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Haus der tausend Probebühnen

Das niederländisch-flämische Theaterkollektiv Wunderbaum entert das Theaterhaus Jena – „Thüringen? Kein Problem!“ lautet ihr Motto

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Seit seiner Gründung 1991 ist das Theaterhaus Jena ein einzigartiges Haus. Es zeichnet sich durch die Förderung unberechenbarer und polarisierender Künste aus und das von Anfang an unter kollektiven Leitungsstrukturen. Man könnte das Theater auch poetisch als Haus der tausend Probebühnen bezeichnen. Als 2016 eine neue künstlerische Leitung ausgeschrieben wurde, war der Andrang groß. Die Gesellschafter entschieden sich 2017 für das niederländischflämische Theaterkollektiv Wunderbaum.

Wie können wir gemeinsam erreichen, was uns wichtig ist? – Das fragt auch die zweite Eröffnungspremiere von Wunderbaum: „Hallo Jena“. Foto Joachim Dette
Wie können wir gemeinsam erreichen, was uns wichtig ist? – Das fragt auch die zweite Eröffnungspremiere von Wunderbaum: „Hallo Jena“. Foto Joachim Dette

Kollektive, wie sie sich üblicherweise in der freien Szene abseits eines Stadttheaters aufhalten, sind dafür bekannt, nicht nur kritische Fragen an einen Theatertext zu stellen, sondern auch, die Struktur der Theaterinstitutionen zu hinterfragen und an alten Traditionen zu rütteln. Das Theaterhaus Jena, welches das ständige Hinterfragen zur Methode gemacht hat, ist möglicherweise der richtige Ort für Wunderbaum. Denn auch sie kommen aus einer Region mit einer besonderen Theatergeschichte. Durch Künstler wie Johan Simons und Luk Perceval hat sich das Theater in Flandern und den Niederlanden zu einer modernen und vor allem lebendigen Szene entwickelt. Eine neue Generation junger Theatermacher wie Ilay den Boer, Dries Verhoeven, Boukje Schweigman und die Gruppe Tristero erwuchs und behauptete sich in einer Zeit, in der besonders in den Niederlanden Künstler unter radikalen Sparmaßnahmen zu leiden hatten. „Wenn die Regierung versagt, dann müssen wir es selbst machen!“, weiß Walter Bart, Schauspieler und neuer künstlerischer Leiter des Theaterhauses Jena. Und das ist auch die Grundidee der Inszenierung „Jena macht es selbst“, einer von zwei Eröffnungspremieren der neuen Spielzeit. Doch wer ist „wir“? Und in welcher Form wollen wir miteinander umgehen?

Um diesen Fragen nachzugehen, haben die Performer Walter Bart, Marleen Scholten, Matijs Jansen und der Musiker Jens Bouttery Bürger und Bürgerinnen aus Jena auf die Bühne geladen, damit sie davon berichten können, was sie alles selbst machen. Aber auch Anna, der heimliche Star des Abends, ist dabei. Anna ist körperlich beeinträchtigt, hat Konzentrationsschwierigkeiten und kann daher viele Dinge nicht allein. An diesem Abend gehört die Bühne ihr, in immer wiederkehrenden Solomomenten erzählt sie von sich selbst. Es ist berührend, ihr zuzuhören.

Bart, Jansen, Scholten und der Musiker Bouttery performen im Gegensatz zu diesen Experten des Alltags als überdrehte Moderatoren im Einheitslook: schwarze Fracks, weiße Hemden, verzottelte Perücken und übergroße Fake-Zähne. Sie erinnern an die Vermenschlichung von Bugs Bunny und seinen Looney Tunes, die ins Haus eingefallen sind und von nun an Blödsinn veranstalten. Auf der Bühne (Maarten van Otterdijk) stehen Instrumente und ein Glücksrad, ja, hier kann regelrecht am Rad gedreht werden. So entscheidet sich, welche Szene gespielt wird. Die Spannung steigt!

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