Heft 03/2022
Sterne über der Lausitz
Die Schauspielerinnen Lucie Luise Thiede und Susann Thiede
Broschur mit 80 Seiten, Format: 215 x 285 mm
ISSN 0040-5418
Nach der nichts anderes als katastrophal zu nennenden Absage der Leipziger Buchmesse am 9. Februar soll es jetzt auf ein „Zukunftsgespräch“ zwischen dem sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer und der neu amtierenden Kulturstaatsministerin Claudia Roth hinauslaufen, die nur einen Tag später freudestrahlend die Berlinale mit einer begeisternden Rede eröffnete. Nun, da es auch für die Entwicklung von Ersatzveranstaltungen für die ab 17. März geplante Buchmesse schon zu spät war, hat im dritten Jahr der Pandemie das größte anzunehmende Unglück im Bereich der Kultur stattgefunden, als Super-GAU im Osten Deutschlands. Aber man muss es noch einmal hervorheben: Die Messe, die in Abstimmung mit der Landesregierung für ein machbares Corona-Konzept arbeitete, wurde mit der kurzfristigen Absage von Branchenriesen in Bedrängnis gebracht. Allein die Verlagsgruppe Penguin Random House Deutschland als Unternehmensbereich von Bertelsmann mit Sitz in Gütersloh und Zentrale in München verfügt über vierzig Einzelverlage – fast das Volumen einer ganzen Messehalle in den nicht zu knapp ausgelegten Räumlichkeiten der Neuen Messe Leipzig, in die die Buchmesse 1998 nach vielen Diskussionen und Unkenrufen damals aus der wuseligen Innenstadt umzog. Das Zukunftsgespräch kommt womöglich zu spät.
In der Lausitz, deren Theaterlandschaft zwischen Brandenburg und Sachsen in diesem Heft ein umfangreicher Schwerpunkt samt eigens dafür entstandenen Reflexionen von Armin Petras und der Stückabdruck gewidmet ist, heißt das sogenannte Zukunftsgespräch Kulturplan Lausitz, ausgearbeitet von der Münchner Beratungsfirma actori GmbH und im Staatstheater Cottbus feierlich vorgestellt, ohne dass die regionalen Theater in diesen Planspielen auch nur ein Mal erwähnt wurden. Die beiden Intendanten Stephan Märki (Cottbus) und Lutz Hillmann (Bautzen) haben im ausführlichen Gespräch einiges auch dazu zu sagen. Die Münchner Firma wirbt auf ihrer Website mit der Beauftragung durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur in Brandenburg – was eben schon Teil des ganzen Lausitz-Problems ist.
Wie die Corona-Krise kleinere Theater in Baden-Württemberg trifft, das beschreibt Elisabeth Maier in ihrem Report. Der Befund dürfte, bei allen feinen Unterschieden der kaum noch zu durchschauenden Maßnahmen, für die meisten Bundesländer vergleichbar sein. Renate Klett porträtiert She She Pop anlässlich deren neuester Produktion, und Friedrich Dieckmann analysiert Stefan Herheims „Ring“ an der Deutschen Oper Berlin. Im Kunstinsert stellt die Kuratorin Solvej Helweg Ovesen ein außergewöhnliches Projekt in Ghana vor.
Hoffen wir auf eine Leipziger Buchmesse mit Büchern, in denen das alles einmal rückblickend beschrieben sein wird. //
Thomas Irmer
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Kunstinsert | |
„Existing Otherwise“-Ausstellung in Ghana mit Red Clay Studios, SCCA und Nkrumah Voli-nivon Red Clay Studios, SCCA und Nkrumah Voli-ni | Seite 4 |
Amphitheater und JutesäckeDie Kuratorin Solvej Helweg Ovesen über die Praxis von Space Making in Ghana im Gespräch mit Ute Müller-Tischlervon Ute Müller-Tischler und Solvej Helweg Ovesen | Seite 8 |
lausitz | |
Kartografie der Theater-LausitzenTheater in der Niederlausitzvon Thomas Irmer | Seite 10 |
Kartografie der Theater-LausitzenTheater in der Oberlausitzvon Michael Bartsch | Seite 12 |
Der große BruchIn der Lausitz wirken verschiedene Transformationen nach- und nebeneinandervon Grit Lemke | Seite 14 |
Nicht Sprungbrett denken, sondern festen BodenLucie Luise Thiede und Susann Thiede im Porträtvon Hans-Dieter Schütt | Seite 16 |
Sumpfige Wiesenvon Armin Petras | Seite 19 |
