Alle Beiträge von Friedrich Dieckmann
Aktuelle Inszenierung
An der Staatsoper Unter den Linden legt Dmitri Tcherniakov Wagners Chef d‘OEuvre trocken
von Friedrich Dieckmann
Triumph der Technik
Wenige Jahre nachdem Patrice Chéreau in Bayreuth die historische Dimension des Wagnerschen „Rings“ nicht nur sichtbar gemacht, sondern die katastrophenreiche Erlösungsgeschichte in den leisen Hoffnungsschimmer des am Ende langsam vorrückenden Gibichungsvolks hatte ausgehen lassen, zeigte sich der am „Ring“ haftende Machtfluch in einer Epochenwende wirksam, die auf den Namen Neoliberalismus hörte und politisch mit den Namen Reagan und Thatcher verbunden war. Nach einem…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 12/2022
deutsche oper
An der Berliner Deutschen Oper ringt Stefan Herheim mit Wagners „Ring“
von Friedrich Dieckmann
Die Flüchtlinge und der Flügel
Am Anfang jeder „Ring“-Inszenierung stehen die Fragen: Wer sind die Götter? Wer sind die Nibelungen? Was ist das Gold? Es sind diese drei Fragen, durch die sich das monströse, durchaus überkandidelte Opus des in Deutschland steckbrieflich gesuchten politischen Flüchtlings über seine musikalische Substanz hinaus rechtfertigt. Seit George Bernard Shaw nimmt man das Bühnenfestspiel symbolisch und tut es mit Recht: Es ist so gemeint. Es liegt auf der Hand: Die Götter…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 3/2022
Magazin
Günther Rühle: Ein alter Mann wird älter. Hg. von Gerhard Ahrens. Alexander Verlag, 232 S., 22,90 Euro
von Friedrich Dieckmann
Wer Theatergeschichte schreibt, wird selbst ein Gegenstand der Theatergeschichte; das gilt für Eduard Devrient, von dem wir am meisten über das deutsche Theater der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wissen, und das gilt für Günther Rühle, der der Devrient des ٢٠. Jahrhunderts ist: Seine beiden voluminösen Bände über das deutsche Theater von 1887 bis1945 und von 1945 bis 1966 gehören in jede größere deutsche Bibliothek.
In dem ersten Band hatte er als ein Nachlebender das „Theater der…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 11/2021
Magazin
Im Gedenken an den Theater-der-Zeit-Redakteur Wolfgang Lange
von Friedrich Dieckmann
Dass die Deutsche Demokratische Republik, der Drei-Buchstaben-Staat zwischen Werra und Oder, ein Opernland par excellence war, hat sich inzwischen auch im deutschen Westen herumgesprochen; wer Näheres darüber erfahren will, hat mit Eckart Kröplins Operngeschichte neuerdings eine umfassende Darstellung zur Hand. Wer es en détail wissen will, wird auf Wolfgang Lange stoßen, der in Theater der Zeit mehr als zwanzig Jahre lang berichtend, ergründend, beurteilend, befragend dem musikalischen Theater…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 9/2021
Beim Wiederfinden alter Papiere
von Friedrich Dieckmann
Beim Wiederfinden alter Papiere
Ich suche lange, dann finde ich die Mappe, eine jener fabelhaft zweckmäßigen DIN-A4-Einlegemappen mit dem Aufdruck EVP 0,28 Mark, die mich jahrzehntelang durch DDR-Zeiten begleitet haben; sie liegt an genau der Stelle, wo ich sie 1977 oder ’78 abgelegt habe, nur daß der Stapel seither beträchtlich angewachsen ist. Dresen-Reden steht auf den Deckel geschrieben; tatsächlich liegt im Innern ein mit dem Datum des 10. September 1974 versehenes Typoskript von Adolf…mehr
aus dem Buch: Der Einzelne und das Ganze
von Friedrich Dieckmann
Klassiker
Wer ist ein Klassiker? In der Deutschen Demokratischen Republik wußte man es, diesem langlebigen Gegenstück jenes rheinisch-deutschen Freistaats, der, 1792 unter dem Schirm einer revolutionären Besatzungsarmee gegründet, bereits im folgenden Jahr von einer preußischen Armee wieder aufgehoben wurde. In Weimar gab es die Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur, womit die Epoche Goethes im Ganzen gemeint war, in Berlin aber wurde nach einer Moskauer…mehr
aus dem Buch: Der Einzelne und das Ganze
Thema
Rückblicke auf Theater der Zeit
von Friedrich Dieckmann
Dass die Zeit ein sonderbar Ding ist – wir wissen es nicht erst durch Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss, die es allerdings besonders eingängig zu sagen wussten, zuletzt in Barrie Koskys blitzend-einfallsreicher Münchner Video-Inszenierung des „Rosenkavaliers“, in der die Marschallin am Ende des 1. Aktes melancholisch-graziös auf dem Pendel einer riesigen Standuhr hin und her schwang. 75 Jahre Theater der Zeit – das ist eine ziemliche Strecke, und wenn wir die alten Hefte wieder in die…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 5/2021
