Alle Beiträge von Michael Bartsch
Magazin
„Wolokolamsker Chaussee I-V“ von Heiner Müller – Regie Josua Rösing, Bühne und Kostüme, Ariella Karatolou, Video Jens Bluhm
von Michael Bartsch
Plötzlich klingt Heiner Müllers 1985 begonnenes fünfteiliges Poem drängend neu und zugleich ursprünglicher durch den vor einem Jahr von Russland begonnenen Weltkrieg, einem Krieg gegen die zivilisierte Welt. Allein schon die wiederkehrenden Panzermotive in den Videos der Inszenierung des Dresdner Staatsschauspiels assoziieren nicht nur die symbolisch aufgeladene aktuelle Diskussion um Panzerlieferungen an die Ukraine. Sie fügen Müllers Ausgangsmotiv einen Epilog hinzu, ein Kapitel alarmierender…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 3/2023
Akteure
Dieter Görne, ab 1990 elf Jahre Intendant des Dresdner Staatsschauspiels, ist mit 86 Jahren gestorben
von Michael Bartsch
Schon einige Zeit vermisste man nach einer Premiere im Dresdner Staatsschauspiel die kurze Plauderei mit Dieter Görne. Wobei der ehemalige Intendant nie den besserwissenden Kritiker seiner Nachfolger spielte, sondern nur aus seiner erfahrenen Sicht Aspekte zum Stück beisteuerte. Mit seiner unverwechselbar knarrenden Stimme, die mit dem weichen sächsischen Idiom leicht kollidierte. Der 1936 in Heidenau bei Dresden Geborene legte es nie ab, und es gibt Sachsen wie ihn, bei denen hört man es…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 2/2023
Akteure
Ahmad Mesgarha gilt über Dresden hinaus als eine Institution. Auf der Bühne vereint er Lust an der Magie der Szene und Sinn für architektonische Gestaltung
von Michael Bartsch
Es bedurfte nicht des früher üblichen Black Facings, um aus Ahmad Mesgarha einen Fremden, einen Othello zu machen. Sein Name und ein etwas dunklerer Teint waren Stigma genug. Jedenfalls im Jahr 2016, als sich die furchtsamen Deutschen wieder einmal von Überfremdung bedroht fühlten. Zur Premiere im Großen Haus des Staatsschauspiels am 29. Oktober trat Mesgarha mit einem eigenen Prolog aus der Shakespeare-Rolle heraus. „Mein Name soll meine Maske sein. Meine Farbe heißt Ahmad“, rief er energisch…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 2/2023
Thema
Der Tarifabschluss stürzt besonders kleinere Stadttheater in ein zusätzliches Kostendilemma. Beispiele und Hilferufe aus Sachsen
von Michael Bartsch
„Ich freue mich sehr für die Kollegen, dass sie endlich verdientes Geld bekommen. Aber das Theater bekommt nicht mehr Geld“, beschreibt Daniel Morgenroth als Intendant des Gerhart-Hauptmann-Theaters (GHT) Görlitz-Zittau den Konflikt zweier Seelen in seiner Brust und zugleich das Problem der Tariferhöhungen.
