Heft 06/2008
Wider die Verlenzung
Frank Castorf im Gespräch
Broschur mit 84 Seiten, Format: 215 x 285 mm
ISSN 0040-5418
Zurückgekehrt vom Berliner Theatertreffen, wo Theater der Zeit in seinem viel beachteten Verlags-Container mit SIGNA um die Wette campte, legen wir Ihnen heute unser Juni-Heft vor - mit einem ganzen Arsenal unverzichtbarer Stimmen, Haltungen und Fixierungen. Lesen Sie Frank Castorf, der in Wien von Frank Raddatz aufgesucht wurde und, enthoben vom Bashing in Berlin gegen seine Person und gegen sein Theater, über grundsätzliche Nöte des Formulieren-Könnens in dieser und gegen diese Zeit nachdenkt, über den Biedermeier in uns, über den Konsens, den auch er zugelassen hat, und über das moderate Miteinander - Feindschaft will verdient werden.
Schauen Sie sich unser Künstler-Insert an, welches wir Mark Lammert widmen, der mit Müller, Gotscheff und Jourdheuil arbeitete und dessen geniale Bühne zu Gotscheffs „Die Perser" sich unauslöschlich ins Theater-Gedächtnis des ersten Jahrzehnts des neuen Jahrtausends eingeprägt hat. „Gedächtnisbilder" assoziieren auch für unsere Autorin Ulrike Haß die Arbeiten Lammerts, die „das Kriterium der Zitierbarkeit (erfüllen), das Brecht von jeder wirklichen Geste" verlangte.
Lesen Sie Josef Bierbichlers Dankesrede anlässlich der Verleihung des Berliner Theaterpreises 2008, die sofort grundsätzlich wird, wenn sie dem Missbrauch der Sprache in unserer Gesellschaft nachspürt, einer Sprache, die nicht der Wahrheit dient, sondern der Täuschung, der Verschleierung, der Lüge. Lesen Sie dazu auch B. K. Tragelehns Laudatio auf Josef Bierbichler, die ihn als Ausnahmekünstler jenseits der Schein-Alternative vom Schauspieler als Verwandlungskünstler oder Selbstdarsteller feiert.
Lesen Sie Heiner Goebbels Rede anlässlich des Körber Studios Junge Regie 2008, in der der Leiter des Instituts für Angewandte Theaterwissenschaften, der wie Bierbichler auch keine Lust mehr hat, sich zu verstellen, dem Selbstverständnis des heutigen Theaters in der Ambivalenz von Museum und Labor nachgeht und zu Recht beklagt, dass die wenigen Häuser, die unter Laborbedingungen arbeiten, im Verhältnis zu anderen Häusern stiefmütterlich ausgestattet sind. In diesem Zusammenhang der Reflexion über alte und neue Theaterformen ist auch Christel Weilers Artikel lesbar, der „The Brig" nachgeht, jener spektakulären Living-Theatre-Produktion von 1963, die gerade ihre Re-Inszenierung erlebt und dabei die Frage nach der Legitimität derartiger Kunstverfahren aufwirft: „Nichts ist erledigt, nur weil es verging."
Wie künstlerische Freiheiten und kaufmännisches Kalkül kreativ zusammengeführt werden können, beobachtete Theater der Zeit in Lübeck, Oldenburg und Linz - Theater, in denen neue Intendanten mit neuen Konzepten neue Wege zum Publikum suchen und finden.
Lesenswert unbedingt auch Tilman Raabkes Bericht vom Festival Iberoamericano de Teatro in Bogotá, wo sich der Autor auf die Suche nach dem politischen Theater in einer krisengeschüttelten Region machte - ebenso wie Sebastian Kirsch in Warschau, der das zeitgenössische polnische Theater im Generationenumbruch erkannte. Ausdruck dessen ist auch die junge polnische Dramatikerin Dorota Masłowska, deren erstes Stück „Zwei arme Polnisch sprechende Rumänen" wir veröffentlichen.
