Alle Beiträge von Anja Nioduschewski
theater und moral #4
Der Autor Per Leo und die Dramaturgin Anja Nioduschewski im Gespräch über linke Cancel Culture, rechten Bedrohungswahn und das Abdriften des demokratischen Diskurses in einen Kulturkampf
von Per Leo und Anja Nioduschewski
Anja Nioduschewski: Per Leo, Sie sind von Milosz Matuschek und Gunnar Kaiser, den Verfassern des „Appells für freie Debattenräume“, der sich gegen eine identitätspolitische Cancel Culture aufstellt, angefragt worden, diesen zu unterzeichnen. Sie haben abgelehnt und das öffentlich begründet. Sie sähen zwar die dort angesprochenen Probleme, die die Strategie des Deplatforming für den öffentlichen Diskurs bedeuten, teilten aber nicht den Befund: die Gefährdung der Demokratie. Sie zitierten…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 11/2020
Thomas Köck
von Anja Nioduschewski
aus dem Buch: Stück-Werk 6
Künstlerinsert
Die russische Künstlerin Victoria Lomasko zeichnet die Marginalisierten und Engagierten. Ein Gespräch über Kunstaktivismus, Zensur und ihre Arbeiten mit Anja Nioduschewski
von Victoria Lomasko und Anja Nioduschewski
Victoria Lomasko, Sie sind eine der bekanntesten grafischen Künstlerinnen Russlands, vor allem weil Sie die Gerichtsprozesse gegen die Kunstaktivistinnen von Pussy Riot (2012) wie auch gegen die Ausstellungsmacher von „Verbotene Kunst“ (2006) kritisch dokumentiert haben. Auch die Sujets Ihrer grafischen Reportagen über den Alltag in der russischen Provinz, über Arbeitssklavinnen in Moskau, Sexarbeiterinnen in Nischni Nowgorod, über LGBTQ- oder Bürgerrechtsbewegungen legen nahe, Sie als eine…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 3/2020
Magazin
Bettina Böhlers Dokumentarfilm „Schlingensief – In das Schweigen hineinschreien“ ist eine ästhetische und durchaus politische Hommage
von Anja Nioduschewski
„Die Frage eines Aktionisten ist natürlich: Wie komme ich zurück ins Bild?“, sagt Christoph Schlingensief irgendwann in Bettina Böhlers großartigem Dokumentarfilm „Schlingensief – In das Schweigen hineinschreien“, der eigentlich im April in den Kinos anlaufen sollte (die aber wegen des Coronavirus geschlossen sind). Und diese Frage gilt nicht nur für den Aktionskünstler Schlingensief, sondern auch für den Menschen, der, wie er sagt, die verflixte Angewohnheit habe, die Welt als Film zu…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 4/2020
Thema
Die Sozialwissenschaftlerin Esra Küçük und der Regisseur Milo Rau über Theater in Zeiten rechter Gewaltpolitik im Gespräch mit Dorte Lena Eilers und Anja Nioduschewski
von Dorte Lena Eilers, Esra Küçük, Anja Nioduschewski und Milo Rau
Anja Nioduschewski: Esra Küçük und Milo Rau, Anlass unseres Gesprächs sind die rassistisch und rechtsnationalistisch motivierten Mordanschläge der vergangenen Monate in Deutschland: in Hanau, Halle, Kassel. Anfang März hatte die AfD bei der Ministerpräsidentenwahl in Thüringen den demokratischen Parlamentarismus vorgeführt. Es ist von Dammbruch rechtsextremer Gewalt die Rede, von geistiger Brandstiftung. Milo Rau, Sie hatten in Ihrer Eröffnungsrede der Hannah-Arendt-Tage 2018 in Hannover…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 4/2020
Magazin
Jacques Rancière: Das Verfahren der Szene. Gespräche mit Adnen Jdey. Diaphanes Verlag, Zürich 2019, 160 S., 18 EUR.
