Magazin
Des Dichters Gärten
Zwei sehr unterschiedliche Filme nähern sich dem Dramatiker Peter Handke
von Thomas Irmer
„Der Poet wohnt in einem einzigen Garten“, schrieb Peter Handke einmal in eines seiner zum literarisch-grafischen Werk gehörenden Notizbücher. In einem Garten spielt auch der 2011 geschriebene Sommerdialog „Die schönen Tage von Aranjuez“. Dieses etwas luftigabgehobene Gespräch zwischen einem Mann und einer Frau wirkte wie ein Erholungsausflug nach dem episch ausgreifenden autobiografischen Familienstück „Immer noch Sturm“. Doch der unter anderem Liebes- und Verlusterfahrungen umkreisende Dialog zwischen den beiden nicht näher bestimmbaren Partnern hat es in sich und war schon bei den bisherigen Theateraufführungen (UA in der Regie von Luc Bondy bei den Wiener Festwochen 2012) in seinen Tonlagen von Geständniszwang bis zu philosophischer Poesie sichtbar schwer zu fassen.
Wim Wenders, spätestens seit „Der Himmel über Berlin“ als Handkes bester Filmfreund weltweit bekannt, hat den Sommerdialog verfilmt – auf Französisch, in 3-D und mit mehreren Erzählrahmen versehen. Da ist zunächst das an einem Sommermorgen noch nicht erwachte Paris, über das die Kamera postkartengleich bis zu dem malerischen Garten eines Hauses am Stadtrand gleitet. Dort sitzt Jens Harzer an einem gediegenen Schreibtisch und imaginiert das Stück auf einer Terrasse vor seinem Fenster. Harzer spielt bereits zum dritten Mal das Alter Ego Handkes: In den Uraufführungen von „Immer noch Sturm“ und „Aranjuez“ war er deutlich als der Dramatiker zu erkennen, nun ist er die von Wenders hinzuerfundene Dichterfigur.