Im Krieg: Er schien durch nichts mehr aufzuhalten und ist vielleicht der Beginn einer neuen Weltordnung. Amerikanischer Kapitalismus wird uneingeschränkt nahezu alles beherrschen, im Namen von Freiheit und Demokratie. Der Rest ist mit einem Wort des US-"Verteidigungsministers" Donald Rumsfeld "irrelevant". Da fallt es auf merkwürdige Art ins Gewicht, wenn der verdienstvolle deutsche Kontrahent im Außenpolitischen - er nennt sich moderne Sozialdemokratie - gerade dabei ist, die Arbeitslosenzahl auf über fünf Millionen zu peitschen. Und dazu noch diesen Opfern seiner Ideologie unter dem Druck des Kapitals die Bezüge für das vormalige Einzahlen in entsprechende Versicherungskassen zu kürzen. Alexander Lang empört sich nicht nur über diesen Vorgang in seinem Beitrag "Schiller lesen!" als "Brutalität, mit der die sozialen Grundlagen einer ganzen Nation demontiert werden" (S. 4). Lang hat für edition X Friedrich Schillers Theaterschrift "Die Schaubühne als eine moralische Anstalt betrachtet" mit einem klaren Blick ins Heute exzerpiert. 1784 wurde sie von dem jungen Mannheimer Dichter unter dem Titel "Was kann eine gute stehende Schaubühne eigentlich wirken?" erstmals vorgetragen. Ein Theaterauftrag durch die Zeiten, den man immer wieder lesen kann. Gerade jetzt.
Wie die Stadttheater als Wirtschaftsunternehmen zu erhalten sind, wird immer wieder diskutiert. Von Weimar, dem großen, umstrittenen Experiment (vgl. TdZ 4/02), sind letztlich keine großen Impulse ausgegangen. Dennoch könnte sich für manches mittlere Haus die Betriebsumwandlung in eine Theater-GmbH empfehlen. NRW-Korrespondent und Theaterrechtler Rolf C. Hemke hat für dieses Heft Beiträge für den Schwerpunkt (S. 36-38) erarbeitet und zusammengestellt, in Fortsetzung seines kleinen Dossiers zur Reform des Theatertarifvertrags (TdZ 2/03). Aufs Ganze gesehen kann man jedoch Roberto Ciulli und seinen Mitstreitern vom Mülheimer Theater an der Ruhr nur zustimmen: "Reparaturen sind nicht alles."
Anfang Mai eröffnet in Berlin das 7. Deutsche Kinder- und Jugendtheatertreffen "Augenblick mal!" Das Bremer MOKS ist mit "Cyrano" auf dieser Theaterbiennale für die Jungen dabei und geht mit Kristo Sagor als Hausautor auch sonst neue Wege. (S. 17) Ebenso bemerkenswert das Hamburger Pilot-Projekt "TuSch". In der Hansemetropole haben sich sieben Theater mit Schulen zusammengetan, um neue Formen der Theaterpädagogik zu entwickeln. Das klingt schwer nach Verschulung, wirkt aber gerade dieser entgegen und wirbt um kleine Zuschauer nicht nur als künftige Kunden. (S. 12) Das ist in diesen Zeiten der totalen Brutalisierung nicht wenig.
Die Redaktion
Artikel | Seite |
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Artikel | Seite |
Editorial | Seite 1 |
Im Krieg | |
Edition X | |
Schiller lesen!von Alexander Lang | Seite 4 |
Die Freiheit der Macher - Vom Missbrauch der Bildervon Peter Schubert | Seite 6 |
Aktuelle Inszenierung | |
Die Furien der LiebePatrice Chéreau inszeniert "Phédre" von Jean Racine in Parisvon Barbara Engelhardt | Seite 8 |
Kalter Hund ohne BissChristina Paulhofer inszeniert "Phaidras Liebe" von Sarah Kane an der Berliner Schaubühnevon Klaus Gehre | Seite 10 |
Kinder- und Jugendtheater | |
TuSCH - Tausendmal performativerIn Hamburg haben sieben Theater Patenschaften für acht Schulen übernommenvon Hella Kemper und Stefan Grund | Seite 12 |
Mit "fünfter sein" ganz vornDem Dortmunder Kinder- und Jugendtheater glückt ein Jandl-Stück für die Kleinenvon Tristan Berger | Seite 15 |
Autoren ins TheaterDas Bremer MOKS arbeitet erneut mit Kristo Sagor als Projektautorvon Alexander Schnackenburg | Seite 17 |
Keine Angst vor dem DanachIm Erfurter Waidspeicher gibt es mit "Adieu, Benjamin" ein Stück zum Thema Tod | Seite 18 |
Theatermusiker | Seite 20 |
Weill ist ein großer Komponist, und ich bin sehr lautFM Einheit im Gespräch mit Barbara Braunvon F.M. Einheit und Barbara Braun | |
Dramatiker wiedergelesen | Seite 24 |
SchützenLiterarische Annäherung an Franz Jungs "Heimweh"von Simone Schneider | |
Dokumentartheater | Seite 30 |
