Alle Beiträge von Bodo Blitz
Auftritt
Staatstheater Darmstadt: „Jetzt!“ von Christoph Frick, Lothar Kittstein und Ensemble. Regie Christoph Frick, Räume Thea Hoffmann-Axthelm
von Bodo Blitz
Vor Corona hieß die Produktion noch „Morgen!“. Christoph Frick und sein künstlerisches Team recherchierten zur verheerenden Brandnacht Darmstadts im Kriegsjahr 1944; sie bezogen die Gegenwart der Hessischen Metropole über Biografien von Darmstädterinnen und Darmstädtern mit ein. Der Autor Lothar Kittstein entwickelte zusammen mit Frick ein Stück, das dem Staatstheater Darmstadt nun zur Verfügung steht. Wozu aber ein Theaterpräsent für die Darmstädter, wenn es die Stadt wegen des aktuellen…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 4/2021
Auftritt
Theater im Marienbad: „Leonce und Lena“ von Georg Büchner. Regie Sascha Flocken, Ausstattung und Video Jens Dreske
von Bodo Blitz
Wie geht es der Jugend in Corona-Zeiten? Langeweile in den eigenen vier Wänden? Überbeanspruchung digitaler Endgeräte? Läuft Beziehungspflege verstärkt im virtuellen Raum? Wächst die Sehnsucht nach Analogem? Lassen sich Generationskonflikte überhaupt noch ausleben? Und wie weit tragen Ausbruchsfantasien?
Dieses Psychogramm umreißt einiges von dem, was Sascha Flocken und sein Team aus Georg Büchners Drama über zwei Protagonisten an der Schwelle zum Erwachsensein destillieren. Ihre „Leonce und…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 2/2021
Look Out
Die Regisseurin Anna-Elisabeth Frick möchte sich nie allzu sicher sein
von Bodo Blitz
Optimismus strahlt die Regisseurin aus, Offenheit und Freude. Wer länger mit ihr spricht, kann sich leicht vorstellen, wie gern Schauspielerinnen und Schauspieler mit ihr arbeiten. Denn Anna-Elisabeth Frick räumt ihrem Ensemble jede Menge Freiheiten ein. Das funktioniert auch deshalb, weil Texte für sie nicht absolut gelten. „Den Text?“, fragt Anna Frick schelmisch, um nach einer kurzen Denkpause selbst zu antworten: „Ja, den gibt es auch.
Frick feiert das Fragmentarische. Von „Gerüst“ ist bei…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 12/2020
Auftritt
Theater Marie/Vorarlberger Landestheater: „Geld, Parzival“ (UA) von Joël László. Regie Olivier Keller, Bühne Dominik Steinmann, Kostüme Tatjana Kautsch
von Bodo Blitz
Ein wütender, politischer Text ist Joël Lászlós Überschreibung des Parzival-Epos. Im Zentrum der künstlerischen und sehr kritischen Auseinandersetzung steht der Wirtschaftsliberalismus. Ihn gehen der Autor sowie das Regieteam um Olivier Keller frontal an. Stephanie Gräve, Intendantin des Vorarlberger Landestheaters, verweist in einem Telefongespräch zur Bregenzer Uraufführung nicht zu Unrecht auf die Bedeutung der Schweiz als Herkunftsort von „Geld, Parzival“. In Lázlós moderner Adaption des…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 1/2021
Auftritt
Theater Freiburg: „Elektra“ von Sophokles. Regie Malgorzata Warsicka, Ausstattung Agata Skwarczynska
von Bodo Blitz
Die Bühne gleicht einer apokalyptischen Landschaft. Verdorrte Äste lassen vergangene Verheerungen erahnen. Die kreisrunde schwarze Öffnung zum Bühnenhintergrund bleibt verschlossen. Sie erlaubt Assoziationen einer Sonnenfinsternis. Dem Zuschauer wird schnell klar, dass diese „Elektra“ direkt in die Krise führt und nicht aus ihr heraus.