Nicht genug, dass sich Heizung und Elektroenergie infolge des russischen Überfalls auf die Ukraine drastisch verteuern. Am GHT werden dafür zusätzlich 386.000 Euro veranschlagt. Auch die…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 2/2023
Diskurs & Analyse
Der Löschwasserschaden am Görlitzer Theater ist eine der größten Katastrophen der letzten Zeit. Er macht deutlich: Die Brandanlagen sind so sensibel, dass sie mehr schaden als schützen
von Michael Bartsch
Bühnenhaus und Hinterbühne des Görlitzer Theaters bieten eine makabre stumme Inszenierung für sich. Scheinwerfer türmen sich zu einem Berg, die meisten von ihnen moderne LED-Spots mit Steuerungselektronik. Ebenso Vorhänge, die auf ihren Abtransport zur Entsorgung warten. Trostlos steht das erst vor zwei Jahren gebaute Inspizientenpult da. Durch Nässe verzogene Sperrholzplatten für den Podienbau harren aufgestapelt ihres letzten Schicksals. Überall auf Haupt- und Hinterbühne dominieren…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 1/2023
Magazin
„Straße der Besten“ von Amina Gusner und Heiko Senst (UA) – Regie Amina Gusner, Ausstattung Inken Gusner, Musikalische Leitung Martin Hybler, Choreografie Enrico Paglialunga
von Michael Bartsch
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 1/2023
Thema
Sächsische Bühnen klagen weniger über Publikumsschwund
von Michael Bartsch
Ein typischer Feuilleton-Hype, ließen sich die Kommentare sächsischer Intendanten zur Debatte um Publikumsrückgewinnung durch Spielplankonzessionen zusammenfassen. Selbst wenn man berücksichtigt, dass die Leiter selbstverständlich nur Gutes über ihre Häuser sagen, klingen ihre Erfahrungsberichte relativ gelassen, jedenfalls weniger alarmiert als teils aus westdeutschen Regionen. Erstaunlich, hatte doch die sächsische Kulturlandschaft kaum Zeit, sich vom letzten Winterlockdown zu erholen. Den…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 11/2022
Aktuelle Inszenierung
Christian Friedels Sound-Stück „Macbeth“ am Staatsschauspiel Dresden
von Michael Bartsch
Als Universalakteur beim lange verschobenen „Macbeth“ spielt Christian Friedel in Dresden das Ensemble keineswegs an die Wand. Ein multimediales Opus, das dennoch dicht am klassischen Schauspiel bleibt.
„Das eben ist der Fluch der bösen Tat, dass sie, fortzeugend, Böses muss gebären!“ Nicht Shakespeare, sondern Schiller 200 Jahre später, gesprochen ausgerechnet in der „Wallenstein“-Trilogie, die auf der gleichen Bühne des Dresdner Schauspielhauses als siebenstündiges narzisstisches Spektakel…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 10/2022
Protagonisten
Georg Genoux setzt am Thespis Zentrum Bautzen und beim bevorstehenden Festival „Willkommen anderswo“ neue Akzente
von Michael Bartsch
Wenn am 19. Oktober in Bautzen wieder das Festival internationaler Begegnungen „Willkommen anderswo“ startet, wird es eine neue Handschrift tragen. Verantwortlich ist eine „Filiale“ des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters, das Thespis Zentrum, durchaus als Bautzener Bürgerbühne zu bezeichnen. Es wurde 2018 auch als Antwort auf fremdenfeindliche Aktionen in einer besonders heterogenen Stadt gegründet. Seit Mai leitet Georg Genoux das Zentrum, ein Mann mit einer ungewöhnlichen deutsch-slawischen…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 10/2022
Thema
Das Puppentheater Zwickau in Sachsen entdeckt während der Pandemie-Einschränkungen die 360 Grad Virtual Puppetry
von Michael Bartsch
