beitrag von Manfred Giesler "Der Besuch. Über das Treffen zwischen Heiner Müller und Ernst Jünger im Februar 1988")
Seit dem Mauerfall 1989 geraten die Koordinaten der Welt in immer rasantere Bewegung. Die Finanzmärkte implodieren, die Rohstoffe schwinden, das Klima wandelt sich. Eine Zeitenwende folgt der nächsten. Eine bislang unbekannte Dynamik schafft Veränderungen, welche die Frage nach Optionen, die Zukunft zu gestalten, immer dringlicher macht. Arbeitsbuch 2009 Welten Wenden eröffnet ganz unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen, auf sich überlappende Realitäten.
Gerade in seiner Heterogenität lässt das geschichtliche Streufeld den gegenwärtigen Horizont der Zeit sichtbar werden. Eine Schar internationaler Autoren reflektiert den Spannungsbogen der letzten 20 Jahre, um die Chancen von Transformationsprozessen auszuloten.
Mit Beiträgen von: Etel Adnan, Volker Braun, Wolfgang Engler, Christoph Hein, Elfriede Jelinek, Peter Konwitschny, Hans-Thies Lehmann, Ingo Schulze u. a.
Zwanzig Jahre Weltenwende 1989 - das kann in der Tat einen Moment des Innehaltens stiften und anregen, das historische Jahr und seine noch lange nicht abgeebbten Folgen näher zu betrachten. Von den Folgen her betrachtet ist es womöglich noch gar nicht zu Ende, sondern fängt gerade erst an, indem es, verspätet, auch die westlichen Gesellschaften zur Transformation zwingt.
Ungeachtet dessen stellt das Jahr 1989 eine Zäsur in der Geschichte der Moderne dar. Eric Hobsbawm zufolge bringt es sogar das 20. Jahrhundert zum Abschluss. Aber anders als einige zu früh berufene Propheten wie Francis Fukuyama glauben machen wollten, handelt es sich bei diesem markanten Einschnitt keineswegs um das Ende der Geschichte. Eher noch zeigt dieses geschichtsträchtige Jahr die Fragwürdigkeit aller Teleologie der europäischen Geschichtsmodelle. Aber nicht nur das. Wendet man den Blick von Europa auf die Präsenz von 89 auf anderen Kontinenten und Kulturkreisen, zeigt sich, dass dieses Jahr in ganz unterschiedlichen Regionen der Welt eine Schlüsselrolle spielt. Als der Begriff Globalisierung noch nicht existierte, ordneten bereits die Wirkungen weit entfernter Ereignisse die historischen Realitäten neu. Der Rückzug der sowjetischen Truppen aus Afghanistan und der Fall der Mauer in Berlin stehen in unmittelbarem Zusammenhang. Und wie das Jahr 2008 uns mit der explodierenden Finanzkrise vorführte, war damit noch längst nicht die Entscheidung über den weiteren Gang der Dinge gefallen. Auch in unserer Gegenwart macht die Geschichte, was sie anscheinend seit je macht: Sie zieht ihre Fäden hinter dem Rücken der Akteure und verblüfft immer wieder aufs Neue all jene, die meinten, sie wüssten, wie der Hase läuft.
Der Rückblick auf 89 und die damit ausgelösten Weltenwenden kann nur im Zeichen der Zukunft stehen. Einer Zukunft, die vielleicht noch nie so ungreifbar und schemenhaft vor einer Gegenwart stand wie heute. Angesichts der anstehenden Probleme, die das Empire global hörbar krächzen lässt, kann es keine Rückkehr zum Status quo des ungebremsten Neoliberalismus geben. Der Neoliberalismus erwies sich als Katastrophe, die noch lange nicht ausgestanden ist und der nur mit neuen, auf grundlegende Veränderungen angelegten Optionen begegnet werden kann. Die Angst vor dem Neuen darf nicht dazu führen, die Augen vor den Herausforderungen zu verschließen. Was Not tut, so ließe sich der Tenor dieses Arbeitsbuches zusammenfassen, sind Betrachtungsweisen, die einen künftigen Paradigmenwechsel in den Fokus stellen. Heiner Müllers Devise „Keine Zukunft ohne Vergangenheit" kann als Motto über diesem Buch stehen, das keine Rezepte für morgen verabreicht, sondern Mut auf Unbekanntes machen will, zu Entwürfen und Erfindungen, die notwendig sind, aber auch Spaß bringen können, um das 21. Jahrhundert als Bündel unausgeloteter Möglichkeiten zu begreifen. Ein Zurück, das zeigen sämtliche hier versammelten Beiträge aus den unterschiedlichsten Betrachtungswinkeln von allen Ecken der Erde, wird es nicht geben. Auf dem Weg in die Zukunft müssen die Klischees von gestern, welche das gegenwärtige Biedermeier nicht nur in der Architektur beschwört, ebenso abgestoßen werden wie der unhinterfragte Zugriff auf die Natur. Wir leben bereits von der Substanz bzw. vom Erbe der Ungeborenen. So versteht sich das Arbeitsbuch „WeltenWenden" auch als ein Instrument, Verantwortung für die Zukunft wahrzunehmen, das heißt, einen neuen gesellschaftlichen Entwicklungspfad zu erkunden, einem neuen New Deal zuzuarbeiten, der die Welt in sozialer, ökologischer und ästhetischer Hinsicht wieder gestaltbar macht - ohne dabei ein neues Telos der Geschichte zu konstruieren.
Thomas Flierl und Frank Raddatz
Keine Zukunft ohne Vergangenheit.
