Alle Beiträge von Friederike Felbeck
Kunstinsert
RAUM + ZEIT laden ihr Publikum zur Selbsterfahrung ein
von Friederike Felbeck
Rauchen ist im Krankenhaus verboten“, sagt eine Zuschauerin und versucht damit, ihr Gegenüber vor einem tragischen Unfalltod zu retten. Denn Ruth Berlau wird an diesem Abend verbrennen, gezündelt durch ihre eigene Zigarette in einem Krankenbett der Charité. Die Schauspielerin Esther Hausmann, eine von drei Darstellerinnen der Koautorin und Geliebten von Bertolt Brecht, kontert: „Verpetzt du mich?“.
Diese Szene – zwischen einer Schauspielerin und ihrer Zuschauerin – lotet ein vollkommen…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 11/2022
Look Out
Die Schauspielerin Sarah Moeschler forscht nach dem Unsichtbaren im Theater
von Friederike Felbeck
In einem Video-Poem für ihre Aufführung „_darkened by barbara“ wandert Sarah Moeschler durch einen langen schwarzen Tunnel, auf dessen Wänden ihre Hand Zeichen aus Licht hinterlässt. Ihre „Kosmische Ballade mit rauschendem Hintergrund der Wahrheit“, die irgendwo zwischen den Orkantiefs Ylenia, Zeynep und Antonia im Februar 2022 am Theater an der Ruhr Premiere hatte, ist eine Liebeserklärung an das Unsichtbare. Grundlage der Performance, die zugleich ihre Abschlussarbeit für eine…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 4/2022
ausbildung und corona
Schauspielausbildung als Achterbahnfahrt: Berichte aus Wien und Bochum
von Friederike Felbeck
Die Nachricht kommt wenige Tage vor der Premiere im März 2020. Eva-Lina Wenners und Paula Winteler studieren Schauspiel an der Folkwang Universität der Künste in Essen, und nach einem ersten intensiven Jahr soll es jetzt erst so richtig losgehen – der Umzug ins Theaterzentrum in Bochum steht unmittelbar bevor: „Jetzt zeigen wir’s euch allen!“ Dann der Schock: Alle Gäste müssen ausgeladen, der Campus darf nicht mehr betreten werden, die erste Vorstellung vor Publikum – abgesagt! Es heißt, da…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 4/2022
Look Out
Die Schauspielerin und Theatermacherin Mariana Senne sucht den kollektiven Orgasmus
von Friederike Felbeck
Theatermachen kann ein ganz schön langweiliges und einsames Geschäft sein. Das hat Mariana Senne, die 2014 der Liebe wegen ihre brasilianische Heimat São Paulo verlässt und nach Europa aufbricht, schon gelernt. So lädt sie denn auch in ihrer aktuellen Performance „I love you but I need to kill you now “ ihr Publikum ein, sich gemeinsam an eine lange Tafel zu setzen. Die Arbeit, die im vergangenen Jahr in Amsterdam uraufgeführt wurde, ist eine musikalische, bildgewaltige und höchst persönliche…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 3/2022
Auftritt
Theater an der Ruhr: „Germania. Römischer Komplex“ nach Tacitus, Durs Grünbein u. a. Regie/Videoregie Simone Derai. Musik und Sounddesign Mauro Martinuz
von Friederike Felbeck
„Germania. Römischer Komplex“ ist bereits die zweite Inszenierung des italienischen Regisseurs Simone Derai, dem künstlerischen Leiter der in Treviso beheimateten Gruppe Anagoor, und unbedingt eine Reise wert. Motor des Abends ist der klassische Text des Historikers und römischen Senators Tacitus, dessen „Germania“ wahlweise als Schmähschrift, ethnografische Studie, nationalistisches Pamphlet, Sittenporträt oder Appell an die römischen Zeitgenossen, besser die Finger von den unberechenbaren…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 3/2022
Look Out
Die Inszenierungen von Charlotte Sprenger sind ästhetische Individualistinnen – sie leben von der Freiheit der Möglichkeiten
