Alle Beiträge von Patrick Wildermann
Auftritt
Maxim-Gorki-Theater: „Slippery Slope“ (UA) von Yael Ronen, Shlomi Shaban, Riah May Knight und Itai Reicher. Regie Yael Ronen, Bühne Alissa Kolbusch, Kostüme Amit Epstein
von Patrick Wildermann
Das Beste an Twitter ist ja, dass man sich dort jederzeit gratis die Gewissheit abholen kann, auf der richtigen Seite zu stehen. Ein woker Tweet, eine pointierte 280-Zeichen-Attacke gegen irgendein zweifelsfreies Fehlverhalten – schon gibt es die Selbstbelohnung als Moralbonbon, während der geschmähten Person die Wucht des verdienten Shitstorms ins Gesicht schlägt. Ein anschauliches und zu Prominenz gelangtes Beispiel aus jüngerer Zeit: dieser antisemitische Mitarbeiter eines Leipziger Hotels…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 12/2021
thema ausbildung
Die Schauspielstudentin N. Kanku, die Leiterin des Studiengangs für Schauspiel und Regie am Mozarteum Salzburg, A. Niermeyer, und der Performer M. Gerst über Diversität und Inklusion in der Ausbildung
von Manuel Gerst, Nadège Kanku, Amélie Niermeyer und Patrick Wildermann
Nadège Kanku, Amélie Niermeyer und Manuel Gerst, die Künstlerin Pınar Karabulut hat auf einer Veranstaltung in der Berliner Volksbühne vor einiger Zeit gesagt: „Für mich bedeutet Diversität, dass ich ein queeres, feministisches Ensemble habe, mit gewissen sogenannten Migrationshintergründen. Aber zur Diversität gehören auch deutsche Schauspieler. Für mich kann das auch bedeuten, es sitzt jemand im Rollstuhl, oder es hat jemand eine Sprachschwierigkeit.“ Entspricht das Ihrem Bild von…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 12/2021
Gespräch
von Traute Hoess und Patrick Wildermann
Frau Hoess, erinnern Sie sich an Ihre erste Begegnung mit Robert Wilson?
Die erste Arbeit von Bob Wilson habe ich bereits 1976 auf einem Festival in München gesehen, eine Performance von ihm und Christopher Knowles, der ja bis heute für ihn die Texte schreibt. Persönlich begegnet bin ich ihm erst, als ich für die Rolle der Frau Peachum in der „Dreigroschenoper“ am Berliner Ensemble vorgesprochen habe – oder genauer gesagt: vorgesungen, mit der „Ballade von der sexuellen Hörigkeit“. Ich war…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 10/2021
Protagonisten
Für ihre Berliner „Floating University“ haben die Theaterarchitekten von raumlabor den Goldenen Biennale-Löwen in Venedig gewonnen, in Frankfurt sind sie mit einem temporären Logentheater präsent
von Patrick Wildermann
Wenn es an den Tagen zuvor stark geregnet hätte, würde das Wasser Benjamin Foerster-Baldenius jetzt bis über die Knie reichen. Und die offenen Holzbauten ringsum wären schwimmende Inseln in einer Wildwuchsvegetation aus Schilf, Gräsern und Sumpfdotterblumen. Das Areal – ein Regenwasserrückhaltebecken an der Berliner Lilienthalstraße, unweit des Columbiadamms und des ehemaligen Flughafens Tempelhof – ist geschaffen worden, um die Gegend vor Überschwemmung zu schützen. Die versiegelten…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 10/2021
Thema
Ibrahim Hotak über die afghanische Theaterlandschaft, die kulturelle Aufbruchstimmung Mitte der nuller Jahre und die Kunst als Aufklärungsinstrument im Gespräch mit Patrick Wildermann
von Ibrahim Hotak und Patrick Wildermann
Herr Hotak, Sie waren von 2015 bis 2019 Leiter des seither geschlossenen Goethe-Instituts in Kabul. Wie hat Sie Ihr Weg dorthin geführt?
