Magazin
Die Autorentheatertage am Deutschen Theater Berlin verlieren mehr und mehr an Biss
von Kerstin Car
Kaum war das Theatertreffen vorbei, stand auch schon Berlins nächstes Theaterfest auf dem Plan, doch wie bereits im vergangenen Jahr versprachen die Autorentheatertage am Deutschen Theater Berlin viel und hielten wenig. Neben einer interessanten Auswahl an deutschsprachigen Inszenierungen, wie u. a. Darja Stockers „Nirgends in Friede. Antigone“ (Theater Basel) oder Henriette Dushes „In einem dichten Birkenwald, Nebel“ (Landestheater Detmold), verpufften die drei von der Jury auserkorenen Texte…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 9/2016
Ausland
Das International Exposure of Israeli Theatre 2015 zeigt Theater, das die Konflikte des Landes spiegelt
von Kerstin Car
25 Grad. November. Was in Israel als Wintereinbruch gilt, genießt der Mitteleuropäer als Sommer. Man lässt sich von der Sonne, die auf die Haut strahlt, und von der Herzlichkeit, die die Tel Aviver ausstrahlen, wärmen. „Wir sind hier in einer Seifenblase“, sagt die Tschechin neben mir. Und sie hat recht. Wir, die wir als internationales Publikum zum Showcase für israelisches Theater angereist sind, wissen um den Gazastreifen, wir wissen um die Messerattacken in Jerusalem, wir wissen um den…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 1/2016
Magazin
Das Eurothalia-Festival am Deutschen Staatstheater im rumänischen Temeswar reibt sich an osteuropäischen Realitäten
von Kerstin Car
Auf der auf Postkarten verewigten Flaniermeile Piata Victoriei reiht sich im Temeswarer Stadtzentrum ein Café an das nächste, dazwischen kleine Geschäfte, im Herzen davon: ein bunter, liebevoll und akkurat angelegter Stadtgarten. Wie schon in den vergangenen Jahren findet in diesen Tagen im Herbst das Eurothalia-Festival des Deutschen Staatstheaters in Temeswar statt. Und wie schon in den Jahren zuvor wird es begleitet von einem Theater, das auf der Straße stattfindet.
Anfang November…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 1/2016
Protagonisten
Das E.T.A.-Hoffmann-Theater Bamberg startet unter Sibylle Broll-Pape neu
von Kerstin Car
Das oberfränkische Bamberg steht für vieles: für die Altstadt, die UNESCO-Weltkulturerbe ist, für seine Hexenprozesse, seine Bierkultur und Brauereiendichte. Sein Theater aber ist schon seit Jahren aus fast aller Munde verschwunden, und das, obwohl das E.T.A.-Hoffmann-Theater eine ausgezeichnete Auslastung zu verbuchen hatte. Doch die Auslastung eines Hauses sagt bekanntermaßen nur wenig darüber aus, ob das, was auf seiner Bühne gezeigt wird, außerhalb der Stadtgrenzen als interessant oder…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 1/2016
Magazin
Das Mezinárodní Festival Divadlo feiert Pilsen als Kulturhauptstadt Europas 2015 – die Mobile Academy schleust eine Woche später noch die Natur ins Programm
von Kerstin Car
Pilsen hat ein hektisches Jahr hinter sich. Als Kulturhauptstadt Europas 2015 gab es im fast wöchentlichen Rhythmus Festivals und Events, die Bewohnern wie Besuchern die Stadt noch schmackhafter machen sollten. Eines der Großevents war das Internationale Theaterfestival: Bereits zum 23. Mal lud das Mezinárodní Festival Divadlo ausgewählte Inszenierungen aus dem In- und Ausland ein. Und um den Titel standesgemäß zu feiern, wurde die diesjährige Edition als groß angelegter Theatermarathon…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 12/2015
Ausland
Nis-Momme Stockmanns universale Gesellschaftskritik „The Power“ feierte im südkoreanischen Seoul ihre Uraufführung
von Kerstin Car
Wahrscheinlich sehen auch über Seoul die Sterne wie kleine funkelnde Staubpartikel aus – zu erkennen sind sie aber nicht, dafür leuchtet und strahlt es auf den Straßen der südkoreanischen Hauptstadt zu sehr. Alles ist hell umspielt von einem gleißenden Gemisch aus Straßenlichtern und Neonschildern, die an vielen Ecken und Häusern in Myeongdong, einem der Shopping- und Touristenviertel Seouls, zu erblicken sind. Dort, im Schatten von Lotte, einem Kaufhaus der gleichnamigen japanischen…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 10/2015
Magazin
Den Autorentheatertagen am Deutschen Theater Berlin geht vor lauter Konsensfähigkeit die Luft aus
von Kerstin Car
Vielleicht war es das selbstgemachte Geschenk zum 20-jährigen Jubiläum oder der logische Effekt der letztjährigen Nachhaltigkeitsdebatte, dass die Auswahl der diesjährigen Autorentheatertage (ATT) am Deutschen Theater Berlin (DT) zum ersten Mal nicht mehr nur als schnelllebige Werkstattinszenierungen gezeigt wurde, sondern – „als Zeichen für das Vertrauen in die jungen Autoren“ – als vollwertige Uraufführungen. Zudem werden sie ab der kommenden Spielzeit im Repertoire der beteiligten Häuser…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 9/2015
Magazin
Dirk Laucke: Mit sozialistischem Grusz. Roman. Rowohlt Verlag, Reinbek 2015, 208 S., 10,99 EUR.