Laboratorium LausitzGespräch mit Lutz Hillmann und Stephan Märki über Theater in der Lausitz, Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Ober- und Niederlausitz, Sorbisches und Polnisches – sowie über Perspektivenvon Thomas Irmer, Lutz Hillmann, Michael Bartsch und Stephan Märki | Seite 22 |
Unsere VerführbarkeitEndlich ist der „Reichsbürger“-Monolog auch im proteststarken Bautzen zu sehenvon Michael Bartsch | Seite 26 |
Kommentar | Seite 27 |
Feuilletonistisches EigentorAusgerechnet in der Phase des Aufrappelns ruft die Sächsische Zeitung den Kulturbetrieb zu mehr Demut aufvon Michael Bartsch | |
Freies Theater | Seite 28 |
Quarantäne neben dem HölderlinturmDie Pandemie trifft kleine Bühnen in Baden-Württemberg hart: Das ITZ Tübingen, das Studio Theater Stuttgart und das Zimmertheater Rottweilvon Elisabeth Maier | |
Look Out | Seite 31 |
Fest und ProtestDie Schauspielerin und Theatermacherin Mariana Senne sucht den kollektiven Orgasmusvon Friederike Felbeck | |
She She Pop | Seite 32 |
Von Generation zu GenerationMit ihrer neuesten Produktion tanzen She She Pop ein großes Thema aus ihrem Gesamtwerkvon Renate Klett | |
deutsche oper | Seite 36 |
Wandertheater der RatlosigkeitAn der Berliner Deutschen Oper ringt Stefan Herheim mit Wagners „Ring“von Friedrich Dieckmann | |
Auftritt | |
Berlin: Kammerspiel in GroßverzerrungVolksbühbne am Rosa-Luxemburg-Platz: „MiniMe“ von Kata Wéber. Regie Kornél Mundruczó, Bühne Mona-Marie Hartmann, Stéphane Laimévon Thomas Irmer | Seite 43 |
Karlsruhe: Trümmer der nackten GewaltBadisches Staatstheater: „[BLANK]“ von Alice Birch (Deutschsprachige Erstaufführung). Regie Anna Bergmann, Bühne Volker Hintermaier, Kostüme Lane Schäfervon Elisabeth Maier | Seite 43 |
Memmingen: Unerwiderte LiebeLandestheater Schwaben: „Natur“ (UA) von Lukas Hammerstein. Regie Robert Teufel, Bühne und Kostüme Rebekka Zimlichvon Christoph Leibold | Seite 44 |
Mülheim an der Ruhr: Deutsch-italienischer Bruderkrieg am WeseruferTheater an der Ruhr: „Germania. Römischer Komplex“ nach Tacitus, Durs Grünbein u. a. Regie/Videoregie Simone Derai. Musik und Sounddesign Mauro Martinuzvon Friederike Felbeck | Seite 46 |
Stuttgart: Eine Frau im KriegSchauspiel: „Verbrennungen“ von Wajdi Mouawad. Regie Burkhard C. Kosminski, Bühne Florian Etti, Kostüme Ute Lindenbergvon Otto Paul Burkhardt | Seite 47 |
Wiesbaden: Der Schlächter von Big CherryHessisches Staatstheater: „The Minutes – Die Schlacht am Mackie Creek“ von Tracy Letts. Regie/Bühne Daniela Kerck, Kostüme Hannah Königvon Björn Hayer | Seite 48 |
Stück | Seite 52 |
FeinstoffVier Versuche mit Seidevon Lars Werner | |
Magazin | |
Dynamische FortsetzungDie Münchner Biennale für neues Musiktheatervon Thomas Irmer | Seite 69 |
Die Post-Ost-VisionPläne für das KAHO in Berlin-Karlshorstvon Theresa Schütz | Seite 70 |
Neues Ufer Neuer ZirkusDie Berliner Ballettschule und Schule für Artistik öffnet sich neuen Zirkusformenvon Tom Mustroph | Seite 71 |
Graben nach ZusammenhängenAlexander Kluges Kommentare zu Kunst, Geschichte und Politik – anlässlich seines 90. Geburtstagsvon Holger Teschke | Seite 72 |
Der BefreiungskämpferBegegnungen mit Herbert Achternbuschvon Werner Fritsch | Seite 73 |
Das weiße HemdZum Tode des Schauspielers und Intendanten Dieter Mannvon Hans-Dieter Schütt | Seite 74 |
Festivalarbeit als performatives Handeln?Julia Buchberger / Patrick Kohn / Max Reiniger (Hg.) Radikale Wirklichkeiten – Festivalarbeit als performatives Handeln. Transcript Verlag, Bielefeld 2021, 216 Seiten, 38 Eurovon Lina Wölfel | Seite 75 |
Aktuell | |
Meldungen | Seite 76 |
PremierenMärz 2022 | Seite 78 |
Impressum/Vorschau | Seite 79 |
Autorinnen und Autoren März 2022 / Vorschau | |
Gespräch | Seite 80 |
Was macht das Theater, Carsten Knödler?von Carsten Knödler und Michael Bartsch |
Michael Bartsch
Otto Paul Burkhardt
Friedrich Dieckmann
Friederike Felbeck
Werner Fritsch
Björn Hayer
Lutz Hillmann
Thomas Irmer
Renate Klett
Carsten Knödler
Christoph Leibold
Grit Lemke
Elisabeth Maier
Stephan Märki
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