Berliner Ensemble sagt Gastspiel in Budapest ab
Mit der Absage des geplanten Gastspiels „Medea“ beim MITEM-Festival (Madach International Theatre Meeting) will das Berliner Ensemble ein Zeichen gegen Viktor Orbans „Kulturrevolution von rechts“ setzen, wie es in einer Pressemitteilung. Das Theater unterstütze damit die aktuellen Proteste von Studierenden und Lehrkräften der Budapester Universität für Theater und Filmkunst.
Verschiedene Medien, darunter Deutschlandfunk Kultur, berichteten, dass die rechtsnationale Regierung in Ungarn der künstlerischen Hochschule die Selbständigkeit entzogen und die Leitung einem Gremium aus Vertrauten von Ministerpräsident Orban übergeben habe. Daraufhin hatten Studierende die Universität am vergangenen Dienstag besetzt. Sie fordern den Rücktritt des neuen Kuratoriumspräsident Attila Vidnyanszky, der eine christlich-nationale Kultur in Ungarn vertritt, sowie die Rückübertragung der Uni-Leitung an die gewählten Gremien. Die gesamte Universitäts-Führung hatte am Montag ihren Rücktritt eingereicht.
Der Intendant des BE, Oliver Reese, kommentiert die Ereignisse wie folgt: „Mit großer Bestürzung schauen wir auf die aktuellen Entwicklungen der Theaterszene in Budapest. Durchdie Übertragung der Leitungspositionen der renommierten Universität für Theater- und Filmkunst an dieneu gegründete regierungsnahe ‚Stiftung für Theater- und Filmkunst‘ hat die Universität faktisch ihreAutonomieverloren. Dies ist ein weiterer Schritt der Regierung Orbáns in Richtung einer Gleichschaltungder Kultur. Der Prozess der Umstrukturierung, der ohne Einbeziehung der vorherigen Universitätsleitung stattfand, ist in jeglicher Hinsicht undemokratisch. Als Zeichen der Solidarität hat das Berliner Ensemble daher heute dasGastspiel von ‚Medea‘beim von Attila Vidnyánszky geleiteten Theaterfestival MITEM im kommenden Jahrabgesagt.“