Anfang der 2000er Jahre hatte ich den Wunsch, nach langen Jahren der Abwesenheit in meine Heimat Afghanistan zurückzukehren und einen Beitrag zum Wiederaufbau zu leisten. Mit diesem Ziel war ich ursprünglich zum Studium nach Deutschland gekommen. Es ging darum, zusammen mit der internationalen Gemeinschaft einen Neubeginn anzuschieben – was während des…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 10/2021
Gespräch
von Ulrich Matthes und Patrick Wildermann
Herr Matthes, die Amazon Studios haben jüngst neue Richtlinien für Diversity beschlossen, unter anderem sollen jetzt nur noch Schauspielerinnen und Schauspieler engagiert werden, „deren Identität (Geschlecht, Geschlechtsidentität, Nationalität, Ethnizität, sexuelle Orientierung, Behinderung) mit den Figuren, die sie spielen, übereinstimmt“. Ganz grundsätzlich: Was halten Sie davon?
Das ist eine Mischung aus einem Witz und einer Katastrophe – weil es komplett die wunderbare,…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 9/2021
Stück
Der Dramatiker Andrej Kurejtschik über die Situation in Belarus, sein Leben im Exil und sein Stück „Die Beleidigten. Belarus(sland)“ im Gespräch mit Patrick Wildermann
von Andrej Kurejtschik und Patrick Wildermann
Herr Kurejtschik, Ihr Stück „Die Beleidigten. Belarus(sland)“ kreist um die manipulierten Präsidentschaftswahlen in Belarus im August 2020, in deren Folge es zu Protesten kam, die mit aller Gewalt niedergeschlagen wurden. Wie haben Sie diese Tage persönlich erlebt?
Wie viele Menschen in Belarus war ich von einer Welle der Hoffnung erfasst. Es schien, als sei Veränderung tatsächlich möglich. Ich war 14 Jahre alt, als Lukaschenko an die Macht kam. Heute bin ich 41, habe zwei Kinder, und er ist…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 9/2021
Künstlerinsert
Immobilienblase? Mietendeckel? Hausbesetzung? Die Guerilla Architects aus Berlin intervenieren am Puls der Zeit ins Stadtbild
von Patrick Wildermann
Zum Glück hat die Geschichte ein gutes Ende genommen. Das Bundesverfassungsgericht hat den Berliner Mietendeckel für rechtens erklärt, der Kampf gegen Spekulation und Betongoldrausch war nicht vergebens. Endlich kann die Frage nach der Quadratmeterfreiheit wieder neu gestellt werden: Wohnst du noch, oder lebst du schon?
Das klingt realitätsfern – und ist es natürlich auch. Der Berliner Mietendeckel wurde bekanntlich Ende März vom Bundesverfassungsgericht gekippt. Aber zumindest in der Kunst…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 6/2021
Stück
Eine Wiederentdeckung aus dem Dramenarchiv – Die Autorin Barbara Honigmann über ihr Stück „Die Schöpfung“ im Gespräch mit Patrick Wildermann
von Barbara Honigmann und Patrick Wildermann
Frau Honigmann, wie ist Ihr Stück „Die Schöpfung“ entstanden? Beschrieben wurde es in Kritiken als eine Art Nachspiel zu Ihrem poetischen Wurf „Der Schneider von Ulm“, dieser Geschichte eines tragischen Ikarus.
Ich habe nach meinem Studium einige Jahre als Dramaturgin am Theater gearbeitet und mich auch als Regisseurin versucht. Das hat zwar ganz gut funktioniert, aber ich merkte doch bald: Das ist nicht meine Welt. Am Theater hat mich vor allem das Literarische interessiert, in die Praxis…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 5/2021
von Patrick Wildermann
Als das Festival noch „100° Berlin“ hieß, lautete das Prinzip so schlicht wie einleuchtend: Overkill.
