Heft 11/2005
Politisches Theater
Essays und ein Gespräch mit Volker Lösch
Broschur mit 72 Seiten, Format: 215 x 285 mm
ISSN 0040-5418
Theater, politisch Politisches Theater? Das war vor noch nicht allzu langer Zeit fast ein Schimpfwort. Es klang nach Klassenkampf, Ideologie und Agitprop, nach Abrichtung der hohen Künste zu niederen Zwecken. Doch das ist kaum mehr als ein oberflächliches Zerrbild; denn politisches Theater ist nicht einfach die Fortführung gesellschaftlicher Kämpfe mit anderen Mitteln, sondern Einspruch gegen den Konsens. Politisches Theater stellt in Frage, was selbstverständlich ist, und will in diesem Sinne Arbeit an der mentalen Infrastruktur sein. Das war die Tragödie übrigens auch einmal, damals im fernen Griechenland. Wenn TdZ also im letzten Monat dem alten neuen Streit um die Tragödie einen Schwerpunkt gewidmet hat und sich jetzt dem politischen Theater zuwendet, dann steht das in engem Zusammenhang: Beides sind Arten von Theater, die vergessen schienen und nun mit neuer Kraft zurückkehren.
Die Formen des gegenwärtigen politischen Theaters sind vielfältig. Das neodokumentarische Bühnenspiel etwa erregt bereits seit einigen Jahren Aufmerksamkeit (vgl. TdZ 12/03). Volker Löschs chorisches Spiel mit der Wirklichkeit ist eine prononcierte, spezielle Form politischen Theaters, die spätestens mit seiner umstrittenen Inszenierung der "Weber", letzte Saison in Dresden, Gegenstand öffentlicher Auseinandersetzung wurde. TdZ hat sich mit dem neuen Hausregisseur am Schauspiel Stuttgart über Wut als Voraussetzung für das Theatermachen, seinen Begriff von Politik und die Uraufführung von "Dogville" unterhalten. Zudem haben wir mit Thomas Krüger, Chef der Bundeszentrale für politische Bildung, über Thea ter und politische Bildung gesprochen. Und TdZ hat sich neben Löschs "Dogville" mit Michael Thalheimers "Faust II " am Deutschen Theater und Dieter Dorns "Die Bakchen" am Residenz Theater München zwei weitere Inszenierungen angesehen - und versucht, das politische Theater in der Praxis zu finden. Außerdem befragt Nikolaus Merck in einem Essay die Darstellung von Männerherrschern auf der Bühne - als Träger politischer Dimension. Das alles: anregender Stoff, über politisches Theater nachzudenken.
Es gibt noch mehr, weshalb es lohnt, dieses Heft zu lesen: Ulrich Khuon gedenkt des 10. Todestages von Thomas Strittmatter; John von Düffel würdigt den neuen Literaturnobelpreisträger Harold Pinter. Jerome Bel, einer der wichtigsten zeitgenössischen Choreografen spricht über seine Arbeit, Antonio Latella über seine Inszenierungen von Texten Pier Paolo Pasolinis, der im November vor 30 Jahren ermordet wurde. Wir berichten vom Festival "Israelische Dramatik im Rampenlicht" in Tel Aviv und drucken "Durchgebrannt" ab, das rasant geschnittene Stück der irischen Dramatikerin Ursula Rani Sarma, das am 6. November am Thalia Theater Hamburg seine deutschsprachige Erstaufführung erfährt.