Das Theater Freiburg erweitert unter Intendant Peter Carp seinen polnischen Regie-Schwerpunkt. Nach Ewelina Marciniak nun also Malgorzata Warsicka. Anders als…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 11/2020
Protagonisten
Intendantin Karin Becker und ihr Team wagen bei ihrem Neustart in Konstanz die direkte Konfrontation über das Spiel mit der eigenen Existenz
von Bodo Blitz
Die Eröffnungspremiere einer neuen Intendanz gleicht einem Spießrutenlauf. Programmatisch soll sie sein, und das auf doppelte Weise: ein inhaltliches wie ästhetisches Ausrufezeichen. Intendantin Karin Becker und ihr Team haben sich für Hans Falladas letzten Roman entschieden. „Jeder stirbt für sich allein“ setzt dem Widerstand in schweren politischen Zeiten ein Denkmal. Die Intendantin lässt an der Aktualität des Stoffes keinen Zweifel: „Uns ist dieser Auftakt mit Fallada sehr wichtig. Gerade…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 11/2020
Thema
Am Theater Freiburg erlebt Ewelina Marciniaks Shakespeare-Inszenierung in Zeiten von Corona eine Geisterpremiere
von Bodo Blitz
Drehen wir doch einfach die Uhr um einen Monat zurück. Und tun so, als hätte die Freiburger Premiere „Der Widerspenstigen Zähmung“ am 13. Februar stattgefunden. Stellen wir uns den Abend vor: Hell erstrahlt das Große Haus bis hinauf in den zweiten Rang. Beinahe neunhundert Zuschauer sind gekommen. Die Vorfreude ist groß, da die polnische Regisseurin Ewelina Marciniak nach Freiburg zurückkehrt. Sie wurde von Peter Carp und seinem Chefdramaturgen Rüdiger Behring quasi für die deutschsprachige…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 5/2020
Protagonisten
Am Theater Konstanz endet nach 14 Jahren die Ära Christoph Nix
von Bodo Blitz
Er kam im Jahr 2006 als „Reisender ohne Gepäck“, passend zum Motto seiner ersten Spielzeit: Prof. Dr. Dr. Christoph Nix, Künstler und Jurist. Eine schillernde, ja polarisierende Persönlichkeit trat vor 14 Jahren in Konstanz seine dritte Intendanz an. Als er damals mit nur einer Stimme Mehrheit gewählt wurde, hätte kaum jemand jene Kontinuität erwartet, wie sie dann tatsächlich eintrat. Die aktuelle Spielzeit gestaltet den eigenen Abgang kämpferisch. „Bella Ciao“ lautet das Motto. Ja, das ist…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 4/2020
Magazin
Das Maillon in Straßburg bezieht sein neues Theatergebäude – eine europäische Bühne als offenes Haus
von Bodo Blitz
Vielleicht ist das eine Quadratur des Kreises: feste Wände bauen für ein Theater, das Grenzen erfolgreich überschreitet. Das Maillon in Straßburg versteht sich als genrespezifisch offenes Gastspielhaus: Performance, Artistik, Tanz, Ausstellungen als Ausdrucksformen der hier gezeigten Gegenwartskunst sind jedenfalls so universell in der Sprache, dass sie den Maillon-Zusatz „eine europäische Bühne“ rechtfertigen. Ende November wurde nun der circa dreißig Millionen Euro teure Theaterneubau…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 1/2020
Auftritt
Theater Freiburg: „Der Sandmann“ von E. T. A. Hoffmann. Regie Stef Lernous, Bühne Sven van Kuijk, Kostüme Pia Salecker
von Bodo Blitz
Stef Lernous und seine Kompanie Abbatoire Fermé sind absolute Spezialisten für die Vergegenwärtigung des Verdrängten und die Macht des Unbewussten. Eine Inszenierung von Hoffmanns Erzählung „Der Sandmann“ liegt da nahe. Sven van Kuijks Bühnendesign ist bis in kleinste Einzelheiten grandios schmutzig und ruft bei seinen Betrachtern die emotionale Irritation eines düsteren Gemäldes hervor. Sieben geschlossene Zimmertüren, verblichene und abblätternde Tapeten erlauben Assoziationen einer…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 1/2020