Heiner Müller
Kapitel | Seite |
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Kapitel | Seite |
Deutsch-deutsche Geschichten | |
Die Zukunft liegt schon hinter unsDer Erinnerungsforscher Harald Welzer im Gespräch mit Dorte Lena Eilers und Frank M. Raddatzvon Dorte Lena Eilers, Frank M. Raddatz und Harald Welzer | Seite 6 |
Der BesuchÜber das Treffen zwischen Heiner Müller und Ernst Jünger im Februar 1988von Manfred Giesler | Seite 10 |
Eine Stadt und ihre BilderDer Schriftsteller Clemens Meyer im Gespräch mit Christian Hornvon Christian Horn und Clemens Meyer | Seite 15 |
Wer keine Haltung hat, ist zum Design verdammtDer Regisseur Peter Konwitschny im Gespräch mit Frank M. Raddatzvon Frank M. Raddatz und Peter Konwitschny | Seite 18 |
Mitleidlose GenauigkeitDer Schriftsteller Christoph Hein im Gespräch mit Holger Teschkevon Christoph Hein und Holger Teschke | Seite 21 |
Wir sind GebrannteTheater als Chancevon Dieter Kraft | Seite 25 |
Widerstand beginnt mit der WahrnehmungDer Schriftsteller Ingo Schulze im Gespräch mit Dorte Lena Eilers und Thomas Flierlvon Dorte Lena Eilers, Thomas Flierl und Ingo Schulze | Seite 27 |
Das Ende der EinsichtRückwärtsgewandte Bemerkungen über Utopie und Literaturvon Uwe Kolbe | Seite 31 |
Heiner Müller und GorbatschowGeschichte einer Annäherung Der Publizist Michel Gaißmayer im Gespräch mit Stephan Suschkevon Stephan Suschke und Michel Gaißmayer | Seite 33 |
Hamlet hinter der MauerNotizen aus der Erinnerung zwanzig Jahre spätervon Hans-Werner Kroesinger | Seite 37 |
Gedichte und Flickwerkvon Volker Braun | Seite 39 |
Der Sozialismus muss sich neu erfindenDie Autorin Kathrin Röggla im Gespräch mit Frank M. Raddatzvon Frank M. Raddatz und Kathrin Röggla | Seite 41 |
Fotoessay | Seite 45 |
Alles wird wieder gutvon Frédéric Moser und Philippe Schwinger | |
Ökonomisch-philosophische Manuskripte | |
Atemlos im Kreisverkehr1989 – Versuch einer Einordnungvon Wolfgang Engler | Seite 53 |
„… es ist die schönste Zeit“Die Chancen in der Krisevon Michael Brie | Seite 57 |
Marx und Theater lesen – zwanzig Jahre nach der Wendevon Hans-Thies Lehmann | Seite 77 |
Der energetische KollapsArbeit, Öl und Krise des Kapitalismusvon Robert Kurz | Seite 80 |
Der Markt ist das TotaleZu Elfriede Jelineks „Die Kontrakte des Kaufmanns. Eine Wirtschaftskomödie“von Benjamin von Blomberg | Seite 83 |
Die Kontrakte des KaufmannsEine Wirtschaftskomödie. Epilogvon Elfriede Jelinek | Seite 84 |
Transformationen des KapitalismusRoosevelt und Obamavon Rainer Land | Seite 90 |
Derridas GespensterDer Philosoph Stefan Winter im Gespräch mit Frank M. Raddatzvon Frank M. Raddatz und Stefan Winter | Seite 96 |
Fotoessay | Seite 100 |
Übergangsgesellschaft Porträts und Szenen 1980–1990Vorwortvon Matthias Flügge | |
Geschichten aus Europa | |
In den seichten Wassern des ManagementsÜber die Kommerzialisierung des Theaters in Europa seit 1989von Jean Jourdheuil | Seite 143 |
Bericht vom Rande der Welt oder Russische Seele gesuchtDostojewskis Hassliebe zu Europavon Gunnar Decker | Seite 147 |
Kannibalischer BruderDer britische Dramatiker Mark Ravenhill im Gespräch mit Lena Schneidervon Lena Schneider und Mark Ravenhill | Seite 151 |
Zwanzig Jahre oder Wie ich die Geschichte überstandvon Andrzej Stasiuk | Seite 155 |
Fotoessay | Seite 157 |
Das Deutsche Kettensägenmassakervon Christoph Schlingensief | |
Globale Geschichten | |
Das Ende der bipolaren WeltDie US-Soziologin Saskia Sassen und der russische Schriftsteller Vladimir Sorokin im Gesprächvon Vladimir Sorokin und Saskia Sassen | Seite 165 |
1989 und die Welt – ein globaler Blick auf das Gedenkjahrvon Susanne Stemmler | Seite 168 |
Die Sterblichkeit der Mauernvon Wole Soyinka | Seite 170 |
Das deutsche Wundervon Etel Adnan | Seite 174 |
Hinter Mauern von Einsamkeit und FremdeDer Schriftsteller Navid Kermani im Gespräch mit den iranischen Schriftstellerinnen Shahrnush Parsipur und Natasha Amirivon Navid Kermani, Shahrnush Parsipur und Natasha Amiri | Seite 178 |
Im Herzen der BestieNavid Kermani im Gespräch mit den Journalisten Ejaz Haider (Pakistan) und Faheem Dashty (Afghanistan)von Maja Das Gupta, Ejaz Haider und Faheem Dashty | Seite 181 |
Autoren | Seite 201 |
Impressum | Seite 204 |
Welten Wenden 8909
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