Athen: Hans-Thies Lehmann gestorben
Der Theaterwissenschaftler Hans-Thies Lehmann ist mit 77 Jahren gestorben. Das berichtet das Internetportal nachtkritik.de mit Berufung auf Informationen aus dem persönlichen Umfeld Lehmanns. Demnach verstarb der Theaterwissenschaftler am Samstag nach langer schwerer Krankheit in Athen, wo er die letzten Jahre mit seiner Frau, der Theaterkritikerin Helene Varopoulou, gelebt hatte.
Bekannt wurde Lehmann als Theoretiker des „postdramatischen Theaters“. Seine gleichnamige Publikation aus dem Jahr 1999 gilt weit über den Bühnenkontext hinaus als Standardwerk. Sie beschreibt und analysiert die Entwicklungen und Umbrüche des westlichen Theaters seit den 1960er Jahren und benennt einen Paradigmenwechsel hin zu einer performancenahen Form.
Zusammen mit Andrzej Wirth arbeitete Lehmann am Aufbau des Studienganges für Angewandte Theaterwissenschaft an der Universität Gießen mit, den Wirth 1982 gründete und aus dem Regisseurinnen und Regisseure sowie Performance-Kollektive wie René Pollesch, Hans-Werner Kroesinger, She She Pop oder Rimini Protokoll hervorgegangen sind.
Er lehrte Theaterwissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt am Main bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2010. Darüber hinaus hatte er Gastdozenturen an den Universitäten von Amsterdam, Paris, Wien, Krakau, Tokio, Kaunas und Charlottesville inne.
Für Theater der Zeit war Hans-Thies Lehmann als Autor vieler Hefte und Arbeitsbücher sowie Herausgeber verschiedener Recherchebände tätig. Eine umfassende Bibliografie seiner bei Theater der Zeit erschienenen Werke sind hier zu finden.