Offener Brief: Kay Metzger nimmt Stellung zur Situation in Dinslaken
Kay Metzger, Vorsitzender der Landesbühnengruppe im Deutschen Bühnenverein, hat am 25. November 2015 einen offenen Brief, mit dem Betreff ,,Erhalt der Burghofbühne Dinslaken“ verfasst, indem er zur aktuellen Situation der Burghofbühne in Dinslaken und den Überlegungen des Kreises, aus der Finanzierung auszusteigen, nimmt:
Sehr geehrter Herr Landrat, sehr geehrte Mitglieder des Kreistages,
mit großer Sorge blicke ich auf die aktuelle Debatte über die Burghofbühne Dinslaken und bitte die Mitglieder des Kreistages eindringlich, einen übereilten Beschluss zu vermeiden, der die erfolgreiche Landesbühne im Kreis Wesel in ihrem Lebensnerv treffen würde. Ich möchte hier nicht die allseits bekannten Statements wiederholen, die bei solchen Spardiskussionen bemüht werden – als Landrat, als Mitglieder des Kreistages kennen Sie diese und wissen zu gut, was es für den Lebensnerv und für den Ruf einer Stadt und eines Kreises bedeutet, wenn ein Theater geschlossen wird. Insbesondere für das junge Publikum und für Menschen, die nicht mobil genug sind, um andernorts Theaterangebote wahrzunehmen, wäre die Schließung der Burghofbühne fatal.
Angesichts gravierender Ereignisse und Entwicklungen in der Welt, die unmittelbar Einfluss auf unser Leben nehmen, erscheint mir aber ein weiterer Aspekt bei der Diskussion ganz wesentlich: gerade jetzt ist es wichtig, unsere gewachsene Kultur zu leben und zu bewahren. Gerade jetzt kann das Theater identitätsstiftend wirken als wichtiger Teil der geistigen und kulturellen Substanz einer Stadt, einer Region. Und das ganz unmittelbar, direkt. Die Theater verschließen sich nicht vor der Lebenswirklichkeit, sondern verleihen ihr hier in unserer demokratischen Gesellschaft eine besondere und sie auszeichnende Qualität, die es zu verteidigen gilt: uns miteinander zu bilden, anspruchsvoll zu unterhalten, gemeinsam problembezogen, aber meinungsoffen zu verständigen. Auch darum geht es, wenn über die Zukunft der Burghofbühne diskutiert wird.
Natürlich wissen alle Beteiligten um die Finanznot des Kreises und natürlich wird eine Einsparung des Theater-Zuschusses diese Probleme nicht wirklich lösen. Vor dem Hintergrund dieser Unverhältnismäßigkeit sollten schnelle Entscheidungen vermieden und nach einer mittelfristigen Perspektive für das Theater gesucht werden. Bitte überdenken Sie Ihre Kürzungsabsichten, und bitte nehmen Sie sich Zeit, mit allen Beteiligten ins Gespräch zu kommen, um ein tragfähiges Zukunftsmodell für die traditionsreiche Landesbühne des Kreises Wesel zu finden.
Mit freundlichen Grüßen
Kay Metzger
Vorsitzender der Landesbühnengruppe im Deutschen Bühnenverein