Heft 10/2018
Nino Haratischwili: Fürchtet den Frieden
Broschur mit 92 Seiten, Format: 215 x 285 mm
ISSN 0040-5418
- Schwerpunkt: Wie frei ist die Kunst?
Jemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten. Sein Name: Ilya Khrzhanovsky. Sein Beruf: Filmregisseur. „Dau Freiheit“ lautet der Titel eines gigantischen Kunstprojekts, das mitten im Zentrum Berlins ein 35 000 Quadratmeter großes Arial bespielen sollte. Geplant war, vom 12. Oktober bis zum 9. November im Bereich um das Berliner Kronprinzenpalais eine Stadt in der Stadt zu errichten, umschlossen von einer Mauer. Basieren sollte dieser neue Kunstraum auf einem ebenso monumentalen Filmprojekt Khrzhanovskys über den russischen Physiker und Nobelpreisträger Lev Landau, das zwischen 2009 bis 2011 in Charkiw in der Ukraine entstand. Film und Stadtinstallation sollten in Berlin nun zusammenkommen, doch die Berliner Senatsverkehrsverwaltung machte den Plänen Ende September zunächst einen Strich durch die Rechnung. Der Genehmigungsantrag, der bis zum Andruck der Oktoberausgabe von Theater der Zeit noch in Bearbeitung war, wurde negativ beschieden. In einem Interview berichtet Thomas Oberender, Leiter der Berliner Festspiele und Veranstalter dieses Projektes, wie „Dau Freiheit“ hätte aussehen sollen. Oder aussehen wird. Denn wer weiß, was hinter den Kulissen noch geschieht.
„Was die Kunst braucht, einzig und allein, ist Material – Freiheit braucht sie nicht, sie ist Freiheit; es kann ihr einer die Freiheit nehmen, sich zu zeigen – Freiheit geben kann ihr keiner.“ Mit diesem Heinrich-Böll-Zitat eröffnet TdZ-Kolumnistin Kathrin Röggla unseren Schwerpunkt „Wie frei ist die Kunst?“. Wir haben die Diskussionen um die diesjährige Ruhrtriennale unter der Leitung von Stefanie Carp zum Anlass genommen, um gemeinsam mit Kathrin Röggla, Jakob Hayner und Martin Krumbholz über das Thema der Kunstfreiheit nachzudenken. Was sind dies für Zeiten, fragt sich Röggla, in denen „Menschen aus Chemnitz oder dem Umland … Hitlergrüße zeigend über die Straße“ rennen, „während Alexander Gauland von dem ‚normalen Ausrasten‘ spricht“? Zerrissene Zeiten, in denen man, so Nino Haratischwili, auch im Theater wieder zurückkehren müsse zum Geschichten erzählen. „Heute …, in einer Zeit, in der … das Fremde Angst macht und der Andere wieder einen feindlichen Charakter bekommen hat, scheint mir ‚Einfühlung‘ ein wichtiges Wort zu sein“, schreibt die georgische Autorin in unserer Oktoberausgabe.
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anstelle eines editorials | Seite 1 |
Die Lehren aus ChemnitzFranz Knoppe, der Chemnitzer Projektkoordinator des internationalen Kunstnetzwerks Grass Lifter, im Gespräch mit Gunnar Deckervon Gunnar Decker und Franz Knoppe | |
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Das DAU-Projekt von Ilya Khrzhanovsky (Setfotografien 2009 – 2011) | Seite 8 |
Die Absicht, eine Mauer zu bauenEine Stadt in der Stadt – Thomas Oberender über das DAU-Projekt von Ilya Khrzhanovsky im Gespräch mit Thomas Irmervon Thomas Oberender und Thomas Irmerzum Online-Extra: Die Absicht, eine Mauer zu bauen. Eine Stadt in der Stadt – Thomas Oberender über das DAU-Projekt von Ilya Khrzhanovsky im Gespräch mit Thomas Irmer | Seite 12 |
Thema | |
Der Kopf und die LastDie erste Ausgabe der Ruhrtriennale unter Stefanie Carp scheitert am Krisenmanagement, zeigt aber grandioses Theatervon Martin Krumbholz | Seite 15 |
Das Gespenst der FreiheitÜber die Freiheit der Kunst, ihre vergänglichen Bedingungen und aktuelle Debattenvon Jakob Hayner | Seite 20 |
