Alle Beiträge von Elisabeth Maier
Akteure
Mit seinen Raumbühnen öffnet der Szenograf Sebastian Hannak Horizonte für ein demokratisches Theater. Mit technischen Konstruktionen und digitaler Technik schafft er dem Publikum Erlebnisse
von Elisabeth Maier
Das spielsüchtige Kind sitzt vor dem Bildschirm und zockt. Seine Mutter Marie ertrinkt im Alkohol. Verzweifelt versucht Wozzeck, den Lebensunterhalt seiner Familie zu bestreiten. Doch so sehr er sich auch abstrampelt. Mehr als Erbsensuppe ist nicht drin. Bilder aus dem Alltag des Protagonisten Wozzeck in Alban Bergs Oper sieht das Publikum im Pandaemonium am Staatstheaters Kassel als Ausschnitte über Live-Kameras. Die Spielebenen hat der Szenograf Sebastian Hannak mit einer Metallbrücke…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 3/2023
Magazin
„Tot sind wir nicht“ von Svenja Viola Bungarten – Regie Swen Lasse Awe, Bühne und Kostüme Jana Keltsch, Musik Philipp Koelges
von Elisabeth Maier
Zwei Seniorinnen mit Handtäschchen und Wollmänteln verticken an der Straßenecke Medikamente. Die Pillen hat Ute K. ihrem todkranken Mann Willy gestohlen. Der soll verrecken, während sie und ihre Lebensfreundin Beate vom sorglosen Ruhestand im japanischen Okinawa träumen. Mit dieser harten Setzung beginnt Svenja Viola Bungartens erstes Stück „Tot sind wir nicht“ in der Spiegelhalle des Stadttheaters Konstanz.
Als psychedelisches Traumspiel inszeniert der Regisseur Swen Lasse Awe den Text.…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 2/2023
Magazin
„Medea“ von Simon Stone nach Euripides – Regie Kamilé Gudmonaité, Bühne und Kostüme Barbora Šulniute
von Elisabeth Maier
Mit hellrotem Lippenstift kritzelt die Ärztin und Wissenschaftlerin ihren Namen an kalte Laborwände: „ANNA“ ist da in großen Lettern zu lesen. Weil ihr Mann Karriere machen wollte, hat sie auf ihr eigenes Fortkommen verzichtet. Zwei Jungs hat Anna großgezogen. Ihr Mann hat sie dann für eine Jüngere verlassen, die ihm größeren Nutzen verspricht. Was solche Ablehnung mit einem Menschen macht, zeigt die junge litauische Regisseurin Kamilė Gudmonaitė in ihrer packenden Inszenierung am Theater…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 1/2023
Magazin
Das Widerstandsfestival „Remmi Demmi“ in Heidelberg – Zehn Uraufführungen zwischen Happening und politischer Tiefenschärfe
von Elisabeth Maier
In einem Glaskasten denken US-amerikanische Militärs über die gezielte Tötung von Menschen im Vietnamkrieg nach. Mit moderner Computertechnik soll das in den siebziger Jahren möglich sein. Gleichgültig und kalt klingen die Stimmen der Uniformierten. Parallel dazu bewegen sich die linken Intellektuellen, die zu Terroristen werden. Sie spiegeln die Kälte und Gleichgültigkeit der Militärs in ihren dogmatischen Phrasen. Im Saal des Mark-Twain-Centers in Heidelberg-Rohrbach auf dem einstigen…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 12/2022
Auftritt
Badisches Staatstheater: „Anna Iwanowa“ nach Anton Tschechow. Deutsch von Thomas Brasch in einer Fassung von Anna Bergmann. Bühne Volker Hintermeier, Kostüme Lane Schäfer
von Elisabeth Maier
Der schwindsüchtige Mann flüchtet sich in seine Krankheit. Er ist Jude, hat sich für die Heirat von seiner Familie losgesagt. Nun ist er allein. Am Leben teilnehmen, das kann er längst nicht mehr. Seine Frau Anna Iwanowa sieht tatenlos zu. Die Gutsherrin genießt das Leben mit anderen Menschen. Sie liebe ihn nicht mehr, sagt sie. Die Karlsruher Schauspieldirektorin Anna Bergmann erzählt den großen Tragödienstoff „Iwanow“ von Anton Pawlowitsch Tschechow aus dem 19. Jahrhundert aus weiblicher…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 12/2022