Ist das noch Theater?“, fragt in aller Sympathie eine Besucherin im Foyer des Puppentheaters Zwickau, nachdem sie die Video- Brille abgesetzt hat. Ein ausgewählter Personenkreis erlebte soeben eine ungewöhnliche Schnuppervorstellung des „Erlkönigs“. Man saß zwar gemeinsam im kleinen Theaterfoyer, das mit Blumen, Fotos der Spielerinnen und Spieler und einem Klavier dekoriert ist. Aber jeder verfolgte die knapp halbstündige Inszenierung der Goethe-Ballade für sich per VR-Brille. Präsenz und der…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 9/2022
Look Out
Hauptschule, Selbstversuche, Förderpreis: Paul-Antoine Nörpel
von Michael Bartsch
Seine Vormittagsvorstellung auf der Waldbühne Jonsdorf hat er hinter sich. Sommertheater. „Als Graf von Monte Christo darf man einen Bart tragen“, lacht Paul-Antoine Nörpel auf einer Parkbank in Zittau, als die Rede auf seine einst begonnene Friseurlehre und die Liebe zu Haaren kommt. Seinen Dreizehntagebart eingeschlossen, der Sommer macht’s möglich. Der 28-Jährige in Cord-Oberteil und Freizeithose macht einen unbekümmerten, aber keinen flapsigen Eindruck. Denn er blickt oft nachdenklich gen…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 9/2022
Aktuelle Inszenierung
Ein bombastischer „Wallenstein“ am Staatsschauspiel Dresden malt gewaltige Bilder in der Masse der Regieeinfälle
von Michael Bartsch
„Wer stört uns noch in später Nacht?“ Als dieser Satz nach Mitternacht fällt, lachen nur noch wenige. Ein größerer Teil scheint die unfreiwillige Ironie gar nicht mehr mitbekommen zu haben, jedenfalls deuten schräge Sitzhaltungen darauf hin. Auf der Bühne des Dresdner Schauspielhauses entwickelt sich Frank Castorfs „Wallenstein“ immer mehr zu einem Stück für Souffleuse und zwölf Spieler, die bei aller Professionalität auch der extremen Belastung der finalen Probentage Tribut zollen müssen.…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 6/2022
Theatertreffen
Vom 10. bis 15. Mai findet in Plauen und Zwickau das 11. Sächsische Theatertreffen statt – Überblick einer Landschaft
von Michael Bartsch
Mit einigem Stolz blickt Sachsen auf seine dichte Theaterlandschaft. Doch ohne Brüche hat trotz des Kulturraumgesetzes auch diese die Jahre nach 1990 nicht überstanden. Plötzlich wurde das reiche Erbe als Last empfunden. Im Wiedervereinigungsjahr 1990 erschien immer deutlicher, dass die Dichte der staatlich finanzierten Kultureinrichtungen im „Beitrittsgebiet“ nicht zu halten war. Die DDR verteilte ihr vergleichsweise bescheidenes Bruttosozialprodukt nach anderen Prämissen, leistete sich aus…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 5/2022
Theaterkünstler*innen
Regisseur Jan Gehler braucht in Dresden keine Effektverstärker für die Uraufführung von Kathrin Rögglas „Das Wasser“
von Michael Bartsch
Wir werden etwas kommen gesehen haben“, blickt die „Frau mit Zukunft“ dreißig Jahre voraus. Die Folgen des Klimawandels in seiner feucht-trockenen Dimension nämlich, mit dem sie sich aber erst befassen will, „wenn die Kinder groß sind“. Unter anderem mit diesem Zitat kündigt das Staatsschauspiel Dresden die Uraufführung des jüngsten Auftragswerks an Kathrin Röggla an. Wäre nicht sie die Autorin, hätte sich erst einmal Skepsis eingestellt. Aha, wieder ein Spiel mit der Apokalypse, gar eine…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 5/2022
Gespräch
von Michael Bartsch und Carsten Knödler
Schauspiel und Figurentheater in Chemnitz müssen für rund zwei Jahre in eine Ausweichspielstätte umziehen. Das einen reichlichen Kilometer von der Oper entfernte Schauspielhaus machte auf den ersten Blick noch gar keinen so sanierungsbedürftigen Eindruck?