Kolumne | Seite 25 |
Im Rückwärtsgang ins MorgenÜber künstlerische Freiheit und das sperrige Material Gegenwartvon Kathrin Röggla | |
Protagonisten | |
Der Krieg ist aus, fürchtet den FriedenWelches Theater braucht der Mensch, um sich und die Welt zu meistern? Eine Auseinandersetzung mit Brecht in zerrissenen Zeitenvon Nino Haratischwili | Seite 26 |
Tänzerin im SturmDie Regisseurin Jette Steckel erzeugt mit einem Zugleich von Veränderungsfuror und Melancholie einen berührenden Zaubervon Gunnar Decker | Seite 31 |
Festivals | |
Big Mac, Big WarBettina Hering bringt mit Castorfs „Hunger“ und Rasches „Die Perser“ wieder Bewegung in die Schauspielsparte der Salzburger Festspielevon Otto Paul Burkhardt | Seite 34 |
Integriert euch nicht!Die Wiesbaden Biennale sprengt die Grenzen des Theaters und des guten Geschmacksvon Shirin Sojitrawalla | Seite 36 |
Look Out | |
Der FassadenklettererDer Videodesigner Stefano di Buduo verlängert die Bühne durch digitale Mittel und macht so unsere Wirklichkeit porösvon Friederike Felbeck | Seite 38 |
Reißt die Schubladen aus den Schränken!Die Schweizer Schauspielerin Magdalena Neuhaus kämpft gegen abgewrackte Frauenklischees – auch jenseits der Bühnevon Björn Hayer | Seite 39 |
Auftritt | |
Berlin: Theorie als KomödieDeutsches Theater: „Cry Baby“ (UA) von René Pollesch. Regie René Pollesch, Bühne Barbara Steiner, Kostüme Tabea Braunvon Jakob Hayner | Seite 43 |
Berlin: #MeToo gesungen, getanzt und misslungenMaxim Gorki Theater: „Yes But No. Eine Diskussion mit Songs“ (UA) von Yael Ronen & Ensemble. Regie Yael Ronen, Bühne Magda Willi, Kostüme Amit Epsteinvon Paula Perschke | Seite 43 |
Bremen: Körperliche ExerzitienTheater Bremen: „Nathan der Weise. Ein Weichmacher für den Glaubenspanzer“ nach G. E. Lessing von Gintersdorfer / Klaßen. Regie M. Gintersdorfer, Ausstattung K. Klaßen, Kostüme M. Aschenbrennervon Jens Fischer | Seite 44 |
Buckow: Buckower RhapsodienStrandbad: „Der Jux“ (UA) von Jan Koslowski & Ensemble. Regie Jan Koslowski, Kostüme Svenja Gassenvon Erik Zielke | Seite 46 |
Dresden: In Sachsens BierkellernStaatsschauspiel Dresden: „Der Untertan“ nach dem Roman von Heinrich Mann. Regie Jan-Christoph Gockel, Bühne Julia Kurzweg, Kostüme Sophie du Vinagevon Thomas Irmer | Seite 47 |
Hannover: Unser Gedächtnis ist ein verdammtes SiebSchauspiel Hannover: „Der schwarze Obelisk“ nach Erich Maria Remarque. Regie Lars-Ole Walburg, Bühne Robert Schweer, Kostüme Nina Gundlachvon Dorte Lena Eilers | Seite 48 |
Paderborn: Ein blinder SpiegelTheater Paderborn: „Andorra“ von Max Frisch. Regie Tim Egloff, Ausstattung Selina Traunvon Sascha Westphal | Seite 49 |
Saarbrücken: Das omnipräsente NichtsSaarländisches Staatstheater: „Kafkas Haus“ nach Erzählungen von Franz Kafka. Regie Laura Linnenbaum, Bühne Valentin Baumeister, Kostüme Michaela Kratzervon Björn Hayer | Seite 50 |
Weimar: Peinlicher AppellDeutsches Nationatheater Weimar: „Macbeth“ in der Bearbeitung von Heiner Müller. Regie Christian Weise, Bühne Julia Oschatz, Kostüme Lane Schäfervon Jakob Hayner | Seite 51 |
Wien: Friedlich vereint im TodTheater in der Josefstadt: „Die Reise der Verlorenen“ (UA) von Daniel Kehlmann. Regie Janusz Kica, Bühne Walter Vogelweider, Kostüme Alfred Mayerhofervon Theresa Luise Gindlstrasser | Seite 52 |
Stück | |
Das Stück der StundeBertolt Brechts „Die Rundköpfe und die Spitzköpfe“ gelesen als politisches und philosophisches Programm eines Durchbruchs zum Realenvon Jakob Hayner | Seite 55 |
