Alle Beiträge von Margarete Affenzeller
Festivals
Ungeschönt und eindringlich blicken die Wiener Festwochen auf Arbeit, Armut und moderne Sklaverei in einer von Produktivitätssteigerung besessenen Welt
von Margarete Affenzeller
Wann wird es wieder normale Zeiten geben? Gab es sie jemals? Zumindest organisatorisch lief in der Theaterwelt vor der Pandemie alles wie am Schnürchen. Der Festivalkalender schnurrte ab, Reibungsverluste aufgrund personeller Änderungen steckte man weg. Aber in Wien kam in den letzten Jahren alles zusammen. Denn für Christophe Slagmuylder sind es nun die dritten Ausnahme-Festwochen, die er verantwortet. Nach seinem kurzfristigen Einspringen für den geschassten Vorgänger Tomas Zierhofer-Kin…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 9/2021
Look Out
Das Wiener Theaterkollektiv makemake produktionen durchbricht das Kategoriendenken
von Margarete Affenzeller
Zum Kern des Kollektivs makemake produktionen gehören heute sechs Frauen: Anita Buchart, Julia Haas, Nanna Neudeck, Sara Ostertag, Michèle Rohrbach und Martina Rösler. Frauenkollektiv heißt es dann. Das ist zwar nicht falsch, aber auch irreführend, zumal sich die vor zehn Jahren in Wien entstandene Gruppe nie als solches betrachtet hat. „Es sind eben jene übrig geblieben, die sich am meisten füreinander interessiert haben – und das waren Frauen“, sagt Sara Ostertag, Regisseurin und informelles…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 6/2021
Look Out
Rita Czapka wacht als Archivarin über den Wissensspeicher des Burgtheaters Wien – und kennt so manches Geheimnis
von Margarete Affenzeller
Die älteste Buchausgabe, die sich im Burgtheaterarchiv befindet, ist eine Sammlung von ins Deutsche übertragenen Komödien (unter anderem von Molière) aus der Zeit um 1760. Dass sich die Archivarbeit manchmal wie eine „Schatzsuche“ anfühlt, wie es Rita Czapka bezeichnet, verwundert da nicht. Zumal im Fall des Wiener Burgtheaters und seiner langen und wechselvollen Geschichte entsprechend viel zu dokumentierendes Material angefallen ist. Als Theater nächst der Burg existiert es seit dem Jahr…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 5/2021
Auftritt
Salzburger Landestheater: „Die Räuber“ von Friedrich Schiller. Regie Sarah Henker, Ausstattung Eva Musil
von Margarete Affenzeller
„Dieser männliche Mut!“, „dieser feurige Geist!“ – wenn Papa Moor über den älteren der beiden Söhne spricht, dann erhellt sich sein Gesicht, und neuer Lebensmut fährt in seinen Körper. Was kann der Nachwuchs einen doch stolz machen! Zumindest einer der Sprösslinge. Über dem anderen, weniger hübsch und weniger aufregend, liegt indes zeitlebens der Schatten. Franz war immer das Mauerblümchen, dem niemand Beachtung noch Zuneigung schenkte. In Friedrich Schillers „Die Räuber“ nimmt er ausgiebig…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 4/2021
Auftritt
Burgtheater Wien: „Die Maschine in mir (Version 1.0)“ (DSE) von Dead Centre und Mark O’Connel; Schauspielhaus Wien: „Am Ball. Wider erbliche Schwachsinnigkeit“ von Lydia Haider
von Margarete Affenzeller
Wir streamen uns in den Frühling 2021. Inzwischen hat sogar das digital bisher nur auf Nebenschienen aktive Burgtheater Wien klein beigegeben und eine exklusive Online-Produktion auf die Beine gestellt. In „Die Maschine in mir (Version 1.0)“ fragt das irisch-britische Regieduo Dead Center (Ben Kidd und Bush Moukarzel) passenderweise nach dem konfliktreichen Ineinandergreifen von Mensch und Technik. Der Abend – man kann ihn so nennen, da er allabendlich live aus dem Kasino des Burgtheaters…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 2/2021
Auftritt
Landestheater Linz: „Die Sedierten“ (UA) von Martin Plattner. Regie Stephan Suschke, Bühne Momme Röhrbein, Kostüme Angelika Rieck
von Margarete Affenzeller
Sie machen sich noch an Wählscheibentelefonen zu schaffen und leben auch sonst im Mief einer abgelaufenen Zeit: Vier Nachbarinnen einer bescheidenen Vorgartensiedlung, die in Martin Plattners Stück „Die Sedierten“ die Abgehängten darstellen, vom System zwar politisch korrekt am Leben gehaltene, aber im Unglück und Hass auf sich selbst (und alles andere erst recht) schmorende Frauen. Schon bald am Beginn fällt der Begriff Abort – das Signalwort für das genuin österreichische Genre der…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 11/2020
Festivals
Die Salzburger Festspiele feiern unter Abstandsregeln ihr hundertjähriges Jubiläum, während Peter Handke in seinem neuen Stück nach einem Miteinander ohne Hass und Hetze sucht
von Margarete Affenzeller
Aix-en-Provence, Bregenz, Bayreuth, Edinburgh – andernorts wurden große Festivals abgesagt. Aber die Salzburger Festspiele ließen so schnell nicht locker. Sie haben im vergangenen Corona-Frühling hoch gepokert und die Entscheidung über eine Austragung bis zur letzten Minute aufgeschoben. Ende Mai konnten sie dann ein verschlanktes Programm in Aussicht stellen. Es ist im August über die Bühne gegangen. Das kämpferische Vorgehen wurde von Anfang an kritisch gesehen – weil es manchen…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 9/2020
Miroslava Svolikova
von Margarete Affenzeller
aus dem Buch: Stück-Werk 6
Thema
Programme für freie Künstlerinnen und Künstler in der Coronakrise
von Margarete Affenzeller
Bereits am 17. März, als die österreichische Bundesregierung die Schließung aller Theaterspielstätten beziehungsweise einen generellen Veranstaltungsstopp verfügte, bezifferte Bundestheater-Holding-Geschäftsführer Christian Kircher den drohenden finanziellen Schaden konkret: „Sollten wir diese Spielzeit nicht mehr öffnen können, würde das Einnahmeneinbußen von 21 Millionen Euro bedeuten, das sind 190 000 Euro pro Tag.“ Die Holding, zu der auch das Burgtheater gehört, meldete für fast alle…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 5/2020
Gespräch
von Margarete Affenzeller und Kornelia Kilga
Kornelia Kilga, das Koproduktionshaus Brut, Ankerplatz der freien Theaterschaffenden in Wien, hat seinen zentralen Standort im Künstlerhaus verloren. Wie konnte das passieren?