Vielleicht wäre die Bestuhlung wirklich einmal sanierungsbedürftig, aber entscheidend waren Fragen des Brand- oder Lärmschutzes und der Elektrik. Wir konnten nicht riskieren, dass dieser Bestandsschutz plötzlich einmal aufgehoben wird. Wir…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 3/2022
Kommentar
Ausgerechnet in der Phase des Aufrappelns ruft die Sächsische Zeitung den Kulturbetrieb zu mehr Demut auf
von Michael Bartsch
Man sollte meinen, das Feuilleton, die Kultur und die sie transzendierenden Künste seien insgeheim Verbündete. Die kritisch- dialektische Wechselwirkung zwischen Schaffenden und professionell Rezipierenden befördert Bewegung. Das ewige Unverstandensein der Künste gehört zu diesem Spiel ebenso wie die ewige Besserwisserei derer, die es nie gekonnt haben, sich aber nicht weinend aus diesem Bund stehlen wollten. Goethes „Schlagt ihn tot, den Hund! Es ist ein Rezensent.“ illustriert nur, wie sehr…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 3/2022
lausitz
Endlich ist der „Reichsbürger“-Monolog auch im proteststarken Bautzen zu sehen
von Michael Bartsch
Sie flüchten aus der gefühlten Grundablehnung der Bundesrepublik in ihre paranoiden Parallelstaaten, in ihre fiktiven Reiche. Dort können sie ihre narzisstische Störung ausleben, die Geschichte negieren. Man könnte über sie schmunzeln, fänden die geschätzt 19 000 „Reichsbürger“ Deutschlands nicht eine gewisse Resonanz und Sympathie bei der viel größeren Zahl von Generalverweigerern gegenüber dem Staat. Schließlich hat einer von ihnen 2016 im bayerischen Georgensgmünd einen Polizisten…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 3/2022
lausitz
Gespräch mit Lutz Hillmann und Stephan Märki über Theater in der Lausitz, Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Ober- und Niederlausitz, Sorbisches und Polnisches – sowie über Perspektiven
von Michael Bartsch, Lutz Hillmann, Thomas Irmer und Stephan Märki
TdZ: Man hört ja oft, die Oberlausitz mit dem Bergland von Bautzen bis Zittau und die Niederlausitz mit Cottbus, dem Spreewald und den Tagebaugebieten seien nicht nur landschaftlich verschieden, sondern auch mental und kulturell. Stimmt denn das?
LH: Also das ist wirklich schwierig. Jeder, der von draußen draufguckt, würde sagen, das macht natürlich Sinn, Ober- und Niederlausitz, das muss ja die Lausitz sein. Das gemeinsam zu vermarkten und gemeinsam zu begreifen, liegt doch auf der Hand. Von…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 3/2022
lausitz
Theater in der Oberlausitz
von Michael Bartsch
Auch die Theater der Oberlausitz verdanken ihre Existenz überwiegend der Stadttheater-Gründungswelle des 19. Jahrhunderts. Sie gehören heute zum Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien, dessen Träger die beiden Landkreise Bautzen und Görlitz sind. Diese Bildung von regionalen Kulturzweckverbänden wurde 1993 mit dem Sächsischen Kulturraumgesetz eingeführt. Der Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien ist nach Fläche zwar der größte der fünf ländlichen und drei urbanen Räume in Sachsen. In den…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 3/2022
Neustarts
Die heimliche Erzgebirgshauptstadt Annaberg-Buchholz auf dem Weg zu einer sächsischen Theaterhauptstadt
von Michael Bartsch
In die Häuserzeile am Fuß der ansteigenden Buchholzer Straße passt das Annaberger Winterstein-Theater auf den ersten Blick nicht. Mit seiner beeindruckenden neoklassizistischen Fassade scheint das Gebäude die einengenden benachbarten Bürgerhäuser beiseite drücken zu wollen. Unvermutet setzt es einen sehr urbanen Akzent in der eher beschaulichen Erzgebirgsarchitektur. Aber Annaberg fühlt sich wegen seiner Lage, der Bergbautradition oder mit seiner imposanten Annenkirche ohnehin als…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 1/2022
Magazin