Nach Erscheinen unseres Arbeitsbuches „Stück-Werk 5 - Neue deutschsprachige Dramatik im Porträt" Ende Juni verabschiedet sich die TdZ-Redaktion in die Sommerpause. Die nächste Ausgabe von Theater der Zeit erscheint am 1. September zur neuen Spielzeit. Allen Leserinnen und Lesern wünschen wir bis dahin alles Gute und einen schönen Sommer.
Die Redaktion
Artikel | Seite |
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Artikel | Seite |
Bühnenbild | Seite 8 |
DramaturgiemaschinenZu den Bühnen Mark Lammertsvon Ulrike Haß | |
Gespräch | Seite 12 |
Wider die Verlenzung oder 232 Jahre deutscher LenzVolksbühnen-Intendant Frank Castorf im Gesprächvon Frank M. Raddatz | |
Essay | Seite 18 |
Heiner Goebbels: Der Kompromiss ist ein schlechter RegisseurEine Rede anlässlich des Symposiums „Neue Theaterrealitäten“ beim Körber Studio Junge Regie 2008 in Hamburgvon Heiner Goebbels | |
Aktuelle Inszenierung | Seite 22 |
Nichts ist erledigt, nur weil es vergingLiving Theatre: „The Brig“ – Re-Inszenierung und Gegenwärtigkeitvon Christel Weiler | |
Berliner Theaterpreis | |
Der Schmerz der SpracheRede anlässlich der Verleihung des Berliner Theaterpreises 2008von Josef Bierbichler | Seite 26 |
Mit Kunst aus der Rolle fallenLaudatio für Josef Bierbichlervon B. K. Tragelehn | Seite 28 |
Hausporträt | |
„Seht ihr einen Baum, stellt euch Tausende vor …“Wie Pit Holzwarth mit künstlerischem Freigeist und kaufmännischem Kalkül das Theater Lübeck neu positioniertvon Klaus Witzeling | Seite 30 |
Der Dolchstoß des DichtersIntendant Markus Müller hat binnen zweier Jahre das Publikum des Oldenburgischen Staatstheaters umerzogenvon Alexander Schnackenburg | Seite 33 |
Irgendwann bleib’ i dann dortWarum Schauspieldirektor Gerhard Willert am Landestheater Linz gerne mal auf Kollisionskurs gehtvon Michael Brommer | Seite 36 |
Ausland | |
Wer hat Angst vor Harrison Ford?Das Festival Iberoamericano del Teatro de Bogotávon Tilman Raabke | Seite 40 |
Magda Goebbels’ SchuheÜber das Warschauer Showcase-Festival und die Widersprüchlichkeit der polnischen Theaterszenevon Sebastian Kirsch | Seite 43 |
Auftritt | |
Köln/EssenNuran David Calis inszeniert sein Stück „Stunde Null Vol. I – III“ am Schauspiel Köln und Schauspiel Essenvon Vasco Boenisch | Seite 45 |
BochumIn der ROTTSTR. 5 ist „Drei Schwestern“ von Anton Tschechow in der Regie von Martin Fendrich zu sehenvon Christiane Enkeler | Seite 46 |
RudolstadtUta Koschel und Susanne Truckenbrodt leiten die Inszenierung „LebensZeichen“ am Theater Rudolstadt | Seite 47 |
Berlin„Steinkes Rettung“ von Oliver Bukowski wird am theater 89 in der Regie von Hans-Joachim Frank aufgeführtvon Martin Linzer | Seite 48 |
NürnbergChristoph Mehler inszeniert „Am Tag der jungen Talente“ von Polle Wilbert am Staatstheatervon Sabine Wirth | Seite 49 |