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Weiterhin eine anregende Lektüre wünscht Ihnen
Ihr TdZ-Team
Artikel | Seite |
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Artikel | Seite |
Editorial | Seite 1 |
Theater, politisch | |
Neustarts | |
Die Faust als Logo – der Bürgerblock brülltZu Beginn seiner Stuttgarter Intendanz lässt Hasko Weber Lehrstücke des Bösen spielenvon Otto Paul Burkhardt | Seite 4 |
Routen zur neuen DramatikMit einem Uraufführungsreigen gibt Osnabrücks neuer Intendant Holger Schultze seinen Einstandvon Wolfgang Behrens | Seite 7 |
Nobelpreis | Seite 10 |
Auf der Suche nach dem verlorenen PinterDer englische Dramatiker Harold Pinter erhält den diesjährigen Literaturnobelpreisvon John von Düffel | |
Politisches Theater | |
Diesseits des KlassenkampfesEin Versuch, das politische Theater zu findenvon Dirk Pilz | Seite 12 |
Den Bogen spannen, bis die Sehne reißtEin Gespräch mit Volker Lösch über Wut und politisches Theatervon Nikolaus Merck und Dirk Pilz | Seite 16 |
MännertheaterSie waren Helden und schrumpften zu Karikaturen – ein Essay über das Männerbild auf deutschen Bühnenvon Nikolaus Merck | Seite 20 |
Politische HebammenkunstThomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, im Gesprächvon Nina Peters | Seite 23 |
Pasolinis Erbe | Seite 25 |
Pasolini unterm VergrößerungsglasDer italienische Regisseur Antonio Latella im Interviewvon Elfi Reiter | |
Gedenken an Strittmatter | Seite 29 |
Abgründiges HeimattheaterVor zehn Jahren verstarb der Schriftsteller Thomas Strittmattervon Ulrich Khuon | |
Tanz | Seite 30 |
Subjektivität schützt dichDer französische Choreograf Jérôme Bel im Gesprächvon Constanze Klementz | |
Theaterreport | Seite 34 |
Vom Abstellgleis auf die ÜberholspurWie sich das Junge Theater in Göttingen an den eigenen Haaren aus dem Abwicklungssumpf zogvon Tina Fibiger | |
Ausland | Seite 37 |
Verwurzelt in der LebensweltDas Festival IsraDrama in Tel Aviv zeigt konfliktreiche Stückevon Wolfgang Behrens | |
Auftritt | |
Jasper Brandis' glücklose Uraufführung von Anja Hillings „Monsun“Kölnvon Hans-Christoph Zimmermann | Seite 40 |
Felicia Zellers „Einfach nur Erfolg“ adaptiert frei das Leben der Legende Kurt CobainFreiburgvon Bodo Blitz | Seite 41 |
Helmut Kraussers „Unser Lied. Gesang vom Untergang Burgunds“ uraufgeführtBonnvon Morten Kansteiner | Seite 42 |
Gustav Rueb bringt Dukovskis „Die andere Seite“ zur UraufführungKasselvon Jörg Buddenberg | Seite 43 |
Genazinos Debüt „Lieber Gott mach mich blind“ kommt nicht vom Fleck (Sh. Sojitrawalla)Darmstadtvon Shirin Sojitrawalla | Seite 44 |
Die Neue Bühne Senftenberg startet mit dem 2. GlückAufFest in die neue SaisonSenftenbergvon Martin Linzer | Seite 45 |
Eröffnung der Kammerspiele mit „Süßer Vogel Jugend“ und „4.48 Psychose“Magdeburgvon Jörg Buddenberg | Seite 47 |
Karin Koller inszeniert Jon Fosses „Schönes“ am SchauspielhausSalzburgvon Michael Brommer | Seite 48 |
Kolumne | Seite 51 |
Im Waldvon Josef Bierbichler | |
Stück | |
CharakterstudienHenning Bock und Anika Steinhoff im Gespräch mit der irischen Dramatikerin Ursula Rani Sarma | Seite 52 |
„Durchgebrannt“von Ursula Rani Sarma | Seite 53 |
Magazin | |
Hochkünstliche Anordnung - Lars von Triers Film "Manderley"von Dirk Pilz | Seite 62 |
Selige Zeiten, brüchige Festivalwelt - dampf 05 in Köln und off limits in Dortmundvon Hans-Christoph Zimmermann | Seite 62 |
Kulturpolitik in der Schweiz zwischen Lust und Lastvon Stefan Koslowski | Seite 64 |
Bücher/CDsUta Atzpodien: Szenisches Verhandeln - Brasilianisches Theater der Gegenwart. Transcript Verlagvon Friedhelm Teicke | Seite 65 |
Bücher/CDsThomas Irmer (Hrsg.): Luk Perceval. Theater und Ritualvon Hans-Christoph Zimmermann | Seite 65 |
Bücher/CDsHeike Adamski: Diener, Schulmeister und Visionärevon Miriam Ruesch | Seite 65 |
Bücher/CDsWolfgang Borchert: Draußen vor der Türvon Lena Schneider | Seite 66 |
Meldungen | Seite 68 |
Premierenkalender | Seite 69 |
November 2005 | |
Impressum | Seite 71 |
Vorschau | Seite 72 |
Dezember 2005 | |
Kommentar | Seite 72 |
Zahlenspielevon Alexander Schnackenburg |
Wolfgang Behrens
Josef Bierbichler
Bodo Blitz
Michael Brommer
Jörg Buddenberg
Otto Paul Burkhardt
Tina Fibiger
Morten Kansteiner
Ulrich Khuon
Constanze Klementz
Stefan Koslowski
Martin Linzer
Nikolaus Merck
Nina Peters
Dirk Pilz
Ursula Rani Sarma
Elfi Reiter
Miriam Ruesch
Alexander Schnackenburg
Lena Schneider
Shirin Sojitrawalla
Friedhelm Teicke
John von Düffel
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