von Anja Nioduschewski
Die Szene ist einer der zentralen Begriffe des französischen Philosophen Jacques Rancière. Bereits in seinem frühen Werk „Das Unvernehmen“ (2002) hatte er sie für seine Auffassung von Politik als Streit (und nicht als institutionalisierte Ordnungsmacht) als eine „Bühne der Sichtbarmachung“ errichtet. Die Rancièr’sche Szene ist für die dort in Erscheinung tretenden Akteure immer auch eine Schlüsselszene – insofern, als sie ihre Protagonisten immer in einem Moment beschreibt, in dem sie sich als…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 3/2020
Stück Labor – Neue Schweizer Dramatik
Redaktion: Dorte Lena Eilers, Anja Nioduschewski, Heike Dürscheid; Mitarbeit: Lara Wenzel
von Heike Dürscheid, Dorte Lena Eilers, Anja Nioduschewski und Lara Wenzel
Eine Frau verschwindet, zwei Männer erobern die Welt, eine Dichterin hat Angst vor dem Alter. Das Förderprogramm für Neue Schweizer Dramatik Stück Labor hat in den vergangenen Monaten die Ergebnisse der elften Runde präsentiert. Die hier veröffentlichten Theatertexte von Thiemo Strutzenberger, Julia Haenni und Sarah Jane Moloney erzählen von der Vielfalt des szenischen Schreibens und der produktiven Interaktion mit der Regie. Denn als Hausautorinnen und -autoren am Theater Basel, dem Konzert…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 2/2020
Ausland
Ein neues Kulturgesetz der ungarischen Fidesz-Regierung will die Theater gleichschalten und die freie Szene ausbluten
von Anja Nioduschewski
Genau eine Woche nachdem das dunaPart-Festival in Budapest vom 27. bis 30. November 2019 die wichtigsten Theaterarbeiten der freien Szene Ungarns internationalen Besucherinnen und Besuchern präsentiert hatte, sickerte die Novelle für ein Gesetz des Kabinetts Viktor Orbán durch, das die gesamte freie Theaterszene in ihrer Existenz bedrohen sollte und in Aufruhr brachte. Das Gesetz zielt nicht nur auf eine „strategische Lenkung der kulturellen Sektoren durch die Regierung“, sprich auf…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 1/2020
Künstlerinsert
Julian Hetzels Performances provozieren in Zeiten zunehmender Vereindeutigung spannungsreiche Ambivalenzen
von Anja Nioduschewski
Der rote Punkt des Laserpointers wandert über die Wände eines weißen Raums – auf der hektischen Suche nach zwei Menschen, die sich in diesem White Cube fluchtartig bewegen. Und boing-boing-boing-boing zerplatzen in hoher Frequenz mit Farbe gefüllte Geschosse auf ihren Körpern. Abgefeuert von einer ferngesteuerten „Waffe“, einem Roboter mit Kameraauge, der bis zu zehn Farbbälle pro Sekunde abschießen kann. Die beiden Performer Bas van Rijnsoever und Claudio Ritfeld werfen sich schutzsuchend…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 1/2020
Thema
Kay Voges, Intendant des Schauspiels Dortmund und Gründungsdirektor der Akademie für Theater und Digitalität, über die digitale Moderne auf der Bühne im Gespräch
von Anja Nioduschewski und Kay Voges
Kay Voges, Sie haben in Dortmund nicht nur als Intendant Ihrem Theater die Digitalisierung auf die Fahnen geschrieben, sondern gleich auch noch eine Akademie für Theater und Digitalität gegründet, um das Theater „fit für die digitale Moderne“ zu machen. Vertrauen Sie nicht auf die Kompetenz der neuen Generation von Digital Natives unter den Theatermachern? Wo liegt die Notwendigkeit, es gezielt anzugehen?