In der Theaterszene wusste lange Zeit niemand, dass ein Verlust des Hauses droht. Es wurde zu Beginn der Sanierungsphase vor drei Jahren ja der Erhalt zugesagt. Erst Ende 2019 ließ Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder plötzlich verlauten, dass er diesen Raum für sein Museum beanspruche. Davor wurde offenbar in…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 4/2020
Look Out
Die Grazer Schauspielerin Julia Gräfner sucht und findet die Ruhe in der Darstellung
von Margarete Affenzeller
Auf der Bühne hab’ ich meine Ruh’“, sagt Julia Gräfner. Das ist ein bemerkenswerter Satz für eine dreißigjährige Schauspielerin. Soll man – zumal am Beginn der Laufbahn – nicht ständig Tatendrang und Produktivität signalisieren und die Bereitschaft zur Verausgabung? Ja, klar. All das ist Julia Gräfner nicht fremd. Sie ist voller Tatendrang und gehört am Schauspielhaus Graz seit 2015 zu den produktivsten Spielerinnen. Im Idealfall aber entsteht beim „Darstellen“ eben jene bestechende Ruhe, die…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 2/2020
Thema
Österreichs Künstler und die Polit-Malaise – Ein Land zwischen Ibiza-Skandal und Nationalratswahl
von Margarete Affenzeller
Österreich ist so schnell nichts peinlich. Aber im Fall des Ibiza-Videos, das im Mai überraschend die Regierung zu Fall brachte, war es dann doch so weit. Bundespräsident Alexander Van der Bellen entschuldigte sich für den geistig-moralischen Zustand der darin agierenden Politiker mit dem einfachen Satz „So sind wir nicht“. Aber wie sind wir dann? Immerhin handelt es sich bei Heinz-Christian Strache um einen demokratisch gewählten Politiker und niemand Geringeren als den damals amtierenden…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 9/2019
Look Out
Regisseurin Bérénice Hebenstreit will durch ihr Theater Gesellschaft verändern und ist Aktivistin bei Attac
von Margarete Affenzeller
Feministische Ökonomie ist ein Forschungszweig, der den unbezahlten Teil der Wirtschaftsleistung ausfindig macht – welchen traditionell Frauen erbringen – und der sich generell mit geschlechtsspezifischer Arbeitsbewertung befasst. Am systematisch niedrig gehaltenen Marktwert von Frauen laboriert die Gesellschaft nach wie vor. Dafür interessiert sich Bérénice Hebenstreit. Die 32-jährige Wiener Regisseurin ist grundsätzlich von gesellschaftspolitischen Fragestellungen angetrieben.
2017…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 10/2019
Festivals
Phia Ménard und ihre Compagnie Non Nova verblüffen mit „Contes Immoraux“ bei den Wiener Festwochen
von Margarete Affenzeller
Die Wiener Festwochen haben personell turbulente Jahre hinter sich. Auf Stefanie Carp 2013 folgten die Schauspielchefs im jährlichen Wechsel: Frie Leysen, Stefan Schmidtke, Marina Davydova und zuletzt als Gesamtchef Tomas Zierhofer-Kin. Nun aber ist – so fühlt es sich zumindest an – wieder Ruhe eingekehrt. Nach dem vorzeitigen Abgang Zierhofer-Kins unmittelbar nach Festivalende 2018 hat Christophe Slagmuylder, versierter Kurator und bis dahin Leiter des Kunstenfestivaldesarts, die Agenden…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 9/2019
Magazin
Mit dem Theater Arche eröffnet in Wien eine neue freie Bühne – das erste Stück „Anstoß“ von Jakub Kavin dreht sich um die Abgründe des Sportbusiness
von Margarete Affenzeller
Das Theater Arche in Wien (vormals Theater Brett) liegt in einer der zauberhaftesten Ecken Wiens, der Münzwardeingasse in Mariahilf, und ist eine dieser einzigartigen, lange wild gewachsenen Neighbourhood-Bühnen, die frei und ein wenig stur ihren Spielplan kreieren. Jakub Kavin hat den Standort nun von seinen Eltern Ludvik Kavin und der 2018 verstorbenen Nika Brettschneider übernommen und mit einem fabelhaften Stück im Februar unter neuem Namen eröffnet.
„Anstoß“ befasst sich mit den…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 5/2019
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