Als „Vier-Tage-Marathon des freien Theaters“ (allerdings ohne performative Langstrecken mit sinnstiftender Ziellinienaussicht) verstand sich das Festival als ein zumeist gut gelauntes Happening mit schon logistisch überforderndem Parallelprogramm im HAU Hebbel am Ufer und in den Sophiensælen (ab 2014 kamen noch das Ballhaus Ost und der Theaterdiscounter dazu). In der Regel meldeten sich pro…mehr
aus dem Buch: Andere Räume – Other Spaces
Thema
Kein Theatermacher besitzt so viele alternative Ichs wie der VRChat-Pionier Arne Vogelgesang – Ein multiples Porträt
von Patrick Wildermann
Arne Vogelgesang war zuletzt häufiger mal nicht im eigenen Körper anzutreffen. Beim diesjährigen Netzwerktreffen „Performersion International“ des Performing Arts Programms Berlin trat der Theatermacher und Medienkünstler als Käferwesen mit vier Armen und langen Fühlern auf und erläuterte routiniert die technisch komplexe Steuerung seines insektenmäßigen Bewegungsapparates. Bei der Jahreskonferenz der Dramaturgischen Gesellschaft erschien er als kleiner Wolf mit großen Augen und stellte seine…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 4/2021
Thema
Der Schriftsteller Édouard Louis und der Regisseur Thomas Ostermeier über Herkunft, Väter und darüber, wer die Arbeiterklasse auf der Bühne repräsentieren darf, im Gespräch mit Patrick Wildermann
von Édouard Louis, Thomas Ostermeier und Patrick Wildermann
Édouard Louis, Thomas Ostermeier, Rassismus, Sexismus und Homophobie sind vergleichsweise offensichtliche Phänomene. Aber wie zeigt sich Klassismus?
Édouard Louis: Das ist eine komplizierte Frage, weil es keine organisierten kulturellen oder politischen Kämpfe rund um das Thema Klassismus gibt. Natürlich existiert eine Vielzahl von Analysen der sozialen Klasse, der Armut und Gewalt, auch der Scham, die mit der Herkunft einhergeht. Aber es gibt keine tragfähigen Denkgebäude zu Klassismus als…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 2/2021
Künstlerinsert
Der Videokünstler Sébastien Dupouey mag es, Dinge schnell entstehen und wieder verschwinden zu lassen – Ein Porträt
von Patrick Wildermann
Was mit Impressionen von wogenden, seltsam künstlich erscheinenden Palmen beginnt, wächst sich schon bald zur veritablen Neonhölle aus. Grellbunte Piktogramme ploppen über Bildern einer nächtlichen Megalopolis auf, mal ein Schuh, mal eine Stripperin, dazu erscheinen Statistiken aus der gründlich prekarisierten Arbeitsrealität in Fernost. Teils im Leuchtreklame-Stil, teils als Laufschrift wie im Börsenfernsehen: „In Bangladesch näht eine Arbeiterin 120 Hosen in der Stunde.“ „Eine Nike-Näherin…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 2/2021
Abschied
Die Schauspielerin Jutta Lampe – eine kurze Erinnerung aus traurigem Anlass
von Patrick Wildermann
Die wahre Größe einer Schauspielerin zeigt sich nicht unbedingt nur auf der Bühne. Sondern, zum Beispiel, auch bei einer Preisverleihung. Lob aushalten – eine echte Königsdisziplin. Jutta Lampe hat sie beherrscht, glänzend sogar, was an einem unvergesslichen Abend in der Berliner Akademie der Künste nachhaltig sichtbar wurde. Auf dem Programm stand damals, 2010, die Verleihung des Joana-Maria-Gorvin-Preises an die Künstlerin. Nacheinander paradierten Weggefährtinnen und Weggefährten über die…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 1/2021
Protagonisten
Das Berliner Kinder- und Jugendtheater an der Parkaue feiert seinen 70. Geburtstag
von Patrick Wildermann
Als aus der kleinen schwarzen Handtasche die Hymne „God Save the Queen“ erklingt, kommt Bewegung in die Gruppe. Schauspieler Denis Pöpping auf hochhackigen Schuhen verwandelt sich in „Ihre Majestät“, zwei Kollegen schieben ihm einen bereitstehenden Ohrensessel unter und lassen den huldvoll Winkenden durch Reihen begeisterter Untertanen fahren. Alles ohne Worte. Und stopp. Regisseur Gregory Caers unterbricht die Szene, bespricht mit seinem achtköpfigen Ensemble die passende pantomimische…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 12/2020
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