Die Rundköpfe und die Spitzköpfeoder Reich und reich gesellt sich gern. Ein Greuelmärchenvon Bertolt Brecht | Seite 56 |
Magazin | |
In der SelbstfindungsphaseDas Sommerfestival auf Kampnagel in Hamburg setzt gerne auf volles Risiko – in diesem Jahr jedoch sind viele Arbeiten konzeptionell unentschlossenvon Natalie Fingerhut | Seite 69 |
Theater ohne WändeMatthias von Hartz präsentiert in Zürich ein Theater Spektakel, dessen diverses Programm auch im Vorbeigehen zu erleben istvon Maximilian Pahl | Seite 70 |
Geschichten vom Herrn H.In Bewegung kommenvon Jakob Hayner | Seite 71 |
Die Quadratur des TanzesWie dreißig Jahre Tanz im August und dreißig Jahre Kampf um ein Tanzhaus in Berlin zusammenhängenvon Astrid Kaminski | Seite 72 |
Optimierung im Geiste des ReiskochersDas Wiener Festival ImPulsTanz zeigt einsame Menschen und höchst lebendige Maschinenvon Helmut Ploebst | Seite 74 |
Fausts MittelfingerDer Schriftsteller Werner Fritsch über den dritten Teil seines monumentalen Filmgedichts „Faust Sonnengesang III“ im Gespräch mit Thomas Irmervon Thomas Irmer und Werner Fritsch | Seite 75 |
Ein Riss, der durch die Welt gehtAnnekatrin Hendels Dokumentarfilm „Familie Brasch“ zeigt eine zerrissene Familie in den Widersprüchen ihrer Zeitvon Jakob Hayner | Seite 76 |
Baggerfahrer in wüster LandschaftDer Schauspieler und Sänger Alexander Scheer ist das Ereignis in Andreas Dresens Film „Gundermann“von Thomas Irmer | Seite 77 |
Nomen est omen?Sönke Wortmanns Verfilmung des französischen Theaterstücks „Der Vorname“ verliert sich in platten Klischeesvon Angelika Meyer-Speer | Seite 78 |
Sonny BoyPrinzipiell nicht ohne Humor – Ein Nachruf auf Neil Simon, den König des Broadwayvon Thomas Irmer | Seite 79 |
Kunst und HysterieHanno Rauterberg: Wie frei ist die Kunst? – Der neue Kulturkampf und die Krise des Liberalismus. edition suhrkamp, Berlin 2018, 141 Seiten, 14 EUR.von Luise Meier | Seite 80 |
Neues vom HydratopyranthroposStephen Parker: Bertolt Brecht. Eine Biographie. Suhrkamp, Berlin 2018, 1030 Seiten, 58 EUR.von Holger Teschke | Seite 81 |
Den Zeitraum formen„Landschaft mit entfernten Verwandten“. Festschrift für Heiner Goebbels. Hg. von L. Aggermann, E. Holling, Ph. Schulte, B. Siebert, G. Siegmund und K. Stephan. Neofelis Verlag, Berlin 2018, 290 Seitenvon Leon Gabriel | Seite 81 |
Meldungen | Seite 82 |
PremierenOktober 2018 | Seite 84 |
TdZ on Tour | Seite 86 |
Impressum / Vorschau | Seite 87 |
Gespräch | Seite 88 |
Was macht das Theater, Sebastian Schwarz?von Jakob Hayner und Sebastian Schwarz |
Bertolt Brecht
Otto Paul Burkhardt
Gunnar Decker
Dorte Lena Eilers
Friederike Felbeck
Natalie Fingerhut
Jens Fischer
Werner Fritsch
Leon Gabriel
Theresa Luise Gindlstrasser
Nino Haratischwili
Björn Hayer
Jakob Hayner
Thomas Irmer
Astrid Kaminski
Franz Knoppe
Martin Krumbholz
Luise Meier
Angelika Meyer-Speer
Thomas Oberender
Maximilian Pahl
Paula Perschke
Helmut Ploebst
Kathrin Röggla
Sebastian Schwarz
Shirin Sojitrawalla
Holger Teschke
Sascha Westphal
Erik Zielke
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Die Absicht, eine Mauer zu bauenEine Stadt in der Stadt – Thomas Oberender über das DAU-Projekt von Ilya Khrzhanovsky im Gespräch mit Thomas Irmervon Thomas Oberender und Thomas Irmerzum Online-Extra: Die Absicht, eine Mauer zu bauen. Eine Stadt in der Stadt – Thomas Oberender über das DAU-Projekt von Ilya Khrzhanovsky im Gespräch mit Thomas Irmer |
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