von Friederike Felbeck
Wie viel Freiheit nehme ich mir, und wie viel erkämpfe ich mir? Charlotte Sprenger hat ihr Mantra sehr bewusst gewählt. In ihrem siebten Jahr als Regisseurin überrascht sie in ihren Aufführungen mit einer Purheit und Subjektivität, die sie inzwischen an große Häuser wie das Thalia Theater Hamburg, das Deutsche Theater Berlin, ans Theater Basel, nach Linz und Karlsruhe geführt haben. Denn Charlotte Sprenger kann Nein sagen und sucht nach dem, was sie berührt und was sie nahe an sich heranziehen…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 11/2020
Look Out
Die Netzwerkgründer von Cheers for Fears entwerfen in ihrem Labor neue Formen künstlerischer Zusammenarbeit
von Friederike Felbeck
Fehlende Vernetzung, eine unterentwickelte Kultur des Feedbacks und des (analogen) Sprechens: So lautet die bittere Diagnose, die am Anfang von Cheers for Fears stand. Selbst Studierende der Ruhr-Universität Bochum am Institut für Theaterwissenschaft mit Schwerpunkt Szenische Forschung, begründeten Jascha Sommer und Johanna Yasirra-Kluhs 2013 deshalb eine mobile Akademie. Ein begehrtes und lang erwartetes Nischenprodukt, wie sich bald herausstellt, denn Nordrhein-Westfalen bietet jungen…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 4/2020
thema: italien
Starke Bilder und Gegenwartsbezüge – die „Orestea“ der italienischen Künstlergruppe Anagoor am Theater an der Ruhr in Mülheim
von Friederike Felbeck
Der Auftakt ist ohrenbetäubend. Zwischen den Schweinwerfern hängen Megafone. Der Ruf des Muezzins erklingt. Hinten eine Batterie an Lautsprecherboxen, die zu einer Stufenpyramide aufgebaut sind und deren Membrane sie zu Gesichtern werden lassen. Elektronische Klänge wüten durch den Raum – akustische Turbulenzen, die zehn Jahre Krieg ausspeien. Vielen Zuschauern im Mülheimer Theater an der Ruhr sind die Klänge von Mauro Martinuz zu viel, sie halten sich die Ohren zu. Aber keiner geht. Das…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 3/2019
Auftritt
Theater an der Ruhr: „Othello“ von William Shakespeare. Regie Roberto Ciulli, Bühne Gralf-Edzard Habben, Kostüme Elisabeth Strauß
von Friederike Felbeck
Das Spiel beginnt unmissverständlich: In einem Umfeld, in dem nach unten getreten wird, Frauen abfällig mal als Hure, mal als Wurfmaschine beschrieben werden, ist nichts Gutes zu erwarten. Der Raum wird markiert durch ein elegantes, rotes, fünfsitziges Sofa und einen abgewetzten ledernen Boxsack, der in der Kuppel des ehemaligen Solbades hängt, in dem sich das Theater an der Ruhr befindet. Angesiedelt in der Welt des Boxsports – der Mülheimer Othello hat nicht das feindliche Heer besiegt,…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 11/2018
Look Out
Der Videodesigner Stefano di Buduo verlängert die Bühne durch digitale Mittel und macht so unsere Wirklichkeit porös
von Friederike Felbeck
Stefano di Buduo ist überall: auf Häuserwänden, Plätzen und auf menschlichen Körpern. Seine Bilder wandern an Kirchtürmen entlang, schleichen sich in Museen oder tauchen ab in die Welt einer U-Bahn. Seine Motive sind oft wie der Quellcode eines Schauspielers. Sie sind das Ungesagte, das Unaussprechliche einer Figur und erzählen von Leben wie es Gehirnströme und Blutbahnen tun. Alles ist für ihn eine Bühne. Zu seinen Auftraggebern gehören inzwischen regelmäßig die Theater in Ingolstadt, Gießen,…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 10/2018
Festivals
Haiko Pfost, neuer Leiter des Impulse Theater Festivals, über die Lebensrealität von Künstlern mit zwei Pässen und die Ausweitung der Auswahljury auf das Publikum im Gespräch
