Look Out
Here are we, one magical moment
Der Schauspieler André Kaczmarczyk ist in kürzester Zeit zum umschwärmten Liebling des Düsseldorfer Publikums geworden
von Martin Krumbholz
Auch richtig schreiben – André Kaczmarczyk mit ceezett cee-zett, 32 Jahre alt, Schauspieler, aufgewachsen in Eisenach, tätig am Düsseldorfer Schauspielhaus, und wie! Kaum ein Abend, an dem er nicht auf der Bühne steht, als Camus’ Caligula und Kästners Fabian, als Dostojewskis Fürst Myschkin und E. T. A. Hoffmanns Sandmann. Quasi immer die Titelrollen, als wäre er darauf abonniert. Eine Ausnahme bildet das in Düsseldorf erstaufgeführte David-Bowie-Musical „Lazarus“, doch nach der Premiere schwärmten die zahlreich angereisten Rezensenten nicht etwa vom Hauptdarsteller Hans Petter Melø Dahl, dessen Ähnlichkeit mit Bowie nicht zu übersehen war, sondern von der düsteren Nebenfigur des Valentine, gespielt und gesungen von – Kaczmarczyk.
„Ich leide ja nicht, weil ich große Rollen spielen soll“, sagt der Schauspieler, gefragt, ob diese enorme Beanspruchung nicht irgendwann an die Substanz gehe. Er hat daneben schon erste Regieversuche unternommen, „Heart of Gold“, einen eigenen Liederabend, hat er verantwortet und bei Rainald Goetz’ „Jeff Koons“ Koregie geführt. Diese ungewöhnliche Aufführung findet in der Philara statt, einer privaten Kunstsammlung im Stadtteil Flingern, wo Kaczmarczyk auch wohnt. Ein ganz spezielles Publikum aus der Düsseldorfer Kunstszene findet den Weg in die Birkenstraße.
André Kaczmarczyk, das kann man schon sagen, ist unverwechselbar, und doch erfindet er von Stück zu Stück Figuren, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Der römische Tyrann und der russische (Friedens-)Fürst, der geheimnisvolle „Thin White Duke“ aus „Lazarus“ und Fabian, der Bohemien der Zwischenkriegszeit, haben zunächst einmal wenig gemein bis auf ihr junges Alter. Erich Kästners müder Romanheld bekennt, er habe überhaupt keinen Ehrgeiz. Das wiederum muss einem vor Ehrgeiz brennenden Schauspieler wie Kaczmarczyk herzlich fremd sein, und tatsächlich gibt er zu, diesen Protagonisten habe er anfangs gar nicht so sehr gemocht, verglichen mit der Faszination, die von dem Fürsten Myschkin ausgehe. Man merkt schon, der „Idiot“ ist eine Liebesaffäre, „Fabian“ eher eine Pflichtübung, allerdings eine, die dieser Schauspieler brillant und mit Hingabe erfüllt.