Auftritt
Vorarlberger Landestheater Bregenz: „COLD SONGS: ROM“ „Coriolanus“ von William Shakespeare; „Der ideale Staat in mir“ (UA) von Bettina Erasmy; „Julius Caesar“ von William Shakespeare
von Bodo Blitz
Das Vorarlberger Landestheater stellt die Demokratie ins Zentrum seiner Spielzeiteröffnung; Intendantin Stephanie Gräve verführt ihr Publikum zum politischen Dauerdiskurs: Zwei Römerdramen Shakespeares umrahmen eine Uraufführung. Bettina Erasmy hat einen dystopischen Monolog geschrieben. „Der ideale Staat in mir“ entwirft eine Art „Matrix“-Welt. Differenzen? Gibt es nicht mehr. Was einmal Staat war, lässt sich inzwischen computergeneriert regeln. Es dominiert die Optimierungs-App oder es…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 12/2019
Look Out
Der Regisseur Sascha Flocken bringt Spielprozesse zum Leuchten
von Bodo Blitz
Ein junger Student fragt sich am Ende seines Politik- und Philosophiestudiums: „Ist es das jetzt?“ Seine Ansprüche an sich und die eigene Lebensaufgabe sind so allgemein wie anspruchsvoll: „Menschen erreichen, Welt erzählen, etwas – verändern.“
Die Konsequenz des eigenen Anspruches? Sascha Flocken gibt dem Theater eine Chance. Ihn begeistert bereits als Regieassistent eine ästhetische Praxis, welche politisch wirkt. Ab 2013 arbeitet der 1985 in Frankenthal Geborene als Regisseur an den…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 11/2019
Look Out
Die Schauspielerin Rosa Thormeyer verkörpert auf der Bühne paradoxe Gegensätze zwischen Brutalität und Zauber
von Bodo Blitz
Was ihr die Bühne bedeutet? Da lächelt Rosa Thormeyer versonnen: „Die Bühne fühlt sich oft so an, als käme ich nach Hause.“ Dort kann sie permanent über Grenzen gehen, und nichts bricht ihren unbändigen Mut. Sie spricht selbst vom „Drang“, auf der Bühne Lebens- als Spielweisen auszuloten. Wer ihr Spiel von außen betrachtet, kommt durchaus ins Philosophieren. Denn Rosa Thormeyer konfrontiert ihr Zuhause der Bühne mit der radikalen Darstellung von Unbehaustheit.
Die Ausbildung zur Schauspielerin…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 9/2019
Protagonisten
Das Vorarlberger Landestheater im idyllischen Bregenz befindet sich unter Intendantin Stephanie Gräve im Aufbruch
von Bodo Blitz
Ein ehemaliger Kornspeicher am Ostufer des Bodensees: das Vorarlberger Landestheater. Prominent platziert in Bregenz, direkt gegenüber der Uferpromenade. Eingerahmt von zwei weiteren Kultureinrichtungen, mit denen zusammen es eine GmbH bildet, mit einem Geschäftsführer und gemeinsamen Werkstätten. Zur Rechten: das vorarlberg museum. Zur Linken: das Kunsthaus Bregenz. Unter seinem Kürzel KUB steht letzteres nicht nur für berühmte Zumthor-Architektur. Wer hier ausstellt, darf als Künstler das…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 6/2019
Protagonisten
Der Freiburger Intendant Peter Carp im Gespräch mit Bodo Blitz
von Bodo Blitz und Peter Carp
Herr Carp, Ihre einprägsame Metapher für das Theater Freiburg, der „Weltempfänger“, gilt weiterhin, inzwischen sind Sie in der zweiten Spielzeit. Auf welche Resonanz stößt Ihre Arbeit in der Stadt?Freiburg ist eine international ausgerichtete „Geistesstadt“. Von daher passt der „Weltempfänger“ sehr gut. Er beschreibt die Tatsache, dass wir mit vielen verschiedenen Regisseurinnen und Regisseuren aus unterschiedlichen Ländern, ja Kulturkreisen arbeiten. So präsentieren wir viele unterschiedliche…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 4/2019
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