Alle Beiträge von Christian Horn
Thema
Das Theater der Jungen Welt Leipzig ist national und international erfolgreich – nur die virtuellen Welten muss es sich noch erobern
von Christian Horn
Klappern gehört zum Geschäft. Kein Presseverteiler der Leipziger Kultur- und Theatereinrichtungen läuft so hochtourig wie der des Theaters der Jungen Welt. Einladungen zu Gastspielen bei den Ruhrfestspielen 2016, nach Polen und Israel, die Nominierung für den Faust-Preis mit der Inszenierung „Ginpuin“ oder der Erhalt des Theaterpreises des Bundes – all das ist, neben den eigentlichen Spielplanankündigungen, erzählenswert.
Jürgen Zielinski hat das Haus seit seinem Antritt im Jahr 2002…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 5/2016
Festival
Das internationale Theater- und Tanzfestival euro-scene in Leipzig feiert 25 Jahre seines Bestehens
von Christian Horn
Die euroscene ist ein Kind der Wendezeit, ins Leben gerufen von dem Theaterwissenschaftler und Regisseur Matthias Renner. Internationales Theater und Tanz aus ganz Europa hat sie nun im 25. Jahr ihres Bestehens nach Leipzig geholt. Renner war früh, wenige Wochen vor dem dritten Festival, verstorben. Seitdem führt die Musik- und Theaterwissenschaftlerin Ann-Elisabeth Wolff das Festival fort. In der spärlich bestückten Festivallandschaft Ostdeutschlands lässt sich nur das Kunstfest Weimar mit der…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 1/2016
Look Out
Wie der bildende Künstler auf der Schwelle zwischen Skulptur und Theater die Geschichte der Hybris erzählt
von Christian Horn
Was Julian Rauter auf die Bühne stellt, glänzt. Wie ein frisch polierter Cadillac. Oder eine gut gewachste Orange. Und immer diese Drift nach oben. So in seiner Inszenierung „Der Traum einer Sache“ (2014), die am Lofft in Leipzig, im Maschinenhaus in Essen und auf Festivals zu sehen war: Ein langer weißer Bühnenteppich und ein roter Turm, der in den dunklen Bühnenhimmel ragt, gliedern den Raum. Am Fuß des Turmes stehen drei Darsteller in Kleidern, deren farbliche Kraft und formale Reduziertheit…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 10/2015
Magazin
Das Festival euro-scene in Leipzig kämpft um den Fortbestand
von Christian Horn
Auch in Leipzig zeigte sich Romeo Castelluccis Inszenierung „Sul concetto di volto nel figlio di Dio“ (Über das Konzept des Angesichts bei Gottes Sohn), die zwei Jahre nach ihrer Uraufführung nun die 22. euro-scene eröffnete, über die Kritik erhaben. Erstmals in einer Kirche gespielt, überstand das gemalte Antlitz von Jesus Christus den Plastikhandgranatenbewurf durch Kinder erneut schadlos, was, wenn überhaupt, lediglich als eine zu satte Apotheose zu kritisieren wäre. Die Szene erklärt die…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 1/2013
Auftritt
Centraltheater Leipzig: „mein faust“. Regie und Bühne Sebastian Hartmann, Kostüme Adriana Braga Peretzki
von Christian Horn
Bis in die philosophischen Abgründe hinein zeigt sich der Faust-Stoff in seiner Leipziger Bearbeitung von den Schlacken der Geschichte befreit. Selten ist der Ideen- und Dramensaboteur Sebastian Hartmann über den Akt der Destruktion hinaus so weit zu einer eigenen Theatersprache vorgedrungen. Selten hat er sich so rücksichtslos auf das diabolische Spiel der Welt eingelassen, es mit ihm getrieben, ohne bloß oberflächlich seine Wut zu formulieren und Kunst mit billigem Protest zu…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 1/2013
Magazin
Die deutsch-russische Koproduktion „Makariens Archiv“ bewegt sich am Leipziger Lindenfels Westflügel suchend durch Goethes Aphorismenmeer
von Christian Horn
Goethe lässt sein Epos „Wilhelm Meisters Wanderjahre“ im weiten Dunkel des Weltalls verklingen. In „Makariens Archiv“, dem letzten Kapitel des Werkes, sind 182 Aphorismen und Weisheiten versammelt, die im Kern besagen: Endgültige Einsicht in die Logik des Kosmos bleibt uns auf Erden verwehrt. Mensch und Welt, Natur und Kunst, Leben und Wissenschaft – auf dem Weg der Erkenntnissuche werden zahlreiche Antipoden formuliert. Ob das heute noch zeitgemäß ist, sei dahingestellt. Indes enthält es einen…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 4/2014
Magazin