von Friederike Felbeck und Haiko Pfost
Gerade als die freie Szene in sicherem und behäbigem Fahrwasser vor sich hin zu schippern begann, nahm der neue künstlerische Leiter der Impulse Haiko Pfost mit Volldampf Kurs auf noch unbekannte Inseln. Er präsentierte Produktionen, die ausschweifend, erfrischend verschroben, intim und verletzbar waren und sich jeder Kategorisierung entzogen. Er schuf eine vielfältige Mischung, zu der die Nabelschau „All Eyes On“ der Performerin Teresa Vittucci, „The Guardians of Sleep“ von David Weber-Krebs,…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 9/2018
Look Out
Mizgin Bilmen ist Regisseurin statt Aktivistin geworden, um sich mittels des Theaters einzumischen
von Friederike Felbeck
Mizgin Bilmen hat keine Angst. Weder vor großen Tieren, starken und erfahrenen Bühnenpersönlichkeiten, noch vor der Herausforderung, aus dem Stand eine Musiktheateraufführung zu stemmen. „Ich kann weder Noten lesen noch ein Instrument spielen.“ Aber ihr eigener Mut lädt offenbar andere dazu ein, mutige Entscheidungen zu treffen: Am Theater Bielefeld debütiert sie Anfang des Jahres als Opernregisseurin und inszeniert „Charlotte Salomon“ von Marc-André Dalbavies über das kurze und intensive Leben…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 5/2017
Magazin
Das Impulse Theater Festival ermöglicht geflüchteten Wissenschaftlern in der Silent University die Lehre
von Friederike Felbeck
Der konzeptionelle Neustart im vergangenen Jahr hat dem Impulse Theater Festival gut getan: Weg von der Unübersichtlichkeit und der Not inszenierter Shuttle-Touren zwischen den Orten, konzentriert sich das Festival nun auf eine der austragenden drei Städte. In diesem Jahr ist der Gastgeber das Forum Freies Theater in Düsseldorf. Der neu geschaffene jährliche Modus des Festivals wird seinem Namen Impulse gerecht und beansprucht nicht mehr, eine Werkschau der Besten zu sein. Neben den neun…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 10/2016
Auftritt
Schauspiel Essen: 4. „Stück auf!“-Marathon mit Rinus Silzle, Bonn Park, René Braun, Charlotte Roos, Christiane Kalss, Andreas Erdmann, Martina Clavadetscher und Jürgen Neff
von Friederike Felbeck
Was haben zeitgenössische Autoren zum Thema Glaube zu sagen? „Ohne den Glauben an eine höhere Instanz, ein göttliches Wesen, ans Schicksal oder wenigstens an die Liebe, einfach an irgendetwas, was dem Dasein einen übergeordneten Sinn verleiht, steht der Mensch ziemlich verlassen da“, provoziert der Ausschreibungstext der diesjährigen Auflage des Essener „Stück auf!“-Wettbewerbs. Unter dem Motto „Einer muss dran glauben!“ wurden bis zum Anmeldeschluss 128 Stücke eingereicht. Acht davon wurden in…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 5/2016
Thema
„Basmala – Freund oder Feind“ – Neco Çelik und Renegade untersuchen im Schatten der Kölner Silvesternacht die Verbindung von Hip-Hop und Islam
von Friederike Felbeck
Es ist ein großes Dilemma. Du glaubst, du stehst auf deinen eigenen Beinen, lebst dein Leben, und merkst gar nicht, wie tief du im Schlamassel drinsteckst. Nur dein Aussehen bestimmt noch, wer du bist. Spätestens seit den Ereignissen der Kölner Silvesternacht gibt es keine Unschuld mehr. Die Untäter haben ein Gesicht. Und jeder, der ihnen gleicht, ist einer von ihnen. Das Individuum wird abgeschafft.
Neco Çeliks zweite Produktion in Kooperation mit dem Herner Kulturverein Pottporus e.V. und…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 4/2016
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