Recherchen 88
Populärkultur im Gegenwartstheater
Herausgegeben von Martina Groß und Hans-Thies Lehmann
Paperback mit 248 Seiten, Format: 140 x 240 mm
ISBN 978-3-942449-19-9
Dieses Buch ist leider vergriffen
Ist „Populärkultur" zwangsläufig Zeichen einer Hinwendung zum Mainstream? Oder ist Pop komplexer als es seinen Verächtern erscheint? Ironisches und liebevolles Zitieren von Popkultur ist im Theater allgegenwärtig: Fernsehen, Film, Musik, Pop-Stars und Unterhaltungsshows werden parodiert, Hollywoodfilme und Comics sind selbstverständlicher Bestandteil des Theaters geworden. Rockmusik skandiert Klassiker-Inszenierungen, Schauspieler sprechen wie Talkshowmoderatoren, die Kulisse gleicht einem Manga. Klassikerinszenierungen scheinen oft weniger Anlass für das Ausloten vertiefter Verstehensmöglichkeiten zu bieten als sich den effektvollen Konsumformen der Popkultur anzugleichen. Durch Medien populär gewordene Gestalten und Themen sind zu einem Referenzsystem geworden, auf das man sich beziehen kann wie früher auf Mythen oder literarisch-historisches Vorwissen. Der Band geht diesen Fragen nach und thematisiert die Definition der modernen Populärkultur selbst und die Bedeutung der Populärkultur für das Gegenwartstheater.
Mit Beiträgen von Knut Ove Arntzen, Diedrich Diederichsen, Martina Groß, Thomas Hecken, Rembert Hüser, Alexander Karschnia, Hans-Thies Lehmann, Mieke Matzke, Patrick Primavesi, Sonja Prlic, Heike Roms, Georg Christoph Tholen und Helene Varopoulou.
Martina Groß und Hans-Thies Lehmann lehren und forschen am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Der vorliegende Band beruht auf Vorträgen und Diskussionen anlässlich der Konferenz „Populärkultur im Gegenwartstheater“ in Frankfurt am Main im Sommer 2010. Die von der Theaterwissenschaft am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft und dem Studiengang Dramaturgie ausgerichtete Tagung hatte vor allem das Anliegen, einen Einblick in gegenwärtige Theaterformen unter dem Gesichtspunkt populärkultureller Tendenzen zu geben. Der Anspruch einer umfassenden und systematischen Sichtung des Themas wird nicht erhoben. (Bestimmte Bereiche sind nicht oder kaum repräsentiert: so die Präsenz popkultureller Elemente im etablierten Regietheater der großen Theaterinstitutionen. Dass hier – auch zum Missfallen vieler Rezensenten – die Unterscheidung von – wie man früher sagte – E und U längst obsolet ist, hat sich inzwischen überall herumgesprochen.) Eher handelt es sich um eine Verdichtung von Anregungen, Ansätzen, Informationen, die zur weiteren Befragung des Themas hilfreich sein können. Die Textsammlung vereint Beiträge mit eher theoretischem Duktus, Gesprächsformat, Berichte und solche mit einem von Pop selbst ein wenig inspirierten Darstellungsstil. Es war die Überzeugung der Herausgeber, dass die Autoren nicht auf unironischen Ernst verpflichtet sein sollten – sind doch Ironie und Selbstironie eines der markanten Merkmale des Gegenstands selbst. Das Thema Populärkultur sollte nicht einfach akademisiert werden, sondern sich auch auf den Stil der Darstellung auswirken dürfen.
Der Dank der Herausgeber gilt vor allem den Autorinnen und Autoren für ihre Bereitschaft, an diesem Band mitzuwirken. Leon Gabriel danken wir für die Redaktion, der Deutschen Forschungsgemeinschaft für die Förderung der Tagung sowie der Publikation und dem Verlag Theater der Zeit, insbesondere Nicole Gronemeyer und Sibyll Wahrig für die gute Zusammenarbeit.
Frankfurt am Main/Berlin im Februar 2012
Martina Groß und Hans-Thies Lehmann
Kapitel | Seite |
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Kapitel | Seite |
Einleitungvon Hans-Thies Lehmann | Seite 8 |
Pop machen | |
FangemeinschaftenPartizipation und Popkultur bei She She Popvon Mieke Matzke | Seite 20 |
Gegenkultur im Poptheater?Gob Squads Kitchenvon Patrick Primavesi | Seite 35 |
pop mortem: live after lifevon Alexander Karschnia | Seite 54 |
Die Unheimlichkeit der NischeVom Ende der Massenkultur und dem Anfang des Ungewissenvon Leon Gabriel | Seite 73 |
Frontiers – Ein Computerspiel, das an die Grenzen Europas führtEin Bericht über die Arbeit an einem politischen Spiel der Künstlergruppe gold extravon Sonja Prlić und Karl Zechenter | Seite 96 |
Pop denken | |
There is no such thing as Populärkultur, except im Gegenwartstheatervon Diedrich Diederichsen | Seite 110 |
Intellektuelle und KulturindustrieJuliane Rebentisch im Gespräch mit Martina Großvon Juliane Rebentisch und Martina Groß | Seite 146 |
Tanz auf DistanzÜber Differenzen, die dazwischenkommenvon Georg Christoph Tholen | Seite 155 |
The Double Poetics of Popular ImagesA Dialogue between Popular Culture and Postdramatic Theatrevon Christel Stalpaert | Seite 169 |
Pop international | |
Griechisches Theater und Pop: ein kleiner Überblickvon Eleni Varopoulou | Seite 186 |
Skandinavischer Situationismus: Politische Kunst auf dem Weg zum popkulturellen Ko-Ritusvon Knut Ove Arntzen | Seite 196 |
Mit der Tür ins Hausvon Rembert Hüser | Seite 202 |
We want ENGEKI to be POP!Die japanische Theatergruppe faifai. Populärkultur als Prämisse und Gestaltungsprinzipvon Lisa Mundt | Seite 226 |
Autorinnen und Autoren | Seite 235 |
Auswahlbibliografie | Seite 238 |
Namensregister | Seite 241 |