Recherchen reflektierter GegenwartDie Rückkehr des Dokumentartheaters zu anderen Bedingungenvon Thomas Irmer | |
Hausporträt | Seite 32 |
VerzweiflungsgymnastikDer Volksbühnen-Prater im zweiten Jahr Jahr unter René Pollesch und Aenne Quiñonesvon Dirk Pilz | |
Theaterrecht | |
Wirtschaftsunternehmen Stadttheater?Chancen und Risiken von Betriebsumwandlungenvon Rolf C. Hemke | Seite 32 |
Theater - GmbH - Umwandlung? (I)Auszüge aus Gesprächsrunden (Moderation und Textfassungen Rolf C. Hemke) am Düsseldorfer Schauspielhaus und am Schauspielhaus Bochum - Wo liegen die vorzüge einer Theater GmbH?von Rolf C. Hemke, Werner Chromy, Hans Heinrich Grosse-Brockhoff und Manfred Weber | Seite 36 |
Theater - GmbH - Umwandlung? (II)Auszüge aus Gesprächsrunden (Moderation und Textfassungen Rolf C. Hemke) am Düsseldorfer Schauspielhaus und am Schauspielhaus Bochum - Wie setzt man eine Betriebsumwandlung durch?von Matthias Hartmann, Jürgen Braasch, Rudolf Hübner, Hans-Georg Küppers und Ralf Schlößer | Seite 37 |
An-Stiftung zur KulturSind Stiftungen der Einstieg in eine alternative Theaterfinanzierung?von Manfred Terlau | Seite 38 |
Reparaturen sind nicht allesZur Diskussion von Theater- und Betriebsstrukturenvon Roberto Ciulli, Helmut Schäfer und Sven Schlötcke | Seite 39 |
Auftritt | |
Uraufführung "Schwejk?" von Werner Fritsch am LandestheaterLinzvon Jörg Lukas Matthäi | Seite 40 |
Uraufführung "Supermarkt" von Werner Fritsch und Uta AckermannMemmingenvon Otto Paul Burkhardt | Seite 41 |
"Sterne über Mansfeld" von Fritz Kater, "Mein Neger" von Arne SierensLeipzigvon Ralph Gambihler | Seite 42 |
Uraufführungstrio "Denotation Babel" von H. Krausser, "Katakomben" von A. Ostermaier, "Die Frankfurter Verlobung" von M. Beltz am SchauspielhausFrankfurt/M.von Ralf-Carl Langhals | Seite 43 |
Uraufführung "Margot & Hannelore" von Marc BeckerJenavon Michael Helbing | Seite 46 |
Freie Kammerspiele mit "Olive-Generation" von Tanjana TsouvelisMagdeburgvon Jörg Buddenberg | Seite 46 |
Jenny Erpenbecks "Geschichte vom alten Kind" adaptiertKasselvon Jörg Buddenberg | Seite 48 |
Neues aus Kanada - Stücke von Marie Laberge und Morris PanychKrefeld/Neussvon Rolf C. Hemke | Seite 49 |
Trauma-Training in Swissville: Marthalers "Groundings"Zürich | Seite 50 |
Michael Thalheimer inszeniert "Drei Schwestern" am Deutschen Theater"Berlinvon Thomas Irmer | Seite 51 |
Ernst Stötzner inszeniert "Hedda Gabler" am SchauspielhausBochumvon Rolf C. Hemke | Seite 52 |
"Parrots and Guinea Pigs" von Jan Fabre am MousonturmFrankfurt/M.von Christina Schmidt | Seite 53 |
Kolumne | Seite 55 |
Das Ende vom Spaß ist sein Sieg | |
Stück | |
Zugverkehr unregelmäßig - "Schwarze Milch" am gorki-Theater erstaufgeführtvon Martin Linzer | Seite 56 |
"Schwarze Milch"von Wassilij Sigarew | Seite 57 |
Magazin | |
Wenn sich Film und Theater kreuzen: Brechttage 2003von Christoph Schroth | Seite 72 |
Festival im belgischen Lüttich mit Norén-Uraufführungvon Rolf C. Hemke | Seite 72 |
75 Jahre Theatermuseum Hannovervon Michael Quasthoff | Seite 73 |
Auftritt | Seite 73 |
Agon startet in Schwerin: ein neues freies Theatervon Manfred Zelt | |
Magazin | |
BücherGeorg Diez: Gegenheimat. Das Theater des Manfred Kusek. Edition Burgtheater Band 4. Salzburg/Franfurt/M./Wien: Residenz Verlag, 2002. 222 S., zahlr. Abb.von Andreas Gründel | Seite 74 |
BücherPeter Hacks. Werke in fünfzehn Bänden, Eulenspiegel Verlag Berlin, 2003.von Thomas Irmer | Seite 75 |
Meldungen | Seite 75 |
Premierenkalender | Seite 77 |
Autoren | Seite 80 |
Impressum | Seite 80 |
Tristan Berger
Jürgen Braasch
Barbara Braun
Jörg Buddenberg
Otto Paul Burkhardt
Werner Chromy
Roberto Ciulli
F.M. Einheit
Barbara Engelhardt
Ralph Gambihler
Klaus Gehre
Hans Heinrich Grosse-Brockhoff
Stefan Grund
Andreas Gründel
Matthias Hartmann
Michael Helbing
Rolf C. Hemke
Rudolf Hübner
Thomas Irmer
Hella Kemper
Hans-Georg Küppers
Alexander Lang
Ralf-Carl Langhals
Martin Linzer
Jörg Lukas Matthäi
Dirk Pilz
Michael Quasthoff
Helmut Schäfer
Ralf Schlößer
Sven Schlötcke
Christina Schmidt
Alexander Schnackenburg
Simone Schneider
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