Das hat weniger mit Vertrauen zu tun, sondern eher mit unserer Arbeit der vergangenen…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 12/2019
Thema
Theater und Digitalität
von Anja Nioduschewski
Es steht außer Zweifel, dass die digitale Revolution, die mittlerweile sämtliche Lebensbereiche erfasst hat, ihren Weg auf die Theaterbühnen findet. Sie tut es ja bereits. Das größte Missverständnis in Bezug auf das Verhältnis von Theater und Digitalität besteht allerdings darin, dabei ausschließlich an technische Innovationen zu denken oder an Roboter, Hologramme und Algorithmentexte, die die Bühne erobern. Was im Kurzschluss dazu führt, das Digitale gegen das Analoge des Theaters in…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 12/2019
Thema
Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, über die Erfindung des Ostdeutschen und koloniale Aspekte der Wiedervereinigung im Gespräch mit Anja Nioduschewski
von Thomas Krüger und Anja Nioduschewski
Thomas Krüger, Sie haben 2017 in einem Interview für die Berliner Zeitung gesagt: „In der Fläche wird die Dominanz der Westdeutschen in den Eliten immer noch als kultureller Kolonialismus erlebt.“ Das Stichwort „kultureller Kolonialismus“ hat sehr viel Unmut auf sich gezogen. Später meinten Sie, Sie würden das so nicht wieder sagen. Im April waren Sie in Dresden auf einer Tagung unter dem Titel „Kolonie Ost?“, die sich mit Aspekten von „Kolonisierung“ nach 1990 im Osten Deutschlands…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 11/2019
Bücher
Christoph Schlingensief und die Avantgarde. Hg. von Lore Knapp, Sven Lindholm und Sarah Pogoda, Wilhelm Fink Verlag, Paderborn 2019, VIII + 341 S., 89 EUR.
von Anja Nioduschewski
„Zeige deine Wunde …“ Diese Empfehlung von Joseph Beuys (ein allegorisches Heilungsversprechen für die Krankheit der Gesellschaft) könnte auch das Credo des Bandes „Christoph Schlingensief und die Avantgarde“ der gleichnamigen Forschungsgruppe gewesen sein, deren Beiträge zu einer Tagung an der Universität Bielefeld im Jahr 2017 nun gesammelt im Wilhelm Fink Verlag erschienen sind.
Denn da ist zunächst einmal das Paradox, dass Peter Bürger in seiner 1974 erschienenen, wirkmächtigen „Theorie…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 11/2019
Auftritt
Deutsches Schauspielhaus Hamburg: „Serotonin” (UA) von Michel Houellebecq in einer Fassung von Falk Richter. Regie Falk Richter, Bühne Katrin Hoffmann, Kostüme Teresa Vergho
von Anja Nioduschewski
„Es ist eine kleine, weiße, ovale, teilbare Tablette.“ Mit diesem Satz beginnt und endet der jüngste Roman von Michel Houellebecq. Diese Pille sorgt für eine erhöhte Ausschüttung des Glückshormons Serotonin bei dem hochdepressiven Agraringenieur Florent-Claude Labrouste, dessen Geschichte hier von ihm selbst erzählt wird. Nach der Uraufführung durch Falk Richter am Schauspielhaus Hamburg könnte man diese Pille ganz gut gebrauchen. Denn man erlebt nicht nur eine deprimierende Inszenierung, die…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 11/2019
Stück
Der Autor Lukas Rietzschel über die Theateradaption seines Romans „Mit der Faust in die Welt schlagen“ im Gespräch mit Anja Nioduschewski
von Anja Nioduschewski und Lukas Rietzschel
Lukas Rietzschel, Ihr Roman „Mit der Faust in die Welt schlagen“ wurde bei seinem Erscheinen 2018 als Buch der Stunde bezeichnet – „passend“ zu den fremdenfeindlichen Ausschreitungen in Chemnitz –, weil er die rechte Radikalisierung zweier Brüder in der Nachwendezeit in der ostsächsischen Provinz nachvollzieht. Jetzt wurde er am Staatsschauspiel Dresden auf die Bühne gebracht, in einer Adaption, die Sie mitverfasst haben. Nach den Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg, mit enormem…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 10/2019
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