Abschied
Dem Bühnen- und Menschenbildner Volker Pfüller zum Gedenken
von Friedrich Dieckmann
Wohin er griff auf vielen Schaffensfeldern, mit Feder, Stift oder Pinsel: Stets ist ihm das Außerordentliche gelungen. Bei alledem hat er nichts von sich her gemacht; dieser Meister grafisch-malerischer Zuspitzung, dem Grotesken, Satirisch-Geschärften wie dem Alltäglich-Absurden zugetan, war als Person von einer in sich ruhenden Zugewandtheit, die etwas Weltweises an sich hatte. Der Drang zum Regieführen, dem andere bühnenbildnerische Hauptgestalten seiner Generation nachgaben, lag ihm fern,…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 12/2020
Protagonisten
Goethes „Faust“ im deutschen Staatssozialismus
von Friedrich Dieckmann
„Faust war kein faustischer Mensch.“Emil du Bois-Reymond, 1882
Es war im Frühjahr 1962, ein knappes Jahr nach der Berliner Grenzschließung, als Walter Ulbricht die Kulturschaffenden seiner Partei zu einer internen Konferenz zusammenrief, um ihnen wegweisende Worte zu sagen. Das Ziel, auf das der 1960 zum Staatsratsvorsitzenden avancierte Parteichef seine Genossen orientierte, war hochgesteckt; er hatte sich der „Faust“-Lektüre erinnert, zu der ihn in Lehrlingsjahren der sozialdemokratische…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 10/2020
Magazin
Dem Übersetzer, Publizisten und Dramaturgen Maik Hamburger zum Gedenken
von Friedrich Dieckmann
Er hieß Michael, aber in Büchern und Aufsätzen nannte er sich, um Verwechslungen mit dem gleichnamigen Lyriker zu vermeiden, Maik, eine Verdeutschung des Namens, mit dem ihn seine Mitschüler und Mitstudenten in Großbritannien gerufen hatten. Geboren wurde er 1931 in Schanghai, wo seine Mutter, die später Ruth Werner hieß und eine Schwester Jürgen Kuczynskis war, von Richard Sorge für den Geheimdienst der Roten Armee angeworben wurde. Von China, wo ihr Mann, der Architekt Rudolf Hamburger, eine…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 3/2020
Volker Pfüller im Theater
von Friedrich Dieckmann
aus dem Buch: Volker Pfüller
Magazin
Ulrich Eckhardt: Über Mauern geschaut. Was Kultur kann – und soll. Siebenhaar Verlag, Berlin 2018, 320 Seiten, 29,90 EUR.
von Friedrich Dieckmann
Als Ulrich Eckhardt, promovierter Jurist und ausgebildeter Musiker, 1973 aus Bonn, wo er drei Jahre als Kulturreferent gewirkt hatte, nach Westberlin berufen wurde, um die Position eines Intendanten und Geschäftsführers der Berliner Festspiele zu übernehmen, da hatte ein Mann seinen Ort gefunden und der Ort seinen Mann. Der 39-jährige Westfale trat, zwei Jahre nach dem Grundlagenvertrag zwischen den beiden deutschen Nachkriegsstaaten, mit dem festen Vorsatz an, in der ehemaligen Frontstadt ein…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 4/2019
Protagonisten
Nachtrag zum Khrzhanovsky-Projekt
von Friedrich Dieckmann
„Berlins Verkehrssenatorin Regine Günther“, schrieb die Süddeutsche Zeitung am 28. September, habe „erneut eine Genehmigung des geplanten Mauerbau-Kunstprojekts DAU in diesem Jahr ausgeschlossen“, und fügte an: „Für die Prüfung eines solchen Großprojekts habe die Zeit gefehlt.“ Hat man daraus zu schließen, dass das Damoklesschwert des Khrzhanovsky-Projekts noch einmal über der Stadt schweben könnte? Wer dem Chef der Berliner Landesregierung nach dem ersten Bekanntwerden des geflissentlich…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 11/2018
von Friedrich Dieckmann
aus dem Buch: Vorsicht Volksbühne!
Denkzeichen. Essays für eine Zukunft der Volksbühne
von Friedrich Dieckmann
Als – es ist siebenundzwanzig Jahre her – unter dem Vorsitz von Ivan Nagel vier Fachleute der Theaterkritik und -wissenschaft zusammengerufen wurden, um die staatlich finanzierte Theaterlandschaft des vereinigten Berlin zu analysieren und Vorschläge für ihre Neuordnung zu machen, machte die Zukunft der Volksbühne die wenigste Arbeit: Wer anders als Frank Castorf, der zu dieser Zeit am Deutschen Theater einen fruchtbaren Gegenpol zu der Regiearbeit sowohl Heiner Müllers wie Thomas Langhoffs…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 08/2018
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