Theaterhistoriker Günther Rühle gestorben
Der Theaterkritiker und ehemalige Frankfurter Schauspiel-Intendant Günther Rühle ist tot. Wie seine Familie mitteilte, starb er am Freitag im Alter von 97 Jahren zu Hause in Bad Soden.
Anselm Weber, Intendant des Frankfurter Schauspiels, würdigte den Verstorbenen als „einen der klügsten Köpfe der Nachkriegszeit“. Rühle sei mit Leib und Seele Theatermensch gewesen, Theaterkritiker und -theoretiker.
Rühle, geboren am 3. Juni 1924 holte nach dem zweiten Weltkrieg sein Abitur in Bremen nach und studierte anschließend in Frankfurt Germanistik, Geschichte und Volkskunde. Seinen Doktorarbeit schrieb er über den Dichter und Dramatiker Andreas Gryphius.
Zwischen 1960 und 1985 war er Feuilleton-Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, ab 1974 leitete er das Ressort. Zuvor hatte er auch für die Frankfurter Rundschau und die Frankfurter Neue Presse gearbeitet.
Nach seiner Zeit als Intendant arbeitete Rühle für den Tagesspiegel in Berlin, später als freier Publizist.
Zwischen 1985 und 1990 war Rühle Intendant des Schauspiels Frankfurt. In diese Zeit fiel die aufsehenerregende Aufführung von Rainer Werner Fassbinders Skandalstück „Der Müll, die Stadt und der Tod“. Rühle verhalf auch der innovativen Theaterarbeit von Einar Schleef zum Durchbruch.
Als Autor schrieb Rühle umfangreiche Dokumentationen über das Theater, wie „Theater für die Republik 1917-1933“, „Zeit und Theater 1913-1945“ und „Theater in Deutschland 1887-1945“, die beim S. Fischer Verlag erschienen sind. Für seine Arbeit wurde Rühle unter anderem mit dem Theodor-Wolff-Preis (1962) und dem Binding-Kulturpreis (2010) ausgezeichnet. Günther Rühle war auch für Theater der Zeit als Autor und Herausgeber tätig.