Recherchen 63
Krise der Kritik?
Was Theaterkritiker denken - und ihre Leser erwarten
von Vasco Boenisch
Paperback mit 264 Seiten, Format: 140 x 240 mm
ISBN 978-3-940737-26-7
Dieses Buch ist leider vergriffen
› Kritiker und ihre Leser: Eine spannende Analyse der Missverständnisse
› Die wichtigsten Theaterkritiker Deutschlands sprechen erstmals offen über ihren Beruf
Theater ohne Kritik? Heute noch unvorstellbar, doch die Leser sind häufig unzufrieden mit dem Blick des Feuilletons auf das Theater. Die Kritik an der Kritik wird lauter: Die Kritiker, heißt es, schrieben an ihrem Lesepublikum vorbei. Vasco Boenisch hat sich auf die Suche gemacht und Stimmen gesammelt - die von Lesern und die von Kritikern. Was erwarten Leser und für wen schreiben Kritiker eigentlich? Mehr als zwei Dutzend Theaterkritiker, darunter Till Briegleb, Christine Dössel, Matthias Heine und Peter Michalzik, sprechen über ihr Selbstverständnis und geben einen aufschlussreichen Einblick in ein weitgehend unbekanntes Gewerbe. So erfahren Leser, was Kritiker denken, und Kritiker, was ihre Leser erwarten. Eine spannende Analyse der Missverständnisse.
"Mit diesem Buch erhalten Leser und Theatermacher erstmals einen tiefen, ehrlichen Einblick in den Arbeitsalltag der Rezensenten" Süddeutsche Zeitung
"Dies ist eine wissenschaftliche Arbeit – und trotzdem ist sie gut und mit Gewinn lesbar." Deutschlandradio Kultur
ZU DIESEM BUCH
Neulich unterhielt ich mich mit einer Freundin, die gern und viel ins Theater geht und die auch regelmäßig Theaterkritiken liest. Wir sprachen über diese Zeitung, über jenen Kritiker, und ich erzählte ihr ein wenig aus dem Berufsalltag der Theaterrezensenten. Als ich erwähnte, dass die meisten Kritiker selbst bei großen Tageszeitungen von dieser Arbeit kaum leben könnten, war sie verblüfft. Das wunderte wiederum mich, doch ich dachte: Natürlich, man liest im Feuilleton regelmäßig einen Namen und denkt, dieser Mensch gehört dazu, ihm geht es gut. Dass es aber für viele Kritiker vor allem um Ehre und Freude geht und das Nettogehalt meist nicht einmal für die Miete reicht, das beunruhigte meine Freundin, und es ärgerte sie. Sie hätte das nicht gedacht.
Ein paar Tage später traf ich eine andere Bekannte, ebenfalls eine rege Theatergängerin, ein Kulturprofi gewissermaßen. Auch sie reagierte ganz erstaunt, als ich darauf zu sprechen kam, wie schwierig es heute sei, selbst in seriösen (Nachrichten-)Redaktionen für Kulturthemen zu werben, weil Kultur, und Sprechtheater erst recht, bei den meisten Redakteuren sofort stereotyp als verkopft, verstaubt und schwer verständlich gelte und als Quotenkiller sowieso.
Und dann wiederum begegne ich Freunden, manche von ihnen studierte Theaterwissenschaftler oder interessierte Freizeittheaterbesucher, die mir etwas peinlich berührt gestehen, dass sie eigentlich nie Theaterkritiken läsen, weil diese so kompliziert oder so hochgestochen oder so insidermäßig geschrieben seien, dass sie sich schlichtweg nicht angesprochen fühlten. Das tut mir dann nicht nur leid, sondern letztendlich auch weh, weil es klarmacht, dass man als Kritiker selbst die Interessierten nicht richtig und ausreichend erreicht, obwohl man sich mit jedem Text wieder aufs Neue Mühe gibt. Wenn ich aber überlege, was man, was ich denn noch anders machen könnte, komme ich natürlich auch an einen Punkt, an dem ich sage: Bis hierher und nicht weiter - eine Theaterkritik ist kein Kulturfeature, kein Promiporträt, keine Eventreportage.