Editorial
Die Aberkennung des Europäischen Dramatiker:innenpreis darf weder Caryl Churchill noch die wichtige Auszeichnung beschädigen
von Elisabeth Maier
Der Rückzieher der Jury schlug hohe Wellen. Mit dem Europäischen Dramatiker:innenpreis sollte das Lebenswerk der britischen Dramatikerin Caryl Churchill im November ausgezeichnet werden. Das hatte das Staatstheater Stuttgart im April bekanntgegeben. Wochen vor der geplanten Verleihung entschied die Jury, den Preis nicht an die 84-Jährige zu vergeben. Der Grund: ihr Bekenntnis zur Bewegung „Boycott, Divestment and Sanctions“ – kurz: BDS –, die den Staat Israel wegen seiner Besatzungspolitik im…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 12/2022
Auftritt
Theater Heilbronn: „The Who and the What“ von Ayad Akhtar. Regie Kay Wuschek, Bühne Tom Musch, Kostüme Cornelia Krasske
von Elisabeth Maier
Die Glaubenssätze des Islam im 21. Jahrhundert neu denken? Auf diese verwegene Reise macht sich die junge Wissenschaftlerin Zarina. Die Harvard-Absolventin ist die Tochter eines pakistanischen Taxifahrers, der im Land der unbegrenzten Möglichkeiten mit seiner kulturellen Identität ringt. Seine beiden Töchter hat er streng muslimisch erzogen. Im liberalen US-amerikanischen Universitätssystem lernt Zarina, die Rolle des Propheten Mohammed zu hinterfragen. Mit Ayad Akhtars Stück „The Who and the…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 11/2022
Auftritt
Theater Baden-Baden: „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ nach dem Roman von Thomas Mann, Bühnenfassung Daniel Foerster. Regie Daniel Foerster, Bühne und Kostüme Lydia Huller / Robert Sievert
von Elisabeth Maier
Der Generation Selfie entgleitet ihre Identität. Statt menschlicher Nähe geht es in der digitalen Welt des 21. Jahrhunderts eher um Selbstdarstellung und um das perfekte Image. Die eingefrorenen Bilder der kalten neuen Welt erweckt der junge Regisseur Daniel Foerster am Theater Baden-Baden auf dem Hintergrund eines älteren Textes zum Leben. 1954 schrieb Thomas Mann den Roman „Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“. In seiner Bühnenfassung entdeckt der 36-jährige Regisseur viel aktuelles…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 11/2022
ukraine
Wie Theaterschaffende aus der Ukraine in Heidelberg und in München arbeiten
von Elisabeth Maier
Menschen, die auf dem Bahnhof stehen und vor den russischen Bomben fliehen. Längst ist das Leben in Luftschutzkellern Alltag für die Männer und Frauen in der Ukraine. In drastischen Bildern zeichnet die Dramatikerin Oksana Savchenko aus Kiew Bilder vom Krieg. In ihrem Audiowalk „Die Nacht verdeckt den Morgen“ schreibt sie über ihre eigenen Kriegserlebnisse. Trauer, Wut und Schmerz sprechen aus den Zeilen. Immer wieder verlässt die Autorin da die professionelle Distanz, die ihr bisher im…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 11/2022
Thema
Der Tübinger Intendant und Sprecher der deutschen Landesbühnen Thorsten Weckherlin im Gespräch mit Elisabeth Maier über neue Formate gegen den Publikumsschwund
von Elisabeth Maier und Thorsten Weckherlin
Jammern will Thorsten Weckherlin, der Sprecher der Landesbühnengruppe im Deutschen Bühnenverein, nicht. Doch die Coronapandemie hat gerade in den Häusern mit Abstecherbetrieb wie ein Brandbeschleuniger gewirkt. Die Zuschauer:innen bleiben aus. Und auch in den Gastspielorten stehen die Veranstalter:innen unter Sparzwang. Der Intendant des Landestheaters Tübingen spricht über die Chancen, die in der aktuellen Krise liegen.
