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Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel

Erst streicht die Stadt dem Autorentheaterprojekt Wiener Wortstätten die Förderung – dann droht ein EU-Projekt zu platzen. Mitgründer Bernhard Studlar im Gespräch

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2005 gründete der Dramatiker Bernhard Studlar gemeinsam mit Regisseur Hans Escher das interkulturelle Autorentheaterprojekt Wiener Wortstätten. Dieses widmet sich in verschiedenen Formaten der Vernetzung zwischen österreichischen und internationalen Autoren, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, die aber auf Deutsch schreiben. Die Wiener Wortstätten verstehen sich als Plattform und Forschungslabor, als Vermittler zwischen Theaterbetrieb und Schreibtisch. Nun kämpft das renommierte Autorentheaterprojekt ums Überleben.

Selbst das österreichische Kulturministerium kann oder will die Wiener Wortstätten nicht unterstützen – hier die beiden Gründer Bernhard Studlar (l.) und Hans Escher. Foto Anna Stöcher
Selbst das österreichische Kulturministerium kann oder will die Wiener Wortstätten nicht unterstützen – hier die beiden Gründer Bernhard Studlar (l.) und Hans Escher. Foto Anna Stöcher

Herr Studlar, der Antrag der Wiener Wortstätten auf Konzeptförderung wurde im März dieses Jahres vom Kulturamt der Stadt Wien abgelehnt. Wissen Sie, warum?
Leider nein, zumindest nicht genau. Wir hatten im Herbst 2016 mit der zuständigen Jury ein ausführliches Hearing, in dem wir unser Vierjahreskonzept vorgestellt haben, haben aber danach bis zum heutigen Tag nichts mehr von ihnen gehört. Die Nachricht, dass wir keine Konzeptförderung erhalten, hat uns sehr unerwartet getroffen.

Ein offener Brief wurde auch von prominenten Unterstützern der Wiener Wortstätten wie Elfriede Jelinek, Ulrich Seidl oder Martin Kušej unterschrieben. Hat dieser Aufruf etwas in Ihrem Sinn bewirkt?
Ja, absolut. Erstens hat uns die prominente und breite Unterstützung sehr gefreut, weil sie zeigt, dass unsere Arbeit von vielen Menschen im deutschsprachigen Theaterraum und darüber hinaus geschätzt wird. Zweitens hat uns dieser Brief die Tür zu weiteren Gesprächen mit der Stadt geöffnet.

Neben dem laufenden Betrieb ist auch die Teilnahme an dem renommierten Kooperationsprojekt „Fabulamundi – Playwriting Europe“ in Gefahr, das die EU finanziell unterstützt und für das die Wiener Wortstätten erfreulicherweise nominiert wurden. War das kein Thema?
Doch, allerdings wurde diese Nominierung erst nach der Fördervergabe bekannt gegeben. Der Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) findet das EU-Projekt auch toll und hat uns trotz des negativen Juryentscheids versprochen, sich um eine alternative Finanzierung zu bemühen. Leider sind diesem Versprechen bisher keine konkreten Taten gefolgt. Die Folgen einer Nichtbeteiligung an diesem prestigeträchtigen Projekt wären fatal, da in diesem Fall 130 000 Euro an EU-Fördergeldern für Österreich ungenutzt bleiben würden. Bei „Fabulamundi“ sind acht europäische Länder künstlerisch beteiligt, die den Austausch zwischen Theaterschaffenden fördern und intensivieren möchten. Da geht es um Übersetzungen von Gegenwartsdramatik, um das Erstellen eines Onlinekatalogs von Stücken, um Künstlerresidenzen, Workshops, Koproduktionen und vieles mehr.

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