Aus all diesen Gründen - und noch einigen mehr - gibt es dieses Buch. Es fragt die Theaterkritiker, unter welchen Bedingungen sie bei Tageszeitungen arbeiten, wie sie ihren Beruf verstehen, was sie mit ihren Texten erreichen und welche Anforderungen sie erfüllen wollen, worauf sie beim Schreiben achten, und an wen sie dabei denken. Und es fragt die Leser, wie sie mit Theaterrezensionen umgehen, was ihnen bei der Lektüre wichtig ist, was sie sich von ihr versprechen, welchen Blick sie auf die Kritiker haben und wie zufrieden sie letztlich mit ihnen und ihrer Arbeit sind, welche Defizite sie feststellen, was sich also ihrer Meinung nach ändern müsste. Es ist ein Buch, das deutlich machen soll, welche Gemeinsamkeiten, aber auch welche Unterschiede es zwischen Rezensenten und ihren Lesern in der Wahrnehmung von und im Anspruch an Theaterkritiken gibt. Dabei will es weder naseweiser Aufsatz noch polternde Polemik sein, sondern endlich einmal das machen, was ja doch die Grundlage guter, erfolgreicher Kommunikation ist: einander zu Wort kommen lassen und, wie in einem vielstimmigen Chor kurzer und langer Wortäußerungen, Theaterkritiker und Leser ausführlich ihre Sicht der Dinge erläutern und diskutieren lassen. Indem es so deren Perspektiven und Handlungsweisen aufzeigt, geht es möglichen Missverständnissen zwischen Rezensenten und Publikum auf den Grund, benennt deren Ursachen und liefert schließlich konkrete Vorschläge, wie die Situation verbessert werden könnte.
Indem hier einerseits die Leser wie sonst wohl selten Einblick in den Arbeitsalltag der Theaterkritiker erhalten, in ihre Zwänge und Nöte, aber eben auch in ihre Ansprüche, ihre Gedanken, ihre Absichten und auch Zweifel; und indem hier andererseits die Kritiker detailliert mit den Lesegewohnheiten, Wünschen, Meinungen und Kritikpunkten ihres Publikums vertraut gemacht werden - so führt dieses Buch gewissermaßen einen Dialog der Rezensenten und der Leser: miteinander wie auch untereinander. Denn die hier versammelten Meinungen und Einstellungen liefern sicher auch innerhalb beider Gruppen Diskussionsstoff rund um jene Frage, die über allem schwebt: Krise der Kritik? - Das Gespräch ist eröffnet.
Vasco Boenisch
im Oktober 2008
Kapitel | Seite |
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Kapitel | Seite |
Zu diesem Buchvon Vasco Boenisch | Seite 7 |
UNDE VENIS?von Vasco Boenisch | Seite 9 |
I. THEATERKRITIK IN DEUTSCHLAND | |
1. Kleine Geschichte der Theaterkritikvon Vasco Boenisch | Seite 16 |
2. Theaterkritik heutevon Vasco Boenisch | Seite 22 |
3. Annäherung an ein Krisengebiet3.1 Das Tageszeitungsfeuilletonvon Vasco Boenisch | Seite 26 |
3.2 Berufsbild Theaterkritikervon Vasco Boenisch | Seite 31 |
3.3 Daseinsberechtigung der Kritikvon Vasco Boenisch | Seite 44 |
3.4 Gestaltung der Kritikvon Vasco Boenisch | Seite 44 |
II. DIE THEATERKRITIKER | |
1. Die Arbeitswelt des Feuilletons1.1 Arbeitsbedingungen der Theaterkritikervon Vasco Boenisch | Seite 55 |
1.2 Arbeitsalltag der Theaterkritikervon Vasco Boenisch | Seite 58 |
1.3 Stellenwert der Theaterkritik im Zeitungsfeuilletonvon Vasco Boenisch | Seite 70 |