Herr Weckherlin, in einem Interview haben Sie gesagt: „Fünfzig Prozent…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 11/2022
martin linzer theaterpreis
Laudatio zum Martin-Linzer-Theaterpreis 2021 für das Stuttgarter Autor:innentheater Rampe
von Elisabeth Maier
In Zeiten der Krise sind die Stimmen der Autor:innen im Theater wichtiger denn je. Sie bringen nicht allein wichtige Stoffe der Zeit auf die Bühne. Ihre Aufgabe ist es, dem Theater seinen Platz im Herzen der Gesellschaft zu sichern. Längst hat die neue Dramatik an den Theatern nicht nur in Deutschland ihren festen Platz. Ausbildungsgänge und Stipendien fördern künstlerische Karrieren. Dennoch tun sich viele Autor:innen schwer, langfristig am Theater Fuß zu fassen. Für die Entwicklung und Pflege…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 10/2022
Auftritt
Salzburger Festspiele/Schauspielhaus Zürich: „Reigen“ nach Arthur Schnitzler. Regie Yana Ross, Bühnenbild Márton Ágh, Kostüme Marysol del Castillo
von Elisabeth Maier
Mit dem erotischen Drama „Reigen“ entlarvte der Mediziner und Autor Arthur Schnitzler am Ende des 19. Jahrhunderts die falsche Sexualmoral seiner Zeit. 1920 sorgte das Stück nach seinen Premieren in Wien und in Berlin für einen Theaterskandal. Quer durch alle sozialen Schichten peitschte der österreichische Autor wechselnde Paare von ihren erotischen Dialogen in den Beischlaf. Diese faszinierende Reigen-Struktur hat die in Lettland geborene Amerikanerin Yana Ross bei den Salzburger Festspielen…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 9/2022
Thema
Das Forschungsprojekt The Answering Machine an der Zürcher Hochschule der Künste und das Mannheimer Institut für Digitaldramatik
von Elisabeth Maier
Der digitale Wandel verändert die Sprache des Theaters radikal. Für das junge Publikum, das mit Smartphones und Computerspielen aufgewachsen ist, reicht die klassische Formensprache nicht mehr. In Zeiten von Chatbots und Avataren nehmen Menschen ihre Umwelt anders wahr als in früheren Jahrzehnten. Künstliche Intelligenz prägt den Alltag. Doch der Bühnen-Guckkasten hält da nur bedingt Schritt. So suchen Theaterwissenschaft und Bühnenpraxis nach neuen Möglichkeiten. Virtuelle Bühnenformate zu…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 9/2022
Look Out
Mit Ensemblegeist auf dem Weg: Der Schauspieler Jannik Mühlenweg in StuttgartJannik
von Elisabeth Maier
Er peitscht seine Figuren in extreme Seelenzustände. Durchschnittstypen reizen den Schauspieler Jannik Mühlenweg nicht. Mit fanatischem Blick und blinder Leidenschaft verkörpert er in der Inszenierung von Schillers „Maria Stuart“ den verblendeten jungen Liebhaber Mortimer. Obwohl die Lage hoffnungslos scheint, will er die katholische Königin aus dem Kerker retten. Wie Fanatismus einen jungen Menschen vernichtet, zeigt der 29-Jährige in großen Körperbildern.
Verbissen schraubt der Schauspieler…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 9/2022
Baden-Württemberg
Die Baden-Württembergischen Theatertage in Heilbronn: „Weit Blick“ mit neuen künstlerischen Formaten
von Elisabeth Maier
Vom Turm des Einkaufszentrums K3 in Heilbronn schweift der Blick über Weinberge und Industrielandschaften. Dann steigt weißer Nebel auf. Die Sicht verliert sich in milchig-weißem Dampf. Plötzlich ist da nur noch Chaos. Bei den 25. Baden-Württembergischen Theatertagen lenkte das Kollektiv Rimini Protokoll den Blick auf Widersprüche in der Stadtgesellschaft. „Remote Heilbronn“ heißt die Produktion, mit der Stefan Kaegi und Jörg Karrenbauer die Macht der Künstlichen Intelligenz ausloten – dieses…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 9/2022
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