Das internationale Projekt „Völkerschlachten“ folgt in Leipzig den Fährten zwischen Krieg und Nichtkrieg
von Christian Horn
Wenige Schritte von der Schaubühne Lindenfels im Leipziger Westen liegt das sogenannte Jahrtausendfeld. Früher standen hier Industrieanlagen, in denen im Zweiten Weltkrieg auch Zwangsarbeiter eingesetzt wurden. Zur Zeit der DDR wurden an diesem Ort Bodenbearbeitungsgeräte produziert. Nach der deutschen Wiedervereinigung und dem Abriss der Werkhallen fanden hier Kunstaktionen statt, wozu auch die Nutzung als begehbares Roggenfeld gehörte. Auf dieser Brache ließ sich vor knapp zwei Jahren das…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 5/2014
Aktuelle Inszenierungen: Heiner Müller Is Present
Schauspiel Leipzig: „Wolokolamsker Chaussee I – V“ in der Regie von Philipp Preuss
von Christian Horn
Dass aus der Geschichte zu lernen wäre, ist eine törichte Annahme. Ein Blick in die Ukraine, in den nahen Osten, in die Gemütsstuben der Alternative für Deutschland, überall dorthin, wo Menschen- und Freiheitsrechte mit Füßen getreten werden, ruft uns dies drastisch in Erinnerung. Leipzig beteiligt sich an der Verklärung von Geschichte mit dem Lichtfest (200 000 Besucher in diesem Jahr), welches alljährlich mit einer fröhlichen Lichterflut an den 8. Oktober 1989 „erinnern“ will. Dass an jenem…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 11/2014
Thema: Die Systemfrage
Zwischen Impulsgebern und Nischenbesetzern, Prekariat und stabiler Förderung – Schlaglichter aus den freien Szenen in Leipzig, NRW und München
von Friederike Felbeck, Christian Horn und Sabine Leucht
Leipzig: In der Musikstadt steht das Theater seit jeher unter Emanzipationsdruck – für die freie Szene eine doppelt schwierige Situation
Stolze Bürgerstadt mit anspruchsvoller Kulturszene“, übertitelt
der jüngste Leipziger Wirtschaftsbericht die Rubrik Kultur.
Richard Wagner, Felix Mendelssohn-Bartholdy, Gewandhaus,
Thomanerchor – das sind die Botschafter der Musikstadt Leipzig.
Theater hat es indes traditionell schwer. Legendär das Testament
des Leipziger Verlegers und Mäzens Carl…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 12/2013
Auftritt
Theater der Jungen Welt : „2 Uhr 14“ (DSE) von David Paquet. Regie Ronny Jakubaschk, Ausstattung Vera Koch
von Christian Horn
Wie eine Halfpipe fällt die Spielfläche von der
Bühne des Theaters der Jungen Welt in den
Zuschauerraum ab. Allerdings läuft diese
Rampe an der gegenüberliegenden Seite, an
der sich Skateboarder und Biker normalerweise
wieder in die Höhe schwingen, flach aus.
Drumherum sitzt das Publikum.
Daran bemerkenswert ist, dass diese
geschwungene Laufbahn mehr ist als bloß
Bühnenbild. Sie ist die große Energiekomponente,
welche der Inszenierung „2 Uhr 14“
anhaltenden Zug verleiht. Das ist…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 11/2013
Protagonisten
Das Schauspiel Leipzig will unter seinem neuen Intendanten Enrico Lübbe von allem ein bisschen – nur nicht anecken
von Christian Horn
So sieht also die Baumwollspinnerei aus.“ Dem Gast aus Berlin
gefällt das international gerühmte Galerieareal auf dem alten
Fabrikgelände im Leipziger Westen. „Wie eure Kulturfabriken in
Berlin“, sagt ein anderer. „Ja, aber weniger Milchkaffee.“ Allerdings
– wetten? – genauso viele Hunde. Auf einer Betonrampe vor
der Eisentür zum Aufgang in das dritte Stockwerk, wo das Schauspiel
Leipzig die neue Spielzeit unter dem neuen Intendanten
Enrico Lübbe eröffnet, hockt ein schwarzer Mops. Über…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 11/2013
Look Out
Der Leipziger Schauspieler Benjamin Lillie erschafft Figuren aus dem Zusammenbruch
von Christian Horn
Wenn Benjamin Lillie eines auf der Bühne nicht machen
möchte, dann auf dieser wirklich sterben. Klar. Aber selbst das
würde er sonst wohl mit Grandezza tun.
In seiner jüngsten Rolle am Leipziger Centraltheater ereilt
ihn indes der Zusammenbruch. Freilich nur ein gespielter. „Hört
ihr die Stille?“, fragt Lillie zum
Schluss des Monologs eines Weltverbesserers.
Dann sackt er zuckend
auf dem Bühnenboden zusammen.
„Der Traum eines
lächerlichen Menschen“, nach
dem gleichnamigen Text von…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 6/2013
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