Die Hybridausgabe des Dresdner Festivals für junge europäische Regie
von Michael Bartsch
Es ging zumindest wieder vorwärts bei „Fast Forward“ in Dresden. Nicht so „fast“, wie man es bei einigen Beiträgen in den elf Braunschweiger und Dresdner Jahrgängen schon erlebte und wie man es bei noch wenig vom kommerziellen Druck beeinflussten frischen Ensembles erwarten kann. Denn eine faszinierende, im Gedächtnis haftende Inszenierung war 2021 nicht dabei. Aber nach der behelfsmäßigen Onlinevariante infolge des Lockdowns ein Jahr zuvor war zumindest die Hälfte der acht Wertungsstücke…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 1/2022
Magazin
Christine Gabsch und Wolfgang Adam standen seit fast einem halben Jahrhundert gemeinsam auf der Bühne – jetzt sagen sie Adé
von Michael Bartsch
Es sei zwar „manches dabei“, aber ihr Privatleben spiele sie nicht auf der Bühne, antwortet Christine Gabsch auf die Frage, wie viel Authentisches in der Chemnitzer Inszenierung von Ernest Thompsons „Das Haus am See“ durchschimmere. „Meine Frau würde sagen ,viel‘“, hatte ihr Bühnen- und Lebenspartner Wolfgang Adam zuvor lächelnd geäußert. Solche unterschiedlichen Akzente aber muss man schon herausfordern bei einem Paar, das seit einem halben Jahrhundert gemeinsam auf der Bühne und in der…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 11/2021
Auftritt
Staatsschauspiel Dresden/Bürgerbühne: „Asphalt“ von Tobias Rausch. Regie: Tobias Rausch
von Michael Bartsch
Einsteigen bitte zum Autotheater! Ich erwische einen SEAT Cupra im schwarzen Leichenwagendesign. Ein erster prüfender Blick sagt: Zu nichts nutze außer zum Schnellfahren, der Tacho beginnt praktisch erst bei 160. Ein Paar Ski oder ein Fahrrad bekommt man hier jedenfalls nicht unter. Er ist einer von 18 Neuwagen, die im Kreis auf dem Dresdner Neumarkt warten. Die Verbindung nach draußen hält ein zusätzlicher Lautsprecher. Anzustecken an einen jener 18 weiteren Wagen, die nun einen zweiten Kreis…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 11/2021
Kommentar
Ein weiteres Spargutachten versetzt den Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien in Aufruhr
von Michael Bartsch
Déjà-vu. Schon wieder eine dieser en suite gespielten Tragödien mit Mordversuchen am für entbehrlich gehaltenen kulturellen Ballast. Und das in einer Zeit unfreiwilliger kultureller Entbehrungen! Seit der Übernahme der viel zu opulenten Kulturlandschaft Ost 1990 halten sie sich hartnäckig in den Planspielplänen der Kommunalpolitiker. Eine der trefflichsten Antworten auf den Dauerspardruck fand beispielsweise 2014 das Anhaltische Theater Dessau mit seiner an die Landesregierung adressierten…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 6/2021
Gespräch
von Walter Bart, Michael Bartsch und Heike Faude
Heike Faude, Walter Bart, zuerst die gute Nachricht: Die akute Gefahr einer Finanzierungskrise scheint abgewendet!
Heike Faude: Ja, glücklicherweise ist das Haushaltskonsolidierungskonzept im Stadtrat gekippt worden. Es gab keine politische Mehrheit für Kürzungen in dieser Dimension.
Atmet das Theaterhaus jetzt auf?
Faude: Na ja, für 2021 war ursprünglich eine Zuschusserhöhung geplant, die Lohnsteigerungen über vier Jahre ermöglicht hätte. Die ist nun eingefroren worden. Wir haben uns mit…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 4/2021
Protagonisten
Die AfD – bald ein bundesweiter Verdachtsfall? Ein Gespräch mit Hasko Weber, Generalintendant des Deutschen Nationaltheaters Weimar, über alte und neue Kämpfe gegen die Neue Rechte
von Michael Bartsch und Hasko Weber
Hasko Weber, wir würden nicht über beunruhigende Entwicklungen am rechten Rand sprechen, wenn es dort nicht die Behauptung gäbe, das Deutschland der Merkel-Ära sei nach links gerückt und man müsse es wieder auf den rechten Weg zurückführen. Welche Spektralverschiebung nehmen Sie wahr?