von Kerstin Car
Als Dramatiker ist Dirk Laucke längst kein unbeschriebenes Blatt mehr – allein 2014 fanden mit „Seattle“ und „Furcht und Ekel. Das Privatleben glücklicher Leute“ zwei Auftragswerke des 32-Jährigen ihre Uraufführungen in Freiburg und Stuttgart. Kein halbes Jahr später legt Laucke mit „Mit sozialistischem Grusz“ nun auch sein Romandebüt vor.
Wir schreiben das Jahr 2002, die Wiedervereinigung liegt eine Dekade zurück, die Wogen, die die Wende geschlagen hat, sind zwar inzwischen abgeebbt, haben…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 5/2015
Magazin
Mariette Navarro: Wir Wellen. Matthes & Seitz, Berlin 2014, 72 S., 10 EUR.
von Kerstin Car
2010 ging in die Geschichte ein als das Jahr, in dem der Arabische Frühling erste Knospen trug, in dem in der arabischen Welt ein Hoffnungsschimmer entfacht wurde, der sich wie ein Strohfeuer ausbreitete. Und es war das Jahr, in dem die 1980 in Lyon geborene Dramatikerin Mariette Navarro dank eines Aufenthaltsstipendiums in Algerien lebte und dort die Verzweiflung, das Feuer und die Umbruchsstimmung dieses aufkeimenden Frühlings miterlebte und niederschrieb.
Herausgekommen ist „Wir Wellen“,…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 5/2014
Magazin
Feridun Zaimoglu: Isabel. Roman. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2014, 240 S., 18,99 EUR.
von Kerstin Car
Erst im Februar wurde Feridun Zaimoglu in der Zeit von Maxim Biller als „braver Neubür- ger“ verunglimpft, der – wie viele zeitgenössische Autorenkollegen – Wohlfühlliteratur für deutsche und nur allzu scheinheilige Intellektuelle schreibe, die sich nach mit Watte ausgelegter „Migrantenliteratur“ sehnen. Doch Zaimoglu, der bereits als intellektueller, türkischer Heilsbringer für eine sich emanzipierende Kanak-Kultur gepriesen und als türkischstämmiges Enfant terrible migrantischer Kultur…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 9/2014
Auftritt
Dramaten : „[ungefahr gleich]“ (UA) von Jonas Hassen Khemiri. Regie Farnaz Arbabi, Buhne Jenny Kronberg, Kostume Lena Lindgren
von Kerstin Car
„Hallo, ich heiße Peter und ich bin obdach- los.“ Auf einem Zettel, der neben einem verlassenen Schlafsack und dreckigen Pappbechern direkt neben dem Eingang des Stockholmer Dramaten liegt, bittet ein Obdachloser um Hilfe und Geld, um seine Schwester im Krankenhaus besuchen zu können. Ein lakonischer Hilferuf, der in letzter Zeit auch im reichen Stockholm immer häufiger zu sehen ist, aber nicht gehört werden will. „Hallo, ich heiße Peter und ich bin obdachlos“, schallt es aber auch während der…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 12/2014
Magazin
Sofi Oksanen: Als die Tauben verschwanden. Roman. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2014, 432 S., 19,99 EUR.
von Kerstin Car
„Die Sonne drang durch die Wolken, der Wind fegte heftig den Himmel rein, das Silikat blendete, Parts musste mit der Hand die Au- gen beschirmen, neben einem Gebüsch flog ein Schwarm Tauben auf, er wandte den Kopf in ihre Richtung, aber sah nichts, der Himmel war zu weiß.“
Sofi Oksanen, die wohl wichtigste zeitgenössische Autorin Finnlands, die selbst estnische Wurzeln hat, erlaubt es dem Himmel über Estland nur kurz aufzubrechen – denn in „Als die Tauben verschwanden“ gibt es keine Hoffnung…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 3/2015