SalzburgDas Schauspielhaus Salzburg zeigt „Sophie Scholl – die letzten Tage“ und „Der Albtraum vom Glück“von Michael Brommer | Seite 50 |
AalenKatharina Kreuzhage führt Regie bei „Halbkontakt“ von Lisa Stadler am Theater Aalenvon Otto Paul Burkhardt | Seite 52 |
ZürichAm Schauspielhaus ist „Warum Warum“ von Peter Brook/Marie-Hélène Estienne in der Regie von Peter Brook zu sehenvon Simone von Büren | Seite 53 |
GenfClaudia Bosse inszeniert „Phèdre“ von Jean Racine und Seneca am Théâtre du Grütlivon Dorte Lena Eilers | Seite 54 |
St. GallenAm Theater St. Gallen ist die Aufführung „Homo faber“ von Max Frisch in der Regie von Gernot Sommerfeld zu sehenvon Andreas Klaeui | Seite 55 |
Gespräch | Seite 56 |
„Wie ein großer Scan meines Gehirns“Dorota Maslowska im Gesprächvon Olaf Kühl | |
Stück | Seite 57 |
„Zwei arme Polnisch sprechende Rumänen“von Dorota Maslowska | |
Magazin | |
Die Stunde da wir voneinander wusstenDem scheidenden Intendanten des Schauspiels Leipzig, Wolfgang Engel, zu Ehrenvon Frank Hörnigk | Seite 70 |
Wer bremst, verliertDer 25. Heidelberger Stückemarktvon Otto Paul Burkhardt | Seite 72 |
Monster, Mythen, PhantomgeschichtenDas 8. Plateaux-Festival am Mousonturm in Frankfurt/Mainvon Esther Boldt | Seite 73 |
Bruder Nachbar5. Sächsisches Theatertreffen in Plauen und Zwickauvon Norbert Seidel | Seite 74 |
BücherDramatische Transformationen. Zu gegenwärtigen Schreib- und Aufführungsstrategien im deutschsprachigen Theatervon Benjamin Wihstutz | Seite 75 |
BücherHans-Dieter Schütt: Spielzeit Lebenszeit/Thomas Langhoffvon Martin Linzer | Seite 75 |
Linzers Eck | Seite 77 |
Frauen-Power oder Wie unter einem freundlichen Dach Theater entstehtvon Martin Linzer | |
Magazin | |
etc.von Sebastian Kirsch | Seite 78 |
Aus den KorrespondentenbürosGraz: Ritterburg geraubtvon Hermann Götz | Seite 78 |
Aus den KorrespondentenbürosLeipzig: Zurück in die Vergangenheitvon Torben Ibs | Seite 78 |
Aus den KorrespondentenbürosMülheim: Original und Fälschungvon Vasco Boenisch | Seite 78 |
aufgelesenvon Sebastian Kirsch | Seite 79 |
Aus den KorrespondentenbürosBremen: Der Coupvon Alexander Schnackenburg | Seite 79 |
Aus den KorrespondentenbürosHamburg: Festivalrauschvon Klaus Witzeling | Seite 79 |
Meldungen | Seite 80 |
Premierenkalender | Seite 81 |
Juni/Juli/August 2008 | |
Impressum | Seite 83 |
Kommentar | Seite 84 |
Oberhausener Milchmädchenrechnungvon Vasco Boenisch | |
Vorschau | Seite 84 |
Juli/August 2008 |
Josef Bierbichler
Vasco Boenisch
Esther Boldt
Michael Brommer
Otto Paul Burkhardt
Dorte Lena Eilers
Christiane Enkeler
Heiner Goebbels
Hermann Götz
Ulrike Haß
Frank Hörnigk
Torben Ibs
Sebastian Kirsch
Andreas Klaeui
Olaf Kühl
Martin Linzer
Dorota Maslowska
Tilman Raabke
Frank M. Raddatz
Alexander Schnackenburg
Norbert Seidel
B. K. Tragelehn
Simone von Büren
Christel Weiler
Benjamin Wihstutz
Sabine Wirth
Klaus Witzeling
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