Aus der Rechtsaußen-Perspektive kann es ja nur so sein, dass etwas nach links gerückt ist. Das Spektrum hat sich verschoben. Innerhalb der CDU/CSU nehme ich das so nicht wahr, da geht es wohl eher um die…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 4/2021
Magazin
Das dritte Bautzener Festival „Willkommen anderswo“ zeigt das beachtliche Niveau der Jugendbühnen
von Michael Bartsch
„Solch ein Gewimmel möcht’ ich sehn!“ Beim Festival „Willkommen anderswo“ im Deutsch-Sorbischen Volkstheater Bautzen ging der Wunsch von Faust aus dem gleichnamigen Goethe-Klassiker tatsächlich in Erfüllung – dreieinhalb Tage lang, draußen bei den Grünanlagen, in den Foyers und vor allem bei den ausverkauften Abendvorstellungen. Denn es war eine gute Idee, das Festival deutscher Mitmach-Jugendbühnen mit dem Spielzeitauftakt in Bautzen zu verbinden. Die Abonnenten, ein halbes Jahr auf Entzug,…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 11/2020
Auftritt
Deutsch-Sorbisches Volkstheater: „Nathan der Weise“ von Gotthold Ephraim Lessing. Regie Carsten Knödler, Ausstattung Frank Hänig
von Michael Bartsch
„Wenn dieser Engel nun – krank geworden!“, versucht Nathan die sehnsüchtigen Visionen seiner Pflegetochter Recha, die nach der Errettung aus dem Feuer vom Tempelherrn schwärmt, zu mildern. Es ist ungewollt der Satz des Tages im Deutsch-Sorbischen Volkstheater Bautzen. Das Haus spielte Mitte März gerade noch, während die Dresdner Staatstheater bereits vor der virulenten Geißel Gottes kapitulierten. Schade, dass auch diese beachtliche und anhaltend gut besuchte Inszenierung nun ausgesetzt werden…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 4/2020
Thema
Das Karussell-Festival im Europäischen Zentrum der Künste Hellerau in Dresden zeigte vielfältige Positionen zeitgenössischer russischer Kunst
von Michael Bartsch
Als Intendantin Carena Schlewitt vor rund zwei Jahren ans Europäische Zentrum der Künste Hellerau verpflichtet wurde, schwang die Idee eines Festivals russischer Gegenwartskunst bereits mit. Die beiden Wochen im Januar zeigten nun, dass es dafür in Dresden tatsächlich ein interessiertes Publikum gibt: Die Vorstellungen waren weitgehend ausverkauft. Vertreten waren neben neugierigen Theaterprofis, Russlandfreunden oder Einwanderern auch erstaunlich viele junge und gar nicht mehr Russisch…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 3/2020
Magazin
Das noch in der DDR-Agonie entstandene Projekttheater wird im Februar dreißig Jahre alt
von Michael Bartsch
Es ist noch etwas geblieben vom morbiden Charme der Gründerzeit des Dresdner Projekttheaters. Die Tordurchfahrt auf der Louisenstraße führt in den Innenhof der typischen Blockrandbebauung mit der heute noch als solche erkennbaren ehemaligen Werkhalle des VEB Metallwaren. Die war im Juli 1989 schon verlassen, als sich eine Gruppe spielfreudiger Typen unter dem Namen theaterbrigade der Halbruine bemächtigen wollte. Hundert Jahre nach der Gründerzeit, als die Äußere Neustadt entstand. Die DDR und…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 2/2020
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