2. Die Berufsqualifikation der Theaterkritikervon Vasco Boenisch | Seite 81 |
3. Das Verhältnis zwischen Rezensenten und Lesern3.1 Das Selbstverständnis der Theaterkritikervon Vasco Boenisch | Seite 90 |
3.2 Die Zielgruppen der Theaterkritikervon Vasco Boenisch | Seite 95 |
4. Die Aufgaben der Theaterkritikvon Vasco Boenisch | Seite 103 |
5. Die Bestandteile der Theaterkritik5.1 Strukturelle Schwerpunktevon Vasco Boenisch | Seite 132 |
5.2 Informative Elementevon Vasco Boenisch | Seite 147 |
5.3 Sprache und Stilvon Vasco Boenisch | Seite 147 |
6. Diese Kritiker ...von Vasco Boenisch | Seite 151 |
III. DIE LESER | |
1. Nutzung von Zeitung und Theater1.1 Kleine Leser-Soziologievon Vasco Boenisch | Seite 161 |
1.2 Leser als Theaterbesuchervon Vasco Boenisch | Seite 162 |
1.3 Theaterbesucher als Leservon Vasco Boenisch | Seite 164 |
2. Die Zufriedenheit mit Theaterkritiken2.1 Vorlieben und Antipathienvon Vasco Boenisch | Seite 173 |
2.2 Unterschiede der verschiedenen Lesergruppenvon Vasco Boenisch | Seite 179 |
3. Das Verhältnis zwischen Rezensenten und Lesernvon Vasco Boenisch | Seite 187 |
4. Die Aufgaben der Theaterkritik4.1 Warum liest man Theaterkritiken?von Vasco Boenisch | Seite 190 |
4.2 Was sollen Theaterkritiken leisten?von Vasco Boenisch | Seite 196 |
Die Bestandteile der Theaterkritik5.1 Informative Elementevon Vasco Boenisch | Seite 207 |
5.2 Sturkturelle Schwerpunktevon Vasco Boenisch | Seite 214 |
5.3 Sprache und Stilvon Vasco Boenisch | Seite 218 |
6. Diese Leser ...von Vasco Boenisch | Seite 220 |
IV. DIE THEATERLEUTE | Seite 222 |
V. THEATERKRITIKER UND LESER IM VERGLEICH | Seite 228 |
QUO VADIS? | Seite 239 |
Anhang | |
Anmerkungen | Seite 244 |
Literatur | Seite 253 |
Danksagung | Seite 257 |
Der Autor | Seite 259 |
Krise der Kritik?
Was Theaterkritiker denken - und ihre Leser erwarten
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„"Mit diesem Buch erhalten Leser und Theatermacher erstmals einen tiefen, ehrlichen Einblick in den Arbeitsalltag der Rezensenten"“Süddeutsche Zeitung
„Dies ist eine wissenschaftliche Arbeit – und trotzdem ist sie gut und mit Gewinn lesbar.“Deutschlandradio Kultur
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Vasco Boenisch
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3. Das Verhältnis zwischen Rezensenten und Lesern
3.1 Das Selbstverständnis der Theaterkritiker
5. Die Bestandteile der Theaterkritik
5.1 Strukturelle Schwerpunkte
Düsseldorf
Oliver Reese inszeniert am Schauspielhaus „Warum tanzt ihr nicht?“ nach Erzählungen von Raymond Carver und Lars-Ole Walburg lässt „Die Orestie“ von Aischylos auferstehen
3. Annäherung an ein Krisengebiet
3.1 Das Tageszeitungsfeuilleton
Bibliographie
Beiträge von Vasco Boenisch finden Sie in folgenden Publikationen:
Heft 04/2010
Dimiter Gotscheff
Über die Anatomie des Menschen
Heft 06/2009
Prekäre Verhältnisse
Freie Szene: Kathrin Tiedemann im Gespräch
Heft 02/2009
Volker!
Volker Spengler zum 70. Geburtstag
Jeden Monat die wichtigsten Themen bei Theater der Zeit
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